Perez: "Dann könnte der 2012er-Wagen eine Option sein..."
McLaren-Neuzugang Sergio Perez über die aktuelle sportliche Krise beim Team aus Woking: Schwächen erkannt, altes Auto als mögliche Option
(Motorsport-Total.com) - McLaren hat einen enttäuschenden Start in die neue Formel-1-Saison hingelegt. In der ersten Wintertestwoche in Jerez war der neue MP4-28 noch gut gelaufen, anschließend ging es jedoch steil bergab. Beim Auftakt in Melbourne konnte Jenson Button als Neunter zwei magere Zähler holen, Neuzugang Sergio Perez landete als Elfter knapp außerhalb der Punkteränge. Der Mexikaner bleibt trotz der Krise gelassen.
Frage: "Sergio, im vergangenen Jahr hast du in Malaysia als Zweiter im Sauber sensationell abgeschnitten. Nun läuft der McLaren nicht so, sodass du kaum auf ein ähnliches Ergebnis hoffen darfst. Wie gehst du damit um?"
Sergio Perez: "Wir erleben gerade etwas schwierige Zeiten. Ich bereue meinen Wechsel sicherlich nicht. Wir sind tatsächlich nicht in einer entsprechenden Position, aber es kann dennoch alles passieren. Auch heute (Donnerstag; Anm. d. Red.) Nachmittag haben wir schon Regen hier gesehen. Vielleicht regnet es auch im Grand Prix. Wenn wir bei normalen Bedingungen ein paar Punkte holen, dann wäre das ein gutes Resultat."
Frage: "Welche Eindrücke sind aus Australien haften geblieben?"
Perez: "Dass es ein schlechtes und ein gutes Wochenende zugleich war. Wir haben unsere Probleme lokalisieren können. Die Wintertests waren wegen der Reifen wirklich schwierig für uns. Gut, dass wir die Schwachstellen nun ausgemacht haben. Das Team arbeitet nun an entsprechenden Lösungen. Wir haben mehrere Probleme, nicht nur eines. Das Hauptproblem liegt aber wohl im Qualifying. Es wird etwas Zeit brauchen, aber McLaren hat alle Möglichkeiten, es zu schaffen."
Der Frust ist nicht zu leugnen
Frage: "Wie frustrierend ist es, wenn man zu einem solch großen Team wechselt und dann nichts zeigen kann?"
Perez: "Ich müsste lügen, wenn ich behaupten wollte, dass so etwas nicht frustrierend ist. Es ist eine Tatsache, dass wir nicht in der Position sind, die ich mir erhofft hatte. Ich dachte, ich könnte vorne mitkämpfen. Meine Herangehensweise ändert sich dadurch aber nicht. Ich mache es so, wie ich es auch in allen anderen Teams machen würde. Ich gebe 100 Prozent. Wir werden zurückschlagen."
"Auch wenn der Wagen am ersten Wochenende nicht allzu viel hergab, so bin ich mit meiner eigenen Leistung sehr zufrieden. Ich konnte am ersten Wochenende auf dem Niveau von Jenson fahren. Das ist doch toll. Es gibt positive Aspekte. Das Auto passt noch nicht, aber die Jungs in der Fabrik arbeiten daran, sodass sich das ändern wird. Solch eine Situation erlebe ich lieber mit McLaren als anderswo. Ich bin froh, im besten Team der Formel 1 zu sein."
Frage: "Ist man auch im Team so gelassen und sicher, diese Probleme in den Griff bekommen zu können?"
Perez: "Es gibt niemand Ruhe, bis wir das Auto im Griff haben. Wir ziehen alle an einem Strang, jeder fühlt sich in der Verantwortung. Wir arbeiten alle daran, uns gemeinsam wieder möglichst schnell aus dem Sumpf zu ziehen. Wir werden das schon schaffen. Ich finde es erstklassig, wie man im Team mit der Situation umgeht. Da gibt es keine Schuldzuweisungen oder ähnliches, sondern alle gemeinsam arbeiten an einer Verbesserung der Situation."
Frage: "Muss man nun schon über bescheidenere Saisonziele nachdenken?"
Perez: "Nein, das ist viel zu früh. Man muss nach fünf oder sechs Rennen mal schauen. Wenn man auch in Barcelona nicht das Tempo hat, dann muss man vielleicht mal über die weitere Herangehensweise nachdenken. In Barcelona bringen alle Teams noch einmal große Updates. In der Formel 1 können sich die Dinge rasend schnell verändern."
Perez hofft auf Regen am Sonntag
Frage: "Was ist in Malaysia möglich?"
Perez: "Naja, wenn ich mir die Voraussetzungen so anschaue, dann viel. Ich habe mein Potenzial hier im vergangenen Jahr deutlich gezeigt. Die Leistungsfähigkeit des Autos in diesem Jahr ist vergleichbar mit jener des Sauber zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Damals bin ich auf das Podest gefahren. Wenn es knifflige Bedingungen gibt, dann ist ein gutes Resultat drin. Bei normalem Wetter sind wir vielleicht gerade so in den Top 10. Ich hoffe auf etwas Regen am Sonntagnachmittag."
Frage: "Wie gehst du mit der Hitze um?"
Perez: "Es ist wichtig, dass man ständig etwas trinkt. Der Regen sorgt nicht einmal für Abkühlung. Nach einem Schauer ist es sofort wieder heiß. Es ist wichtig, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen."
Frage: "Beschreibe uns die Eigenheiten der Strecke..."
Perez: "Dieser Kurs ist schwierig, er hat von allem etwas. Es gibt langsame, mittelschnelle und sehr schnelle Passagen. Bei Nässe wird es für alles ziemlich knifflig. Ich mag die Strecke, habe immer Spaß hier."
Frage: "Jenson und du, seid ihr euch in Sachen Fahrstil ähnlichen?"
Perez: "Ja, groß sind die Unterschiede sicherlich nicht. Er kommt mit Untersteuern besser klar. Damit habe ich etwas größere Probleme."
Frage: "Es gab einige Gerüchte darum, dass McLaren möglicherweise das Vorjahresauto wieder aus der Garage holen könnte. Wie stehst du dazu?"
Perez: "Wir tun alles, um wieder vorne mitmischen zu können. Unser neues Auto hat viel Potenzial, wir müssen eben nur das Maximale herausholen. Wir wollen Siege einfahren - auch in diesem Jahr. Wir werden nichts unversucht lassen, um wieder an die Spitze zu kommen. Wenn wir mit dem alten Auto schneller sein sollten, dann könnte das eine Option sein. Im Moment konzentrieren sich aber alle auf das aktuelle Auto."