Sutil über Führungskilometer: "Unglaubliches Gefühl"
Adrian Sutil ist nach seinem Formel-1-Comeback überglücklich - und das, obwohl der Deutsche am Ende mit seinen Reifen zu kämpfen hatte und Positionen verlor
(Motorsport-Total.com) - Adrian Sutil gelingt beim Saisonauftakt in Melbourne ein unglaubliches Comeback: Die Zwangspause im Vorjahr scheint den Force-India-Piloten noch schneller gemacht zu haben, in Australien lag der Deutsche zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere in Führung und nahm es sogar mit Triple-Weltmeister Sebastian Vettel auf. Im letzten Rennabschnitt ließen jedoch die superweichen Reifen seines Boliden sehr stark nach, weshalb er Mark Webber und Lewis Hamilton das Feld überlassen musste und am Ende Siebter wurde. Dennoch war der 30-Jährige nach dem Rennen im Gespräch mit 'RTL' und 'Sky' überglücklich.
Frage: "Glückwunsch zum sensationellen Comeback! Wie haben sich die ersten Führungsrunden deiner Karriere angefühlt?"
Adrian Sutil: "Das war wirklich ein tolles Rennen, es hätte gar nicht besser laufen können. Ich hatte schon erwartet, im Rennen schnell zu sein, da die Tests am Freitag ganz gut verliefen. Trotzdem ist es ein unglaubliches Gefühl, wenn man auf einmal in Führung liegt. Über eine lange Zeit vorne mitzumischen, ist einfach toll. Platz sieben ist wirklich super."
Frage: "Warum konntest du Webber und Hamilton am Ende nicht halten?"
Adrian Sutil: "Ich war auf einer anderen Strategie und begann das Rennen auf den harten Reifen. Es lief alles sehr gut und meine Rennpace war ordentlich. Dann kam jedoch der letzte Stint mit den superweichen Reifen. Ich habe sehr vorsichtig angefangen, doch nach zwei Runden sind sie komplett eingebrochen, was sehr komisch war. Das Auto war dann wirklich kaum zu fahren und ich dachte schon, das Rennen nicht mit diesem Reifensatz beenden zu können."
"Dann kamen die Reifen aber allmählich wieder und ich konnte glücklicherweise auf Platz sieben ins Ziel fahren. Ich habe mich dann am Ende relativ breit gemacht um die Fahrer hinter mir zu lassen. In diesem Stadium hatte ich wirklich mit den Reifen zu kämpfen. Es war aber dennoch ein tolles Rennen, in dem mir vor allem die Führungskilometer Spaß gemacht haben!"
Frage: "Die vielen Führungskilometer hätte vorher wohl niemand für möglich gehalten. Wie stolz bist du dadrauf?"
Sutil: "Sehr stolz! Vor allem: Ich weiß ja erst seit drei Wochen, dass ich überhaupt wieder fahren darf. Wenn man so in die Saison einsteigt, das ist schon eine tolle Show. So habe ich mir das vorgestellt!"
Frage: "Es war lange Zeit gar nicht klar, ob du jemals wieder Formel 1 fahren wirst, du warst 15 Monate komplett verschwunden. Und jetzt fährst du als wärest du niemals weg gewesen..."
Sutil: "Vielleicht hat mir das ja gutgetan! Ich hatte mal ein Jahr Zeit, etwas anderes zu tun. Das tut nach vielen Jahren im Rennsport mal gut, denn das ist ein sehr anstrengender Job, man ist nur unterwegs. Ich habe die Zeit genutzt um einfach mal den Kopf freizukriegen. Es war auch schön, wieder eine Chance bei Force India zu bekommen. Ich wusste lange nicht, ob es klappt. Ich fühle mich einfach gut. Ich bin frisch, habe die Vergangenheit abgehakt. Jetzt will ich natürlich noch weiter nach vorne. Das war schonmal ein ganz guter Einstand."
Frage: "Du bist in einer Szene zusammen mit Sebastian Vettel an die Box gefahren und bist auch tatsächlich vor ihm wieder auf die Strecke gekommen. Wie hoch war in diesem Moment die Anspannung bei dir?"
Sutil: "Ich wusste, dass ich schnell war. Er hat zwar Druck gemacht, aber nicht so, dass er mich in jeder Runde mit DRS angreifen konnte. Ich habe erkannt, dass ich ihn hinter mir halten kann und wusste genau, dass man sehr viel Anpressdruck verliert, wenn man hinter einem Gegner herfährt. Deshalb habe ich mich einfach darauf konzentriert, das Rennen so weiterzufahren wie ich es bis dahin gemacht hatte. Vor ihm wieder auf die Strecke zu kommen ist natürlich ein tolles Gefühl. Besonders in den folgenden Runden konnte ich Gas geben und hatte definitiv noch gute Chancen."
Frage: "Jetzt steht kommende Woche direkt das Rennen in Malaysia an. Was ist da für dich und dein Team möglich?"
Sutil: "Man hat hier und beim Saisonfinale in Brasilien gesehen, dass eigentlich immer alles möglich ist. Man muss aber realistisch und konzentriert sein. Wenn es gewisse Umstände erlauben, kann man aber ganz vorne reinfahren. Das müssen wir ausnutzen. Man darf nicht vergessen: Wir sind hier um zu gewinnen, das will in diesem Sport jeder. Den Glauben daran darf man nie verlieren. Bestimmt wird es schwierig, das beim nächsten Rennen zu wiederholen. Aber es ist nicht ausgeschlossen. Wir wollen ganz viele Punkte sammeln, das ist unser kurzfristiges Ziel."