Allison: Mit hohen Erwartungen nach Melbourne
Lotus-Technikchef James Allison ist von den Qualitäten des Autos und der Fahrer vollends überzeugt: Erste Startreihe und Podestplatz sollten herausspringen
(Motorsport-Total.com) - Lotus hatte bei den Wintertests in Jerez und Barcelona nicht immer das große Glück. Das Team um die Piloten Kimi Räikkönen und Romain Grosjean wurde immer wieder durch Getriebeprobleme zurückgeworfen. Dennoch geht die Mannschaft aus Enstone voller Optimismus in die neue Saison. Der E21 soll im Vergleich zum Vorgänger deutlich besser sein. Entsprechend hoch steckt Technikchef James Allison die Ziele für das erste Rennen des Jahres in Australien.
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Lotus-Technikchef James Allison rechnet mit großen Erfolgen in der Saison 2013 Zoom Download
Frage: "James, mit welchem Gefühl gehst du an den Saisonstart? Wie ist der neue E21?"
James Allison: "Nach drei Testwochen fühlt man sich erst einmal genauso erschöpft wie nach drei Grands Prix hintereinander. Wir sind etwas frustriert, dass wir beim Test einiges an wichtiger Fahrzeit auf der Strecke verloren haben. Wir sind aber auch voller Vorfreude, optimistisch und guter Dinge, wenn wir jetzt endlich mit dem neuen Auto in Melbourne fahren dürfen. Mal sehen, was für uns möglich ist."
Frage: "Was habt ihr im Winter mit dem E21 lernen können? Was könnt ihr mit dem neuen Fahrzeug erreichen?"
Allison: "Es war sofort in der ersten Testwoche in Jerez klar, dass eine ganze Reihe von Teams ganz schön schnell unterwegs sind. Ebenso war sofort klar, dass wir das Potenzial haben, dort mitzumischen. All unsere Fahrten seither haben nichts gezeigt, was dagegen spräche. Wir werden um Podestplätze kämpfen können und würden uns über weitere Siege freuen."
Frage: "Wie schwierig wird es mit den neuen Pirelli-Reifen?"
Allison: "Es gab große Schlagzeilen darüber, wie schwierig der Umgang mit ihnen sei. Gut zu wissen, dass alle Teams vor der gleichen Herausforderung stehen. Man darf nicht vergessen, dass diese Pneus nicht für Tests, sondern für den Einsatz in Rennen konzipiert wurden. Wir sind diese Reifen bisher nur bei Bedingungen gefahren, die weit vom Optimum entfernt waren. Seine Schlüsse nur auf Grundlage dieser Eindrücke zu ziehen, wäre kompletter Blödsinn. Ich erwarte es ab dem Saisonstart weniger schlimm, wenngleich die Reifen in der gesamten Saison natürlich eine wichtige Rolle spielen werden."
Reifen sind kein großes Thema
Frage: "Es gab viele Diskussionen über den schnellen Verschleiß der Pneus. Ist das wirklich ein großes Thema?"
Allison: "Man muss das immer in Beziehung zu dem sehen, wo und wann man testet. Von allen Strecken im Kalender ist Barcelona eine mit dem höchsten Abrieb und Jerez noch viel deutlicher. Wenn man Reifen im Winter benutzt, die für den Sommer gedacht sind, und dann auch noch auf eine solch aggressiven Strecke, dann ist doch klar, die sie sich nicht von ihrer besten Seite zeigen können."
"Auch wenn die Strecke und die Bedingungen diesbezüglich nicht gerade der Optimalvorstellung entsprachen, so haben wir doch eine zufriedenstellende Rennsimulation hinbekommen. Wir als Team haben nicht allzu große Sorgen. Wenn wir mit diese Reifen bei besserem Wetter und auf einem weniger aggressiven Asphalt benutzen, dann werden sie besser sein. Natürlich werden sie abbauen, aber bestimmt nicht so sehr wie manche Leute das jetzt vorhersagen. Die Rennen werden aufregend dadurch."
Frage: "Wie wichtig ist es für das Team, dass man mit der gleichen Fahrerpaarung weitermacht?"
Allison: "Das ist definitiv ein Vorteil, denn wir können Dinge ausschließen, die bei der Eingewöhnung eines neuen Piloten nun einmal vorkommen. Das ist beispielsweise bei Sitzanpassung und Einstellung der Bremsen der Fall - all das haben wir lange hinter uns. Unsere Piloten sind bereit für die Schlacht. Es kann losgehen."
Passives DRS noch mit Geburtswehen
Frage: "Kann der E21 den Titel nach Enstone bringen?"
Allison: "Das liegt nicht außerhalb des Möglichen. Es sieht so aus, als würden wir jetzt in einen sehr engen Wettbewerb an der Spitze einsteigen. Das ist das, was bislang mein Eindruck ist. Was man bisher sagen kann, ist, dass unser Auto im Vergleich zu den anderen nicht schlecht aussieht. Wir haben außerdem ein gutes Team und gute Piloten. Es ist sicherlich noch enger als im Vorjahr. Das war im zweiten Jahr eines stabilen Reglements nicht anders zu erwarten."
Allison: "Wir sind einem Einsatz einen Schritt näher gekommen, aber es ist immer noch etwas, das leichte Geburtswehen verursacht. Es ist wirklich schwierig, es passend hinzubekommen. Es ist ein passives System, bei dem das 'Umschalten' sehr knifflig ist. Dieses Aktivieren muss sauber, berechenbar und stark genug sein, um den Flügel zu beeinflussen, der gleichzeitig dies wieder ertragen können muss. Es bedingen sich viele Faktoren gegenseitig. Hoffentlich werden es alle deutlich erkennen können, wenn es seinen vollen Effekt mal auf der Strecke ausspielt."
Frage: "Es gibt offenbar einigen Wirbel um die Motoren-Mappings..."
Allison: "Als gutes Team müssen wir an die Grenzen gehen, um zu erkennen, was machbar ist und was nicht. Es gibt ein Regelwerk und man versucht dann herauszufinden, wie weit man es ausreizen darf. Das tut man, indem man Fragen stellt. Wir haben bei der FIA die entsprechenden Fragen gestellt, gleichzeitig aber schon die entsprechenden Entwicklungen am Auto ausprobiert. Unterdessen hat die FIA dies unterbunden und gesagt, dass man es so nicht machen darf. Gleichzeitig haben wir herausgefunden, dass es uns ohnehin nicht viel gebracht hätte."
Frage: "Welches Ergebnis stellen sie sich für ihr Team in Melbourne vor?"
Allison: "Ein guter Auftakt im Albert Park wäre, wenn wir ein Auto in die erste Startreihe brächten und einen Podestplatz im Rennen erringen würden. Das ist sicherlich möglich."