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Interview nach dem Testauftakt: Vettel zufrieden
"Die Zielsetzung ist ganz klar": Sebastian Vettel ist mit seinem ersten Testtag im RB9 zufrieden, weiß aber, dass die Zeiten noch nichts zu bedeuten haben
(Motorsport-Total.com) - Schneller als Mark Webber an den Vortagen, 102 Runden ohne technische Probleme, Platz drei im Tagesklassement: Für Sebastian Vettel verlief der erste Testtag im neuen RB9 in Jerez de la Frontera zufriedenstellend. Auch wenn auf Spitzenreiter Felipe Massa 1,173 Sekunden fehlten, freut sich der Weltmeister auf seine Mission Titelverteidigung.
© xpbimages.com
Für Sebastian Vettel hat die Testsaison heute mit einem dritten Platz begonnen Zoom Download
Frage: "Sebastian, ist dein neues Auto eine lila Rakete?"
Sebastian Vettel: "Lila ist sie allemal! Ich bin glücklich, wieder im Auto zu sein. Das Hauptziel war heute, den Rost ein bisschen runterfallen zu lassen und sich ans Auto zu gewöhnen. Ich kam ganz gut zurecht und fühlte mich ganz wohl."
"Was das Auto angeht, ist im Moment natürlich noch schwer zu sagen, aber wichtig ist, dass soweit alles funktioniert hat - das Auto läuft, ist zuverlässig, wir hatten keine gröberen Probleme. Was den Speed angeht, scheint es ganz in Ordnung zu sein. Ich glaube, es ist ein Schritt nach vorne im Vergleich zum letzten Jahr, aber man muss natürlich auch sehen, dass sich das Reglement nicht allzu sehr geändert hat. Deswegen sind alle Autos erstmal ähnlich, wie sie das Ende letztes Jahr waren."
Mehr Anpressdruck in schnellen Kurven
Frage: "Woran merkst du, dass das neue Auto schneller ist als das vorjährige?"
Vettel: "Wie gesagt, es ist nicht so einfach, das zu spüren, denn das letzte Mal, dass wir hier waren, ist genau ein Jahr her, und da war das Auto natürlich noch einen ganzen Schritt dahinter im Vergleich zu jetzt. Die Reifen sind ein bisschen anders dieses Jahr und auch das Auto hat ein bisschen mehr Grip in schnellen Kurven. Da merkt man, dass wir vielleicht ein bisschen mehr Downforce haben."
Frage: "Felipe Massa fuhr im Ferrari als einziger Pilot eine 1:17er-Zeit. Beunruhigt dich das? Wie bewertest du das?"
Vettel: "Gar nicht! Die Zeitenjagd haben wir heute den anderen überlassen. Für uns war wichtig, einfach viele Runden zu fahren, und für mich vor allem, wieder einigermaßen den Rhythmus zu finden. Das hat Gott sei Dank ohne größere Komplikationen geklappt. Jetzt schauen wir auf morgen."
Frage: "War dir schon klar, dass das Auto gut geht, nachdem Mark Webber zwei ganz gute Tage hatte?"
Vettel: "Zumindest war klar, dass das Auto soweit hält. Das ist vor allem wichtig. Ich sage mal, optisch hat sich nicht allzu viel verändert, außer die Lackierung. Aber ansonsten ist das Auto soweit relativ gleich geblieben. Alles, was neu ist, spielt sich mehr unter der Haube ab. Da ist es wichtig, dass das alles funktioniert. Das haben die letzten zwei Tage schon ergeben, und heute sind wir auch wieder knapp über 100 Runden gefahren. Das war ganz gut."
Lange Nacht für die Mechaniker
Frage: "Heute Morgen haben alle erwartet, dass ihr um 9:00 Uhr gleich auf die Strecke geht. Dann hat es doch bis 9:39 Uhr gedauert. Warum?"
Vettel: "Wir haben heute Nacht ein bisschen lang geschraubt. Das hat sich ein bisschen hingezogen, deswegen konnten wir erst ein bisschen später raus."
Frage: "Nicht, weil es so kalt war? Die Strecke hatte am Morgen nur drei Grad Celsius..."
Vettel: "Nein. Man fährt normalerweise mit dem neuen schon raus, um zu schauen, ob alles funktioniert. Dann ist es normalerweise wieder ein bisschen ruhiger, bevor es dann losgeht, und das ging bei uns ein bisschen später los."
Ziel lautet erfolgreiche Titelverteidigung
Frage: "Was ist deine Zielsetzung für dieses Jahr?"
Vettel: "Ich glaube, die Zielsetzung ist ganz klar, da brauchen wir nicht zu diskutieren. Das Ziel ist, unsere beiden Titel zu verteidigen - aber da sind wir im Moment noch weit weg davon. Wir haben gerade erst angefangen, deswegen lohnt es sich nicht wirklich, darüber zu sprechen."
Frage: "Vom ersten Gefühl her: Ist es ein weltmeisterliches Auto?"
Vettel: "Tja. Im Nachhinein kann man so etwas sagen. Ich bin kein Fan davon, nach einem Tag das Urteil abzugeben. Im Moment ist wichtig, dass das Auto ohne größere Probleme läuft. Was den Speed angeht, das kann man noch nicht beurteilen. Manche hatten heute ein bisschen weniger Benzin im Tank, denke ich, andere ein bisschen mehr."
"Die Strecke verändert sich. Dann gibt es mal ein bisschen mehr Wind am Nachmittag. Generell ist die Strecke hier auch nicht wirklich der Indikator, was den Speed angeht, also müssen wir uns da noch ein bisschen gedulden. Ich glaube, es wird sehr eng zugehen. Kann sein, dass es nach drei Tests einen Favoriten gibt, aber dann ist in Australien alles anders, weil es eine andere Strecke mit anderen Eigenschaften ist."
Stabiles Reglement verspricht Spannung
"Ich erwarte, dass es mindestens genauso eng wird wie letztes Jahr, denn die Regeln haben sich nicht wesentlich verändert. Da ist es dann schwierig, viel Boden aufzuholen. Gleichermaßen ist es, wenn du vorne bist, schwierig, etwas zu finden, was dich deutlich schneller macht. Das ist für alle gleich, aber das Auto fühlt sich bisher gut an."
Vettel: "Wir hatten gewisse Erwartungen und wir hatten das, was uns Pirelli mit auf den Weg gegeben hat. Das hat sich mehr oder weniger bestätigt. Allzu viel will ich noch nicht sagen - kann ich auch noch nicht sagen, denn die Strecke hier ist doch ziemlich hart für die Reifen. Es ist eine der schwierigsten Strecken, was die Lebensdauer angeht."
Frage: "Führst du es auch auf die Reifen zurück, dass die Zeiten jetzt schon niedriger sind als beim letzten Test im Vorjahr, oder ist das nur das Auto?"
Vettel: "Das kann schon sein. Ich denke, der größte Teil wird das Auto sein, denn man steht ja ein Jahr später da - die Entwicklung ist in der Hinsicht natürlich zu sehen. Die Reifen können auch ein bisschen eine Rolle spielen, und auf der anderen Seite auch die Strecke. Ich glaube, es hat sich an der Strecke selbst nicht so viel verändert, was den Asphalt und so weiter angeht, aber dieses Jahr ist es glaube ich ein bisschen wärmer."
Schnellere Rundenzeiten eher unwahrscheinlich
Frage: "Erwartest du während der Saison generell niedrigere Rundenzeiten?"
Vettel: "Nein. Generell werden wir uns hier und da schwer tun, denn die Regeln haben sich doch ein bisschen geändert. Vor allem im Qualifying gibt es nicht mehr DRS so viel man will, sondern nur noch an gewissen Punkten. Das schlägt sich natürlich auch auf die Rundenzeit nieder."
Vettel: "Das Fahren, ganz klar! Es war heute schön, wieder auf die Strecke zu gehen und wieder das zu tun, was man am liebsten macht. Jetzt müssen wir unsere Hausaufgaben machen. Das ist vielleicht nicht die alleraufregendste Zeit der Saison, aber ich hatte Spaß. So langweilig ist es also auch wieder nicht."
Frage: "Fernando Alonso kommt nicht zu diesem ersten Test. Wie wichtig ist es für dich, von Anfang an dabei zu sein und ein Gefühl für das Auto zu bekommen?"
Vettel: "Schon gut, sonst wäre ich nicht hier, aber gleichzeitig halte ich es nicht für einen großen Nachteil, nicht hier zu sein. Wir werden auf dieser Strecke kein Rennen fahren, also versäumt er nicht viel."
Auslassen des ersten Tests kein Thema
"Wir handhaben es schon seit vielen Jahren so und es gibt keinen Grund, etwas an unserem Rhythmus zu ändern. Es tut gut, so früh wie möglich wieder im Auto zu sitzen, um wieder das Gefühl zu kriegen und sich an die Reifen zu gewöhnen, die ein bisschen anders sind als im Vorjahr. Aber diese Strecke ist ziemlich aggressiv, was die Reifen angeht, also müssen wir auf Barcelona und dann Australien warten, um das Kräfteverhältnis einschätzen zu können."
Frage: "Hältst du Lewis Hamilton diese Saison für einen Titelanwärter?"
Vettel: "Im Moment könnte das jeder sein. Sie sind in den ersten zwei Tagen nicht viel gefahren, heute ein bisschen mehr. Sie sind viele Runden gefahren, aber es ist schwierig, so etwas einzuschätzen. Aber natürlich gehört Lewis zu den Kandidaten."
Vettel sieht viele Mitfavoriten
"So, wie die vergangene Saison begonnen hat, mit vielen verschiedenen Teams und Fahrern als Siegern, spricht nichts dagegen, dass es dieses Jahr ähnlich läuft. Die Regeln haben sich ja nicht groß verändert, also sollte es an der Spitze ab einem gewissen Punkt noch enger werden. Dann sind alle im Rennen - auch Teams, die letztes Jahr nicht ganz top waren. Williams hat ein Highlight gesetzt und in Barcelona gewonnen - weil sie schnell waren, nicht weil sie Glück hatten. Wir müssen abwarten."
Frage: "Alle sagen immer, dass es auf die Zeiten bei den Tests nicht ankommt, aber ist es trotzdem schön, vorne zu stehen?"
Vettel: "Es ist immer schön, vorne zu stehen, ganz egal wann. Aber jetzt zählt es nicht. Wenn es eine Phase gibt, in der es egal ist, dann jetzt. Am wichtigsten ist es am Jahresende. Letztes Jahr ist es sehr eng zugegangen. Wir haben den besten Job gemacht und sind sehr stolz darauf, aber jetzt beginnt alles wieder bei null. Nur weil wir Weltmeister sind, haben wir in Australien nicht mehr Punkte als die anderen."
Frage: "Wir wissen, dass du deinem Auto immer erst ein paar Tage vor dem Australien-Grand-Prix einen Namen gibst. Woher kommen deine Ideen dafür?"
Vettel: "Normalerweise haben wir eine Woche vor Australien ein Abendessen. Da fliegen viele Namen über den Tisch - und der, der am besten klingt, wird ausgedruckt und auf das Auto geklebt."
Vettel fühlt sich bei Red Bull unverändert wohl
Frage: "Adrian Newey kann euch sicher viel helfen..."
Vettel: "Es gibt viele Leute im Team, die unser Ziel und unser Projekt verfolgen. Wir geben alle unser Bestes und haben in den vergangenen Jahren Großes erreicht. Das versuchen wir zu wiederholen."
Frage: "Christian Horner hat seinen Vertrag bis 2017 verlängert. Jerez war für dich in der Vergangenheit oftmals ein Zeitpunkt, wo die Vertragsverlängerung ein Thema wurde. Du fühlst dich wohl bei Red Bull. Ist es schon so weit?"
Vettel: "Das ist so eine Frage... Wie eine Frau, die fragt man nicht nach dem Alter - und über Verträge redet man nicht!"
Frage: "Aber du fühlst dich noch wohl bei Red Bull?"
Vettel: "Absolut. An dem hat sich nichts geändert. Ich glaube, man sieht es mir an. Ich hatte heute auf jeden Fall meinen Spaß - es war gut, nach einer ruhigeren Weile jetzt wieder im Auto zu sein. Wie gesagt: Wenn es was Neues gibt, werden wir das kundtun. Bis jetzt gibt es noch nichts Neues."