• 27. November 2012 · 22:13 Uhr

Webber: "Erst wenn einer aufhört, wird es besser"

Mark Webber im Interview über das Verhältnis zu Teamkollege Sebastian Vettel, über seine persönliche Saison 2012 und über seine ungebrochene Motivation

(Motorsport-Total.com) - Während sich Sebastian Vettel zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren als Weltmeister feiern lässt, beendete Red-Bull-Teamkollege Mark Webber eine Formel-1-Saison erstmals seit 2008 nicht unter den besten Vier der Gesamtwertung. Mit Platz sechs ist der Australier unterm Strich nicht ganz zufrieden, erlebte aber auch in seinem insgesamt sechsten Jahr in Milton Keynes persönliche Highlights wie seinen zweiten Monaco-Sieg.

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Mark Webber ist mit seiner persönlichen Saison 2012 nicht ganz zufrieden Zoom Download

Im Interview spricht Webber über seine Verbindung zu Teamkollege Sebastian Vettel, über seine Motivation weiter Formel 1 zu fahren, über seine persönlichen Highlights der Saison 2012 und über seine Pläne für die Winterpause.

Frage: "Mark, wie würdest du das Verhältnis zu deinem Teamkollegen Sebastian Vettel beschreiben?"

Mark Webber: "Wie in jeder Beziehung oder Ehe, so gab es auch bei uns Höhen und Tiefen. Natürlich haben wir gegenseitig einen gesunden Respekt voreinander. Wenn man sich vor Augen führt, worum es unterm Strich geht, dann dürfte klar sein, dass wir nicht die allerengsten Freunde sind. Grundsätzlich verstehen wir uns aber gut. Es ist manchmal recht witzig: Nach dem Rennen in Indien wurde uns von deutschen Medien angedichtet, dass wir riesige Probleme miteinander hätten. Tatsächlich saß ich an diesem Abend bei Seb im Flieger und wir legten die Reise gemeinsam zurück. Das Verhältnis zweier Teamkollegen ist wohl immer etwas gereizt. Erst wenn einer von beiden aufhört, wird es besser. Das war bei David Coulthard und mir genauso. Als Teamkollegen verstanden wir uns und hatten Respekt voreinander, aber erst wenn der Vorhang fällt entwickelt sich eine engere Freundschaft."


Fotos: Mark Webber, Großer Preis von Brasilien


Frage: "Wie steht es um deine Zukunft. Ist die Tatsache, dass du nach wie vor Rennen gewinnst und dich mit den Besten der Welt misst, genug, um weiterzumachen?"

Webber: "Ja, solange du selbst noch etwas beitragen kannst, machst du weiter. Wenn ich oder ein anderer Fahrer plötzlich daherkommen und sagen würde 'Ich kann die Weltmeisterschaft nicht gewinnen', dann hätten wir nur noch zwei oder drei Fahrer in der Startaufstellung. Mein Ziel ist es, eine Saison abzuliefern, in der ich um den Titel kämpfe. Aus den zurückliegenden zwei, drei Jahren habe ich einige ganz besondere Erinnerungen. Mir ist klar, dass ich eher am Ende als am Beginn meiner Karriere stehe. Wenn du nicht mehr deine Höchstleistung bringst oder die Leistung, welche einmal deine Höchstleistung war, dann musst du ehrlich zu dir selbst sein und erkennen, dass es an der Zeit ist, aufzuhören. Was mich betrifft, so befinde ich mich noch nicht an diesem Punkt. Es wäre anders, wenn ich im Qualifying 20:0 gebügelt worden und quasi nicht in Erscheinung getreten wäre. Dann wäre es offensichtlich, doch solange dieser Punkt nicht erreicht ist, bin ich motiviert und werde weiterfahren."

Frage: "Bewunderst du die Nachtschichten, die von den Mitarbeitern in der Fabrik in Milton Keynes geschoben werden und macht sich so etwas an der Strecke überhaupt bemerkbar?"

Webber: "Sobald du nur ein bisschen Erfolg hast, denkst du über so etwas sehr intensiv nach. Wenn dein Auto stehenbleibt, denkst du nicht über so etwas nach, sehr wohl aber wenn du erfolgreich bist, die letzten Runden eines Grand Prix anführst und dich die Gefühle übermannen. Dann wird dir klar, welche Anstrengungen von Nöten waren, um das Auto in diese Position zu bringen. Es kommt auf die kleinsten Kleinigkeiten an. Man muss sich nur einmal das Monaco-Wochenende vor Augen führen. Es ist schon sehr beeindruckend, was alles dafür getan wird, damit das Auto dort funktioniert."

Frage: "Was waren für dich die persönlichen Highlights der abgelaufenen Saison?"

Webber: "Das sind wohl die Siege aus Silverstone und Monaco - zwei ganz besondere Rennen. Es gab in dieser Saison Höhen und Tiefen und ich war vielleicht nicht so konstant wie ich mir das gewünscht hätte. Gleichzeitig hatte ich aber auch ein paar starke Ergebnisse. Jetzt freue ich mich auf eine Pause und darauf, im kommenden Jahr stark zurückzukehren."

Frage: "Wie sehen deine Pläne für den Winter nach dieser langen und kräftezehrenden Saison aus?"

Webber: "Ich fliege noch heute Nacht nach Australien. Dort steigt meine Charity-Veranstaltung - die Tasmania-Challenge, die mir aus mehreren Gründen sehr wichtig ist. In meiner Familie schlug der Krebs ziemlich hart zu. Aus diesem Grund möchte ich der Gesellschaft in Australien etwas zurückgeben. Wir haben für die diesjährige Ausgabe ein Abenteuerrennen auf die Beine gestellt, bei dem die Leute einfach mitmachen und sozusagen ein fünftägiges Gesundheitsprogramm durchlaufen können. Die diesjährige Veranstaltung ist unsere bisher größte. Ich bin fürchterlich aufgeregt. Morgen geht das Rennen los..."

Frage: "Anschließend wirst du dann aber entspannen oder?"

Webber: "Das werde ich tun. Am Freitag und Samstag werde ich aber auf der Strecke sein und mit dem Mountain Bike herumkurven. Die anschließenden Prüfungen zu Wasser sind unglaublich. Auch diese will ich mir unbedingt anschauen."

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