Button: "Eines der härtesten Rennen meiner Karriere"
Der McLaren-Pilot betrachtet seinen Sieg als Fingerzeig und hätte zum Abschied gerne mit Lewis Hamilton auf dem Podium gestanden
(Motorsport-Total.com) - Jenson Button war nach dem Sieg beim Brasilien-Grand-Prix hocherfreut: Nicht nur, weil er nach Australien und Belgien seinen dritten Erfolg des Jahres gefeiert hatte, sondern weil die "Chrompfeile" mit ihrem starken Tempo auch eine Ansage für 2013 lancierten. Im Interview spricht der Brite auch über den Abschied von Lewis Hamilton und den teaminternen Zweikampf mit dem Ex-Weltmeister, der sich Mercedes anschließt.
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Jenson Button will 2013 da anknüpfen, wo er in Sao Paulo aufgehört hat Zoom Download
Frage: "Jenson, du musst mit dem Rennen sehr glücklich sein. Aber auch damit, Lewis Hamilton endlich los zu sein, oder?"
Jenson Button: "Ich will erstmal dem ganzen Team gratulieren. Es war die perfekte Art und Weise, die Saison zu beenden. Wir haben auf einem Hoch angefangen, dann war es eine Achterbahnfahrt. Auf einem Hoch aufzuhören, ist fantastisch und es motiviert für 2013. Herzlichen Glückwunsch, Jungs. Wir haben um den zweiten Rang in der Konstrukteurs-WM gekämpft, aber die Kerle waren einfach ein bisschen zu stark. Vielen Dank."
Viel Kommunikation mit der Box
Frage: "Die Strategie mit den Reifen - draußen zu bleiben - hat bei dir wirklich gut funktioniert."
Button: "Ja, das hat sie. Es war eines der härtesten Rennen, die ich je hatte. Es war sehr schwierig. Es gab so oft den Zeitpunkt, an dem Intermediates die richtige Wahl zu sein schienen. Ich habe ständig beim Team nachgefragt: 'Was ist mit dem Wetter? Es soll leicht regnen?' Ich habe in einem Rennen noch nie so viel mit meinem Renningenieur gesprochen. Wir haben schon zugesehen, dass wir klarkommen, aber es war so schwierig. Hier und da blockieren die Räder, aber du musst immer das Limit suchen."
"Du musst warten, bis dir das Team Informationen über alle anderen Jungs auf Intermediates gibt. Es geht also zu diesem Zeitpunkt nicht mehr nur um das Fahren an sich. Du weißt, dass du jedes kleinste Information brauchst, um das Richtige zu tun. Aber es war schon ein gutes Rennen. Wegen des Safety-Cars wurde es noch kniffliger. Ich verlor 40 Sekunden, das Rennen war eines zwischen mir und Nico (Hülkenberg, Anm. d. Red.). Als das Safety-Car kam, bekam ich Graining vorne rechts."
"Ich hatte wirklich Probleme, aber als es sich legte, war alles gut. Die zwei Jungs vor mir sind offensichtlich aneinander geraten, was mir geholfen hat. Aber bei diesen Rennen weißt du nie, wie sie ausgehen. Es sollte noch einiges an Regen kommen. Es ging noch immer darum, sich beim Boxenstopp richtig zu entscheiden, was ich - glaube ich - getan habe. Dann haben wir nur noch versucht, den Abstand zu den Ferrari zu halten, der ungefähr 20 Sekunden betrug. Das war schwierig genug. Weil zu viel Wasser für die Intermediates auf der Strecke stand."
"Ich werde Lewis vermissen"
"Meistens war man auf den Reifen unterwegs, die genau die falschen für die Bedingungen waren. Wir hatten auch Probleme, Temperatur in die Reifen zu bekommen. Es gab eine Menge stehendes Wasser - insbesondere dort, wo Paul (di Resta, Anm. d. Red.) seinen heftigen Unfall hatte. Das war eine Schrecksekunde. Man will eigentlich einen Grand Prix ohne Saftey-Car vor der Nase beenden, aber das war schon richtig."
"Aber mit dem Endergebnis bin ich wirklich glücklich. Wir haben das Jahr stark begonnen und stark beendet. Nur in wenigen Bereichen müssen wir uns verbessern, wie man Mitte der Saison gesehen hat. Traurig, dass Lewis nicht hier ist, um das letzte Rennen mit dem Team zu genießen, aber so ist Motorsport und solche Dinge passieren."
Frage: "Lewis und du - das Ende einer Ära ist gekommen."
Button: "Ich will mich von ihm verabschieden. Lewis ist ein extrem intelligenter und schneller Fahrer - so einen willst du als Teamkollege, der bringt dich an deine Grenzen. Auf der Strecke haben wir gezeigt, dass wir gemeinsam ans Limit gehen, aber nicht darüber hinaus. Diese Zweikämpfe habe ich genossen und ich werde sie vermissen."
Ein harter, aber fairer Teamkollege
"Wir hatten eine gute Zeit zusammen in den vergangenen drei Jahren und ich denke, wir haben das in den ersten zehn Runden des Rennens unter Beweis gestellt, als unser Zweikampf so eng war. Ich hoffe, seine Karriere verläuft auch bei seinem nächsten Team gut. Schließlich würde ich gerne Sebastian zu seinem dritten Titel gratulieren. Es ist sehr, sehr imponierend. Glückwunsch an ihn und Red Bull."
Frage: "Welche Bilanz ziehst du nach diesem Jahr?"
Button: "Ein Auf und Ab, eine Saison der Extreme. Wir waren entweder richtig gut oder richtig schlecht. Verglichen mit Red Bull war es keine perfekte Saison. Es wäre toll gewesen, hier nochmal zwei Autos unter die Top 3 zu bringen. Aus mehreren Gründen: Wegen Lewis - es ist lange her, dass wir beide auf dem Podium standen. Und wegen der Konstrukteurs-WM. Dritter zu sein ist eine große Enttäuschung."
"Aber in Sachen Tempo des Autos war es ein tolles Jahr und die Zeichen für 2013 stehen gut, es motiviert für den Winter. Es ging mir mit diesem Sieg nicht darum, zu zeigen, dass ich ein Team führen kann, das weiß ich. Ich mag es, derjenige zu sein, der nach Informationen gefragt wird. Mir war es wichtiger, das Tempo zu demonstrieren."
Formel 1 enger als je zuvor
Frage: "War diese Saison eine normale oder eine außergewöhnliche?"
Button: "Ich denke, es ist offensichtlich, dass es eine ziemlich außergewöhnliche war. Speziell zu Beginn des Jahres. Wir haben sieben verschiedene Sieger aus vielen verschiedenen Teams gesehen. Das gibt es in der Formel 1 nicht häufig. Eigentlich nie. Es lag zum Großteil an den Reifen. Aber viele Teams, die normalerweise nicht vorne sind, haben im Winter gut gearbeitet."
"Im Verlauf des Jahres, als die großen Teams die Arbeit mit den Reifen angeeignet hatten und auch das Entwicklungsrennen bestimmten, gab es plötzlich eine Veränderung. Sie war nicht so groß, wie man vielleicht hätte erwarten können. Aber ich hätte nicht damit gerechnet, heute einen Force India in Führung zu sehen. Die Formel 1 ist enger als sonst. Was das Reglement betrifft, ist sie strikter und auch ohne große Änderungen, wird es das Feld wieder enger zusammenrücken. Das wird im nächsten Jahr spürbar sein."
Frage: "War die Saison auch eine verpasste Chance?"
Button: "Das denkst du immer. Wir hatten die Strategie, das Tempo, aber nicht die Verlässlichkeit. Die Konstanz ist uns abgegangen. Ich habe aber ein großartiges Gefühl für das kommende Jahr."
Frage: "Was erwartest du von Sergio Perez?"
Button: "Er kommt in das aktuell beste Team der Formel 1. Es ist eine große Chance für ihn und ich hoffe, er packt sie beim Schopfe."