• 09. November 2012 · 20:30 Uhr

Lotus: Neue Coanda-Version soll sechs PS bringen

Lotus-Technikchef James Allison über den Sieg von Kimi Räikkönen, die neusten Entwicklungen am Auspuff und den Wert der Young-Driver-Tests in Abu Dhabi

(Motorsport-Total.com) - Auf der Zielgeraden der Formel-1-Saison 2012 hat Lotus so richtig Schwung aufgenommen. Kimi Räikkönen konnte in Abu Dhabi zum ersten Sieg des Jahres fahren. Nun will das Team weitere Triumphe folgen lassen. Der Lotus-Renault E20 wird beim kommenden Rennen in Austin mit einer neuen Version des Coanda-Auspuffs ausgestattet, die dem Motor weniger Leistung rauben soll. Technikchef James Allison erklärt die neuesten Entwicklungen und die Hoffnungen für den USA-Auftritt.

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Der E20 war bei den Young-Driver-Test mit neuem Auspuff unterwegs Zoom Download

Frage: "James, wie schwierig ist es aus technischer Sicht, zu einer komplett neuen und unbekannten Strecke zu kommen?"

James Allison: "Natürlich schwieriger als bei einer Strecke, auf der wir schon einmal gefahren sind. Das Gute ist, dass alle Teams unter gleichen Voraussetzungen dort antreten werden. Kein Team ist bisher auf dem 'Circuit of the Americas' gefahren. Für uns Ingenieure ist es schwieriger, wenn wir die Besonderheiten einer Strecke nicht kennen. Wir kennen das Layout und haben dank der Simulationen recht genaue Vorstellungen von den Einstellungen an Dämpfern, Flügeln und den Übersetzungsverhältnissen. Die speziellen Eigenarten der Strecke kann man aber nur vor Ort herausarbeiten."

Frage: "Kommen noch weitere Upgrades an das Auto?"

Allison: "Wir experimentieren nach wie vor mit der neuesten Version unseres Coanda-Auspuffs. Diese Version bringt genauso viel zusätzlichen Abtrieb wie jene, die wir in Südkorea getestet und im Rennen in Abu Dhabi eingesetzt haben, aber sie kostet nicht ganz so viel Motorleistung. Wir haben diese Variante in Abu Dhabi kurz ausprobiert, uns dann aber für den Einsatz der bekannteren Südkorea-Version im Rennen entschieden. Jetzt haben wir den Young-Driver-Test hinter uns. Wir sind sicher, dass uns das neue System in den letzten beiden Saisonrennen sechs zusätzliche PS bringen wird. Es gibt auch ein kleines Update am Frontflügel."

Frage: "Warum passte in Abu Dhabi endlich mal alles?"

Allison: "Seit wir unser Auto in Südkorea mit dem Coanda-Auspuff ausgestattet haben, läuft der E20 wirklich gut. Vielleicht hat man das in Südkora und Indien nicht so sehen können, weil wir dort hinter anderen Autos festhingen, aber der Rennspeed des Autos war wirklich stark. In Abu Dhabi hat Kimi sich schon vor dem Rennen sehr positiv geäußert. Er war mit dem Auto sehr glücklich. Wir brauchten ein ordentliches Qualifyingergebnis und einen guten Start. Beides hat geklappt."

"Kimi hat im Qualifying eine bärenstarke Runde abgeliefert. Dann hatten wir Glück, dass Sebastian Vettel ans Ende der Startaufstellung geschickt wurde. Noch mehr Glück hatten wir, als Mark Webber den Start nicht gut hinbekam. Es war das erste Rennen, wo wir mit unserem Auto mal frei fahren konnten. Und siehe da: Wir gewinnen das Rennen."

Frage: "Austin sollte in Sachen Abtriebsniveau ähnlich sein wie Abu Dhabi. Wird der E20 also wieder gut sein?"

Allison: "Es ist bezüglich der Einstellung des generellen Abtriebs am Auto ähnlich, aber die Streckencharakteristik ist ganz anders als in Abu Dhabi. Es gibt eine größere Bandbreite an verschiedenen Kurven. In Austin gibt es Folgen von schnellen und flüssigen Kurven, die es in Abu Dhabi nicht gibt. Enge Schikanen gibt es auf beiden Strecken. Die Varianz der Kurven bedeutet, dass das Auto insgesamt mehr auf dem Prüfstein steht. Allerdings: Wann immer wir auf Strecken in diesen Belangen gefordert waren, haben wir uns stets gut präsentiert."

Frage: "Wie nützlich war der Young-Driver-Test?"

Allison: "Wir konnten drei Piloten ausprobieren und verschiedenen Input bezüglich des Fahrzeuges bekommen. So etwas ist immer nützlich. Vornehmlich haben wir den Test aber dafür verwendet, unsere Tools aus der Fabrik mit der Realität auf der Strecke vergleichen zu können, damit wir in Zukunft genauer bestimmen können, was gut und was schlecht ist. Wir haben unsere Simulationen in Korrelation zu den realen Daten von der Strecke setzen können."

"Dieser Young-Driver-Test hat uns eine fantastische Chance geboten, unseren bisherigen Rückstand in diesem Bereich etwas zu verkleinern. Wir haben den Erkenntnisrückstand abbauen können, der sich im Jahresverlauf ergeben hat, um sichergehen zu können, dass wir bezüglich des Designs von unseren Tools in der Fabrik nicht fehlgeleitet werden. Das ist sehr wichtig, wenn wir jetzt nicht nur in die zwei letzten Rennen der diesjährigen Saison gehen, sondern auch die Entwicklung für die kommende Saison intensiv vorantreiben."

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