Webber: "Es war ein schwieriges Rennen"

Mark Webber litt schon früh im Rennen unter Problemen mit dem KERS, fuhr mit einer kämpferischen Leistung aber dennoch auf Rang drei

von · 28.10.2012 · 18:21 Uhr

(Motorsport-Total.com) - Mark Webber wurde heute beim Großen Preis von Indien ein Opfer der Technik. Schon nach dem ersten Renndrittel bereitete ihm das KERS Probleme, später fiel das Energierückgewinnungssystem völlig aus. Im Interview lässt der Australier das Rennen, das er immerhin aus dem dritten Rang beendete, Revue passieren und spricht über die Zweikämpfe mit Fernando Alonso und Lewis Hamilton. Verärgert ist Webber über einige überrundete Fahrer, die ihm heute gleich zwei Mal im Weg standen.

Mark Webber kam trotz technischer Probleme auf Rang drei ins Ziel


Frage: "Mark, du musstest heute hart arbeiten, um aufs Podium zu fahren."

Mark Webber: "Allerdings. Zunächst einmal Danke an die Zuschauer, sie waren heute fantastisch. Ich habe die Zweikämpfe heute genossen. Es war ein schwieriges Rennen und für mich sehr schwierig, meinen Rhythmus zu finden. Wir hatten mit einigen Problemen am Auto zu kämpfen, aber das soll die Leistung der anderen nicht schmälern. Es war ein guter, aber schwieriger Grand Prix. Lewis und Fernando waren auf den harten Reifen sehr stark, ohne KERS war es sehr schwierig. Ich bin mit meiner Fahrt zufrieden und will in Abu Dhabi zurückschlagen."


Frage: "Du bist beim Start gut weggekommen."

Webber: "Ja, der war gut. Leider ist die Gerade hier nicht so lang wie in Barcelona oder Malaysia, das wäre schöner gewesen. Ich kam gut weg und hatte in der ersten Kurve die Innenbahn. Wir waren dicht beieinander, aber die Kurve ist wirklich heikel. Wir haben es im Vorjahr bei Fernando gesehen. Wenn du am Limit bremst, kannst du es schnell übertreiben. Seb ist dann herübergezogen, was sein gutes Recht ist."

"Ich habe mir Sorgen um die Jungs hinter uns gemacht. Wenn die besser aus der Kurve herausbeschleunigt hätten, wäre nicht nur meine Position, sondern auch die von Seb in Gefahr gewesen. Dann war es wichtig, Kurve drei gut zu erwischen. Mein Start war gut und der Ausgang von Kurve drei nicht schlecht. In der ersten Runde haben dort alle zu kämpfen. Bei mir war es nicht allzu schlecht, ich kam in den Windschatten von Seb, der mich ein wenig gezogen hat. Danach habe ich versucht, ins Rennen zu kommen."

Boxenstopp Reaktion auf Alonso

Frage: "Beim Boxenstopp schien es so, als wolltest du ihn noch herauszögern. War das nicht möglich, weil du am Ende des Stints Zeit verloren hast?"

Webber: "Nein, ich war mit dem Zeitpunkt des Stopps recht zufrieden, obwohl es schön gewesen wäre, noch etwas länger zu fahren. Wir mussten auf Fernando reagieren, sonst wären wir länger gefahren. Es lag nicht an den Reifen, sondern am KERS. Deshalb habe ich meinen Rhythmus verloren und wurde langsamer."


Fotos: Mark Webber, Großer Preis von Indien


"Wenn sich das KERS immer wieder ein- und ausschaltet, musst du permanent die Bremsbalance und viele andere Dinge verstellen. Die Jungs mussten ganz schön rotieren, um mir die Informationen ins Cockpit zu liefern. Das Letzte, was du bei einer Ein-Stopp-Strategie haben willst, sind blockierende Vorderräder, denn wir mussten lange Stints fahren. Das ging uns auf den Geist, aber wir mussten damit so gut wie möglich zurechtkommen. Der Stopp war okay, aber mit dem harten Reifen musste man etwas pfleglicher umgehen, das war ein bisschen schwieriger. Aber Seb und ich haben es geschafft, aus dem DRS-Bereich herauszufahren und konnten von Fernando davonziehen."

"Dann fiel das KERS ganz aus, und dann waren da auch noch die Überrundungen. Die blauen Flaggen haben den Hinterbänklern nichts ausgemacht. Die Jungs wissen einfach nicht, wie viel Zeit wir in den schnellen Kurven hinter ihnen verlieren. Wenn du in solch einer Kurve auf sie triffst, verlierst du in einem Sektor bis zu einer Sekunde. Das ist mir zwei Mal passiert, aber so ist es halt. Das dürfen die Jungs einfach nicht machen, wenn wir uns im Zweikampf befinden. Als ich mit Fernando kämpfte, waren wir beide am Limit."

"Aber als dann das KERS völlig ausfiel, war es auf der Gegengeraden kein wirklicher Kampf mehr. Ich bin nach innen gefahren, aber Fernando zog an mir vorbei. Es war im höchsten Gang gut übersetzt und hatte eine hohe Höchstgeschwindigkeit. Das war es dann. Ich habe bis zum Rennende so viel Druck wie möglich gemacht. Es wurde dann der dritte Platz. Ich bin recht gut gefahren und mit meiner Leistung zufrieden, aber das hat nicht ausgereicht. Wir hätten heute sicherlich mehr Punkte holen können. Glückwunsch an Seb zum Sieg."

KERS-Probleme schon ab Runde 19

Frage: "Wann genau trat das Problem mit dem KERS auf? Wann ist es erstmals ausgefallen?"

Webber: "Das war in Runde 19 oder 20, vielleicht ein wenig früher. Es ging zunächst an und aus und ist dann irgendwann völlig ausgefallen. Das war, als würde man ein sich bewegendes Ziel anvisieren."


Frage: "Als du auf der Geraden nach dem Ausfall des KERS überholt wurdest, wirktest du hilflos. Konntest du nichts unternehmen?"

Webber: "Ja, so war es. Es war sehr schwierig, sich zu verteidigen, denn am Ausgang dieser Kurve brauchst du das KERS."


Frage: "Wie viel Druck hat Lewis am Ende ausgeübt?"

Webber: "Ich musste mich konzentrieren, aber ohne KERS auf der Geraden zu fahren, ist so demoralisierend. Ich hatte Glück, dass Lewis in Kurve drei einen Fehler gemacht hat, ich glaube das war in Runde 57. Ich sah das in den Rückspiegeln, das muss entweder in Runde 57 oder 58 gewesen sein. Das war wichtig, denn er war gerade gut in Fahrt. Ich wollte ihn so lange wie möglich aus der DRS-Zone heraushalten, denn wenn er die erreicht hätte, wäre es um mich geschehen gewesen. Wäre das Rennen noch zwei Runden länger gewesen, hätte er mich gepackt."