Petrow: Gas geben und auf Vertrag hoffen
Witali Petrow sieht im Zweikampf gegen Caterham-Kollege Heikki Kovalainen recht gut aus: Bekommt der Russe einen neuen Vertrag für 2013?
(Motorsport-Total.com) - Caterham hatte sich vor dem Start in die Saison 2012 einen deutlichen Sprung nach vorn vorgenommen. Man wollte regelmäßig in Punktenähe fahren können, doch dieses Ziel wurde klar verfehlt. Nur aufgrund von KERS kann sich das Team oftmals gegen Marussia behaupten. Im teaminternen Duell gewinnt Witali Petrow gegen Heikki Kovalainen immer mehr Oberwasser. Auch im Qualifying von Indien war der Russe schneller. Steigen damit die Chancen für 2013? Petrow gibt im Interview Auskunft.
Frage: "Witali, was an dieser Strecke ist so schwierig?"
Witali Petrow: "Es gibt einige Stellen, wo du schnell mal ein paar Zehntel gewinnen oder verlieren kannst. Man muss es dort ganz präzise hinbekommen. Das hat weniger mit der Topografie oder mit blinden Kurveneingängen zu tun, sondern vielmehr mit den Kurven, in denen man viel Tempo mitnehmen muss. Man kann viele Ecken schnell anfahren und sich in die Kurven hineinbremsen. Dabei muss man vorsichtig sein, darf das Auto nicht aus der Balance bringen - nicht ganz einfach."
Frage: "Viele Piloten halten die Strecke in Indien im Vergleich zu anderen neuen Anlagen für eine der besseren. Stimmst du zu?"
Petrow: "Ich finde auch Südkorea ganz gut. Aber die Strecken unterscheiden sich sehr. In Südkorea hast du eher langsame Ecken, hier gibt es auch schnellere Kurven. Ich mag beide Strecken gern. Ich kann nicht sagen, dass ich eine von beiden lieber mag. Der Kurs in Indien ist breiter, schneller und wahrscheinlich weniger gefährlich als der in Südkorea. Dort stehen die Mauern sehr nahe, aber ich mag die Strecke trotzdem. Wie in Suzuka: Gefährlich, aber gut."
Frage: "Magst du gern Curry?"
Petrow: "Esse ich manchmal, aber nicht allzu oft. Am Rennwochenende sollte ich das lieber lassen."
Frage: "Zum Sportlichen: Erneut hast du Heikki im teaminternen Duell geschlagen..."
Petrow: "Ja, das war ganz anständig. In jeder Trainingssitzung haben wir Fortschritte gemacht. Mit teils großen Änderungen haben wir das Auto immer weiter verbessert. Vor dem dritten Freien Training hätten wir vielleicht sogar noch einen Schritt weitergehen können. Aber dennoch: Das Qualifyingergebnis ist gut."
Frage: "Seit einigen Wochen präsentierst du dich stark. Jetzt ist die Zeit der Deals für 2013. Wie siehst du deine Chancen?"
Petrow: "Ich gebe bis zum Ende der Saison alles. Wenn ich einen neuen Vertrag unterzeichnen sollte, dann wird es gegen Ende des Jahres sein - nicht jetzt. Meine Aufgabe ist es, das Auto möglichst schnell zu bewegen, gleichzeitig macht mein Management seinen Job. Ich mag mich damit derzeit nicht zu intensiv beschäftigen."
Frage: "Vor dieser Saison standst du vor der Wahl: Reifenentwickler bei Pirelli oder Renncockpit bei Caterham. Hast du die richtige Entscheidung getroffen?"
Petrow: "Ja, zu hundert Prozent. Hier erlebe ich echte Rennwochenenden, hier gibt es den Wettbewerb, hier habe ich einen starken Teamkollegen. Da gibt es keine Diskussion, es war definitiv die richtige Entscheidung."
"Auch bezüglich des reinen Fahrens ist es völlig anders. Als Entwicklungspilot gehst du allein mit deinem Auto bei Privattests auf die Strecke. Dort gibt es überhaupt keinen Grip auf der Strecke, dort legt sich kaum Gummi auf die Piste, weil sonst niemand fährt. Die Bedingungen sind komplett anders."
Frage: "Wie weit ist Caterham von einem Punktgewinn weg?"
Petrow: "Wir alle wissen, dass der Abstand nach vorn leider noch größer ist als wir es gewünscht hätten. Wir arbeiten an Updates, wir schuften im Windkanal. Leider lassen sich bisher nicht alle Fortschritte aus dem Windkanal auf die Rennstrecke übertragen. Das ist wirklich enttäuschend. Wir konzentrieren und teils noch auf die Entwicklung des diesjährigen Autos, aber irgendwann muss das 2013er-Auto in Angriff genommen werden."
Frage: "Die kommenden vier Rennen sind für das Team von entscheidender Bedeutung. Es geht um Platz zehn, derzeit seid ihr Elfter..."
Petrow: "Ja, so etwas passiert im Sport, man kann sich Platz zehn nicht fest buchen. Fahrer und Team müssen alles geben, und dann braucht es manchmal auch etwas Glück."