Button: "Von Platz elf hat man einige Möglichkeiten"
Jenson Button spricht nach seinem elften Startplatz über gelbe Flaggen, Überholmöglichkeiten, den Reifenverschleiß und die wenigen Fans in Südkorea
(Motorsport-Total.com) - Jenson Button machten im heutigen Qualifying in Südkorea gleich zwei Aspekte einen Strich durch die Rechnung: Auf seiner ersten schnellen Runde in Q2 verbremste sich der McLaren-Pilot und verlor viel Zeit. Auf der anschließenden Runde musste er dann außerdem vom Gas gehen, da im letzten Sektor aufgrund eines stehengebliebenen Toro Rossos von Daniel Ricciardo gelbe Flaggen geschwenkt worden. Angesichts der starken Leistungen bei der am Freitag im Freien Training durchgeführten Rennsimulation bleibt der 32-Jährige aber für den Rennsonntag optimistisch.
Frage: "Jenson, du hast es nicht bis ins Q3 geschafft. Lag es daran, dass deine Reifen auf der schnellen Runde blockierten oder waren es eher die gelben Flaggen?"
Jenson Button: "Auf meiner ersten Runde in Q2 blockierten mein linkes Vorderrad im letzten Sektor und ich musste bis in den ersten Gang runterschalten, wobei ich ziemlich viel Zeit verlor, zwei Zehntelsekunden etwa. Zudem verlor ich auf der anschließenden Runde durch die gelben Flaggen Zeit, da ich vom Gas gehen musste. Das kommt schonmal vor."
Frage: "Glaubst du, dass du die Möglichkeit gehabt hättest, ganz vorne zu stehen?"
Button: "Ja, auf den Option-Reifen war die Balance nicht so gut wie auf den Prime-Reifen, die vor allem in Q1 sehr gut funktionierten. Und natürlich war unsere Leistung am gestrigen Tag mit viel Benzin an Bord sehr gut. Das heutige Ergebnis ist deshalb etwas frustrierend. Wir sind jedoch immer noch schnell und von Platz elf hat man einige Möglichkeiten, weil man frei zwischen den beiden Reifentypen wählen kann."
Frage: "Die beiden Lotus' haben dort wohl nicht verlangsamt. Erwartest du da eine Strafe?"
Button: "Wenn sie dort nicht vom Gas gegangen sind, dann müssen sie eine Strafe kriegen. Für mich macht das aber keinen Unterschied, ich bin so oder so nicht in Q3 gekommen."
Frage: "Was gilt es jetzt von Platz elf zu tun?"
Button: "Nach vorne zu kommen!"
Frage: "Morgen wirst du wegen deiner Startposition außerhalb der ersten Zehn die freie Reifenwahl haben..."
Button: "Ja, das ist durchaus positiv. Hoffentlich kommen wir dadurch weiter nach vorne."
Frage: "Könnte es morgen ein Vorteil sein, auf der härteren Mischung zu starten?"
Button: "Schwer zu sagen. Wir schauen uns die Möglichkeiten an und entscheiden anschließend, mit welchem Reifen wir starten werden. Es ist schwierig zu entscheiden. Beim letzten Rennen startete Felipe (Massa; Anm. d. Red.) auf der härteren Mischung und er erwischte einen wirklich guten Start und fuhr auf Platz vier nach vorne. Der Reifen funktionierte für ihn sehr gut, als es zu den Boxenstopps ging, da er etwas länger draußen bleiben konnte, als andere im Verkehr steckten."
Frage: "Glaubst du, dass euer Auto im Rennen schneller ist als im Qualifying?"
Button: "Bei unserer Rennsimulation gestern waren wir sehr schnell, ich glaube sogar die Schnellsten. Deshalb ist es umso frustrierender, so weit hinten zu starten. Wir wissen noch nicht genau, wie sich der superweiche Reifen verhalten wird, da diese Strecke die Reifen in der Regel stark beansprucht. Wir konnten gut auf die Reifen Acht geben, aber es wird dennoch eine Herausforderung, da sowohl die Hinter- als auch die Vorderreifen beansprucht werden."
Frage: "Wie problematisch wird es deiner Meinung nach morgen sein, hier zu überholen? In den Trainings war der Verkehr sehr dicht..."
Button: "Ich denke, die Situation wird nicht anders sein als bei den meisten anderen Rennen. Am Anfang wird weniger überholt werden, aber sobald sich das Feld auseinanderzieht, wird man hier denke ich mehr Überholmanöver sehen als in der Vergangenheit. Da der Reifenabbau bei den Teams unterschiedlich stark ist, werden wir denke ich verschiedene Strategien und Fahrer zu verschiedenen Zeiten auf unterschiedlichen Reifenmischungen sehen. Ich hoffe, dass es viele Überholmanöver geben wird."
Frage: "Du sprichst von einem hohen Reifenverschleiß, andere Piloten von einem geringen. Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery erklärte gestern, dass eine Ein-Stopp-Strategie möglich sei. Denkst du, dass das völlig unmöglich ist?"
Button: "Vielleicht ist es möglich, wenn wir die härtere Mischung verwenden und mit ihr viele Runden drehen können. Die Möglichkeit gefällt mir, aber ich bin mir nicht sicher, ob das funktioniert."
Frage: "Was die gelben Flaggen angeht: Wie sehr bist du vom Gas gegangen? Laut Rennleiter Charlie Whiting muss man ja nur in der Kurve kurz vom Gas gehen und nicht im gesamten Sektor."
Button: "Sie überprüfen nicht, ob du im ganzen Sektor vom Gas gegangen bist. Doch wenn du im Sektor eine persönliche Bestzeit gefahren bist, dann überprüfen sie, ob du in der entsprechenden Stelle zu schnell warst. Es ist eine schwierige Angelegenheit. Wenn du nicht vom Gas gehst, weiß ich nicht, wie das dann bestraft wird. Denn wenn du nicht vom Gas gehst, in Q3 weiterkommst und dann auf Pole fährst, wirst du fünf Plätze weiter nach hinten gesetzt und startest dann aber immer noch von Platz sechs statt von elf. Im Zweifelsfall sollte man aber immer vom Gas gehen."
Frage: "Sollte diese Regelung deshalb überdacht werden?"
Button: "Nein, ich denke, dass sie schon seit Jahren eine sehr komplizierte Regel ist, die wir andauernd diskutieren. Es ist schwierig, einzuschätzen, wie weit man vom Gas gehen muss. Ich denke, dass in einer Gefahrensituation jeder vom Gas geht, das ist ganz normal, wenn ein Auto neben der Strecke steht."
Frage: "Vergangene Woche haben die Hundertausend japanische Fans zugejubelt, hier kannst du froh sein, wenn dreieinhalb die bei einem Sieg zujubeln. Wie wirkt sich das auf deine Moral als Fahrer aus?"
Button: "Wenn ich morgen gewinne, ist mir das egal! Nein, stimmt schon: Suzuka ist eine der besten Strecken, was das Publikum und die Atmosphäre angeht. Hier ist die Haupttribüne vor den Boxen nicht besonders voll. Auf der Tribüne bei Kurve drei und vier sind viel mehr Leute. Hoffentlich kommen morgen mehr Leute, aber es ist keiner der am besten besuchten Grands Prix."
"Die Atmosphäre ist nicht die gleiche, aber es gibt einige Rennen auf dem Kalender, die so sind. Wir konzentrieren uns aufs Rennfahren und geben unser Bestes. Über das, was außerhalb der weißen Linien der Rennstrecke passiert, denken wir nicht nach. Beim Fahren konzentrierst du dich nur auf deine Aufgabe. Wenn du die Ziellinie überquerst, bedeutet dir jeder Sieg viel, ganz egal wo - für einen selbst, für das Team. Und es sind immer noch viele Motorsport-Fans, die sich das Rennen im Fernsehen anschauen."