• 11. Oktober 2012 · 12:40 Uhr

Kobayashi: "Es ist seltsam, einen Sponsor zu brauchen"

Suzuka-Held Kamui Kobayashi zeigt sich über die aktuellen Entwicklungen in der Formel 1 enttäuscht und ist nicht sicher, ob er 2013 noch dabei sein wird

(Motorsport-Total.com) - Kamui Kobayashi fuhr am vergangenen Sonntag vor heimischem Publikum in Suzuka zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere auf das Siegerpodest. Trotz seines dritten Platzes hat der Japaner sein Cockpit bei Sauber noch nicht sicher.

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Kamui Kobayashi ist enttäuscht darüber, dass er auf einmal Geld berappen muss Zoom Download

Im Interview spricht Kobayashi über seinen ersten Podestplatz als Formel-1-Pilot, über seine Aussichten auf eine Weiterbeschäftigung bei Sauber und über eine mögliche Chance bei Honda.

Frage: "Kamui, wie hast du deinen ersten Podestplatz gefeiert?"

Kamui Kobayashi: "Sehr ruhig, denn wir müssen uns ganz auf das Rennen in Südkorea konzentrieren. Es war aber natürlich ein tolles Gefühl, die Atmosphäre am Sonntag in Suzuka aufzusaugen. Das war ein Moment, in dem ich großen Stolz empfand. Die Menschen in Japan unterstützen nicht nur mich, sondern die Formel 1 als Ganzes, wo sie nur können. Ich habe zum Beispiel sehr viele Japaner mit einem Force-India-T-Shirt gesehen. Das mag überraschend sein, zeigt aber nur, dass jeder Fahrer und jedes Team unterstützt werden. Es geht beileibe nicht nur um mich."

Frage: "Mit welchem Gefühl bist du in das Rennen in Suzuka gegangen? Hattest du den Eindruck, dass es ein sehr wichtiges Rennen für deine Zukunft werden würde oder war es ein Rennen wie jedes andere für dich?"

Kobayashi: "Ich habe versucht, so entspannt wie möglich in das Rennen zu gehen. Natürlich wollten sehr viele Leute mit mir sprechen, aber manchmal können solche Dinge wirklich ermüdend sein. Ich musste sogar am Samstagabend nach der Teambesprechung noch zu einem Event gehen. Das war schon sehr stressig. Unterm Strich gelang es mir aber ganz gut, den Druck niedrig zu halten. Am Rennwochenende habe ich versucht, so wenige Interviews wie möglich zu geben. Ich vermied es, im Fahrerlager herumzulaufen und hielt mich die meiste Zeit im Transporter auf. Ich habe so getan, als würde ich schlafen (lacht; Anm. d. Red.). Das Ergebnis war natürlich fantastisch. Die Menschen haben zum Teil geweint. Es war beinahe wie in einem Film. Als ich am Tag nach dem Rennen die Zeitung aufschlug, war das ein tolles Gefühl."

Frage: "Gab es spezielle Glückwünsche von Leuten, von denen du es nicht erwartet hättest?"

Kobayashi: "Einige der Fahrer haben mir gratuliert. Das lag wohl auch daran, weil wir im Rennen über die gesamte Distanz sehr schnell waren. Ich war überrascht, wie gut ich mit den Reifen haushalten konnte. Jenson (Button; Anm. d. Red.) kam am Schluss näher, aber er schaffte es nicht, vorbeizukommen."

Frage: "Rechnest du an diesem Wochenende mit einer Wiederholung des Erfolgs aus Suzuka?"

Kobayashi: "Wenn wir alles richtig machen, sollten wir auch hier wieder die Chance haben, aufs Podium zu fahren. Ich muss aber sagen, dass unser Upgrade selbst in Suzuka noch nicht hundertprozentig funktionierte. Wir müssen uns die Daten weiter genau anschauen, um herauszufinden, was wir noch verändern müssen, um mit diesem Upgrade die beste Performance abrufen zu können. Ich freue mich das Wochenende und auf einen weiteren wichtigen Schritt in der Konstrukteurswertung."


Fotos: Großer Preis von Südkorea


Frage: "War es in diesem Zusammenhang wichtig, dass das Ergebnis in Suzuka kein Glückstreffer war, sondern aufgrund einer starken Performance zustande kam?"

Kobayashi: "Sicher. Wir waren gut unterwegs und ohne Verkehr nach dem Boxenstopp hätte ich wohl noch mit Felipe (Massa; Anm. d. Red.) kämpfen können. Die Performance unseres Autos war sehr gut. Felipe war auf frischen Reifen einfach einen Tick schneller."

Geld regiert die Formel-1-Welt

Frage: "Wie steht es um deine eigene Zukunft bei Sauber?"

Kobayashi: "Ein Sponsor könnte mir sicher helfen, auch im nächsten Jahr hier zu fahren. Derzeit habe ich einen solchen Sponsor aber nicht. Es ist ein seltsames Gefühl für mich, einen Sponsor zu brauchen, um weitermachen zu können. Das Geld ist inzwischen so wichtig geworden. Ich wäre natürlich gern einer der Top-Fahrer ohne Sponsor in einem guten Team. Das war als kleiner Junge immer mein Traum. Mir geht inzwischen der Aspekt verloren, was einen Fahrer ausmacht. Es geht mehr denn je ums Geld und weniger darum, wie sich der Fahrer im Auto anstellt. Das überrascht mich, aber ich werde versuchen, auch im kommenden Jahr Formel 1 zu fahren. Wir werden sehen, was passiert."

Frage: "Als du zum Sauber-Team kamst, hattest du da Unterstützung durch Toyota?"

Kobayashi: "Nein, gar nichts. Grundsätzlich ist es so: Wenn nicht gerade ein japanischer Automobilhersteller mit einem Einstieg in die Formel 1 liebäugelt, dann ist es schwierig. Die Automobilhersteller sind in Japan die größten Unternehmen überhaupt. Als Toyota in der Formel 1 dabei war, hatten sie das Sponsoring von Panasonic. Die Elektroindustrie ist in Japan die zweitgrößte. Seitdem Toyota nicht mehr dabei ist, hat sich aber auch Panasonic nicht mehr blicken lassen."

Frage: "Bei Honda wird offenbar über ein Formel-1-Comeback nachgedacht. Wäre das eventuell eine Chance für dich?"

Kobayashi: "Ich habe keine Ahnung, was Honda vorhat. Ich war immer mit Toyota in Verbindung. Um das nächste Jahr geht es bei diesen Gerüchten ja mit Sicherheit ohnehin nicht. Wenn sie (Honda; Anm. d. Red.) zur Saison 2014 zurückkehren würden, würde ich mich sehr freuen. Die Frage ist, ob ich dann noch hier bin (lacht; Anm. d. Red.)."

Frage: "Die Aussicht, dass du dein Cockpit trotz Talent gegen einen anderen Fahrer mit Geld verlieren könntest, muss doch frustrierend sein, oder?"

Kobayashi: "Das ist dann wohl Schicksal, wenn es tatsächlich so kommen sollte. So ist die Formel 1."


Frage: "Welchen Rat kannst du jungen Nachwuchsfahrern aus Südkorea geben?"

Kobayashi: "Nun, das Wichtigste ist, früh anzufangen. Ein guter Weg ist sicherlich, es in Europa zu versuchen. Das wäre mein Ratschlag. Wenn ich auf meine Anfangszeit in Europa zurückblicke, dann hatte ich von Beginn an starke Fahrer in meiner Umgebung: Sebastian Vettel, Paul di Resta, Romain Grosjean. Sie alle sind schneller Fahrer und es hat mir sicher nicht geschadet, in ihrer Umgebung 'aufzuwachsen'."

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