Button: "Siege helfen uns natürlich am allermeisten"

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button holte beim Grand Prix Japan aufgrund verschiedener Umstände nicht das Maximale aus den Möglichkeiten seines Autos heraus. Beim Grand Prix von Südkorea an diesem Wochenende will der Brite den Rückstand auf Red Bull unbedingt im Rahmen halten.

© McLaren

Button und McLaren geben sich im Kampf um den Teamtitel nicht geschlagen Zoom Download

In seiner Medienrunde am Donnerstag spricht Button über die neuerliche Twitter-Affäre seines Teamkollegen Lewis Hamilton, über das aktuelle Kräfteverhältnis im Feld und seine Erwartungen für den Grand Prix von Südkorea, über die Besonderheiten der Strecke in Yeongam, über seinen neuen Teamkollegen Sergio Perez und über den Fall Grosjean.

Frage: "Jenson, was hast du zum Tweet deines Teamkollegen Lewis Hamilton zu sagen?"

Jenson Button: "Nun, uns allen steht es frei, wem wir bei Twitter folgen. Das Lustige an Twitter ist, dass du nicht immer denselben Leuten folgst. Es geht immer hin und her, mal folgst du jemandem, dann wieder nicht. Es stimmt, dass ich Sergio (Buttons nächstjähriger Teamkollege Perez; Anm. d. Red.) folge. Der einzige Grund dafür ist: Ich wollte ihn willkommen heißen. Was Lewis betrifft: Er hat sich entschuldigt. Insofern ist alles gut. Abgesehen davon finde ich es erstaunlich, worüber wir hier an einem Grand-Prix-Wochenende reden."

Frage: "Zurück zum Renngeschehen, hat dich die Performance von Red Bull in Suzuka überrascht?"

Button: "Auf dieser Strecke waren sie immer schnell, diesmal aber besonders schnell. Das hat mich schon überrascht. Vorn an der Spitze hatten sie natürlich leichtes Spiel. Wir hingegen waren zwar schneller als Ferrari oder Sauber, hatten aber kein besonders gutes Rennen. Die Tatsache, dass wir so früh zum ersten Boxenstopp hereinkamen, hat uns im Nachhinein geschadet. Im meinem Fall hat natürlich auch der Wechsel des Getriebes nicht unbedingt geholfen."

Red Bull derzeit mit der Oberhand

Frage: "Du kämpfst in diesem Jahr nicht mehr um den WM-Titel. Was glaubst du, wer es packt, Vettel, Alonso oder kann Lewis noch beide abfangen?"

Button: "Ich weiß es nicht. Der Red Bull und Sebastian haben im Moment aufgrund der Performance des Autos sicher die besten Karten. In Singapur und Suzuka holten sie maximale Punkte und machen derzeit einen starken Eindruck. Unterm Strich waren sie bei den zurückliegenden Rennen mit Ausnahme von Monza immer konkurrenzfähig. In Suzuka haben sie aber klar noch einmal nachgelegt. Die neuen Teile am Auto haben ihnen ganz offensichtlich in die Karten gespielt. Man darf aber Ferrari und Fernando nie unterschätzen. Vielleicht haben sie hier etwas dabei, was ihnen ein paar Zehntelsekunden bringt."

Frage: "Wie steht es um die Chancen von McLaren?"

Button: "Wir haben hier ein paar neue Entwicklungen dabei. Eine davon wollten wir ursprünglich schon in Japan einsetzen, doch da hat sie nicht funktioniert. Die zweite war einfach noch nicht fertig. Hier sollten wir beiden Entwicklungen am Auto haben. In der aktuellen Phase der Saison kann jedes noch so kleine Upgrade einen Unterschied bedeuten. Ich hoffe, dass wir hier wieder näher an Red Bull dran sein werden. 41 Punkte Rückstand in der Konstrukteurswertung sind nicht gewaltig. Im Idealfall können wir diesen Rückstand in einem Rennen aufholen. Der Gewinn des Konstrukteurstitels ist ganz klar unser großes Ziel. In diesem Zusammenhang helfen uns natürlich Siege am allermeisten."

Yeongam: Drei Strecken in einer

Frage: "Ist es hier in Südkorea schwierig, das richtige Setup für das Auto zu finden?"

Button: "Es ist sogar sehr schwierig. Während der ersten 45 Sekunden der Runde kommst du dir vor wie in Monza. Dann folgt ein mittelschneller und recht flüssiger Teil. Im letzten Sektor kommst du dir dann so vor, als würdest du durch dein Wohnzimmer fahren, so eng ist es. Das macht es insgesamt sehr schwierig, das richtige Setup zu finden. Wir haben aber die besten Ingenieure der Welt an der Hand und natürlich sind auch die Fahrer in unseren Autos fantastisch, wenn es um das Abstimmen geht (lacht; Anm. d. Red.). Im vergangenen Jahr kam erschwerend hinzu, dass wir im Training nur wenig Zeit auf trockener Strecke hatten. Diesmal sollte es aber am gesamten Wochenende trocken bleiben. Unabhängig davon wird die Piste im ersten Freien Training noch sehr schmutzig sein. Da werden wir es wohl anfangs bei Systemchecks belassen."

Frage: "Wie steht es um die Überholmöglichkeiten?"

Button: "Das Überholen ist trotz der langen Geraden alles andere als einfach. Wenn der Fahrer vor dir bei der Anfahrt zu Kurve zwei die Innenlinie dichtmacht, hast du keine Chance. Gleiches gilt für Kurve drei. Außenherum kommst du einfach nicht vorbei. Ich hoffe, dass uns zumindest das DRS etwas hilft."

Frage: "Von einigen Teams war zu hören, dass sie die Strecke in Yeongam nicht im Simulator zur Verfügung haben. Wie sieht es bei McLaren aus?"

Button: "Unser Simulator ist recht gut und wir verfügen auch über die Daten von diesem Kurs hier. Ich würde sagen, unser Simulator ist der beste überhaupt."

Vorfreude auf Temkollege Sergio Perez

Frage: "Du hast im nächsten Jahr einen neuen Teamkollegen an deiner Seite, der über weniger Erfahrung verfügt als der bisherige. Inwiefern spielt das für dich eine Rolle?"

Button: "Grundsätzlich ist es immer eine spannende Geschichte, einen neuen Teamkollegen zu bekommen. Man lernt immer etwas dazu, auch wenn derjenige vielleicht noch nicht ganz so viel Erfahrung hat. Es ist immer interessant zu sehen, wie die Daten gelesen werden und welcher Fahrstil gepflegt wird. Durch den Abschied von Lewis geht uns sicherlich etwas Know-How verloren - ganz einfach, weil er schon viel länger für dieses Team fährt als ich. Ich mache mir aber keine Sorgen. Zusammen mit meinen Ingenieuren kann ich ein Auto recht gut abstimmen. Ich mag den auf uns lastenden Druck, Leistung bringen zu müssen. So war es vorher in meiner Karriere schon bei BAR und bei Honda."

Frage: "Heißt das, dass du die Entwicklung des Autos künftig mehr in deine Richtung lenken wirst?"

Button: "Ich denke schon."

Keine einfache Situation für Romain Grosjean

Frage: "Wie beurteilst du die Strafe für Romain Grosjean beim Grand Prix von Japan (Zehn-Sekunden-Stop-and-Go; Anm. d. Red.). War das ausreichend oder hätte man eine härtere Strafe aussprechen müssen?"

Button: "Nein, für diesen Zwischenfall war das meiner Meinung nach die korrekte Strafe. Es ist schwierig zu sagen, was die Sporthoheit tun sollte. Unterm Strich geht es wohl eher darum, dass Grosjean sich selbst im Spiegel betrachtet und hinterfragt. Für ihn und den Sport insgesamt ist es wichtig, dass solche Dinge nicht zu oft passieren. Das Problem ist: Jetzt, da es schon mehrfach vorgekommen ist, fährt er womöglich anders und sorgt trotzdem für Zwischenfälle. Es ist sicher keine einfache Situation für ihn."

Frage: "Monisha Kaltenborn wurde zur ersten Teamchefin der Formel-1-Geschichte berufen. Siehst du Frauen künftig auch auf anderen Positionen, zum Beispiel als Renningenieur oder als Mechaniker?"

Button: "Ja, es gibt keinen Grund, warum nicht in Zukunft noch mehr Frauen in der Formel 1 Einzug halten sollten."

Frage: "Was sagst du zur neuen Strecke in Austin, wo die Formel 1 am 18. November den vorletzten Saisonlauf austrägt?"

Button: "Ich bin auf dieser Strecke noch nicht eine Runde im Simulator gefahren. Das werde ich erst unmittelbar vor der Abreise nach Austin nachholen, sodass die Eindrücke ganz frisch sind. Ich glaube, es ist ein Kurs, der sehr schwierig zu lernen sein wird. Es gibt eine Menge blinder Kuppen. Ich freue mich auf jeden Fall auf das Rennwochenende und hoffe, dass wir eine gute Show zeigen können."