• 06. Oktober 2012 · 11:26 Uhr

Vettel: "Ich hatte Glück"

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel spricht über die Qualifikation in Suzuka, in der er den ersten Platz belegte und in keine Zwischenfälle verwickelt wurde

(Motorsport-Total.com) - Viermal Suzuka, viermal Vettel-Finger: Sebastian Vettel knüpfte im Qualifying zum Großen Preis von Japan an seine Pole-Position-Serie auf der Traditionsbahn bei Suzuka an und stellte seinen Red Bull zum vierten Mal in Folge ganz nach vorn. In einer von vielen Zwischenfällen geprägten Qualifikation hatte Vettel die Übersicht behalten und sich letztendlich gegen seine Rivalen durchgesetzt. In seiner Medienrunde spricht er darüber, wie sich das Rennwochenende in Suzuka für ihn entwickelt hat.

Foto zur News: Vettel: "Ich hatte Glück"

Sebastian Vettel sicherte sich die beste Ausgangslage für den Japan-Grand-Prix Zoom Download

Frage: "Sebastian, deine vierte Pole-Position in Suzuka in Folge. Du musst diesen Platz lieben ..."

Sebastian Vettel: "Ja, das ist nicht schlecht. Ich bin sehr, sehr zufrieden mit diesem Ergebnis. Ich denke, wir hatten eine ganz runde Qualifikation. Sie war fast perfekt. Mehr können wir nicht erwarten. Das Auto fühlte sich von Anfang an fantastisch an. Wir hatten nicht den besten Start ins Wochenende erwischt."

"Am Freitagmorgen war ich nicht sehr zufrieden gewesen, doch wir schienen uns bei jeder Fahrt zu verbessern. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Das Auto fühlt sich hier wirklich ausgezeichnet an. Ich konnte über Nacht noch einmal zulegen. Es passte prima zusammen. Jetzt hoffen wir natürlich auch auf ein sehr gutes Rennen."

Frage: "Fernando Alonso, der aktuelle WM-Spitzenreiter, geht von Startplatz sechs ins Rennen. Ist er aus deiner Sicht weit genug weg?"

Vettel: "Nun, es wäre schlimmer, wenn er vor uns stünde. Wir fahren aber nicht gegen ein Auto, sondern gegen alle. Unser Ziel ist, auf der Position ins Ziel zu kommen, auf der wir losfahren."

"Das wird schwierig genug. Darauf konzentrieren wir uns. Was die anderen machen, das haben wir nicht in der Hand. Ich glaube, man wünscht allen nur das Beste, möchte eine sportliche Entscheidung. Es soll keine Zufallsentscheidungen geben. Deshalb freue ich mich auf das Rennen."

Frage: "Erinnert dich diese Situation nicht auch ein bisschen an 2010?"

Vettel: "Ach, das ist zwei Jahre her. Man steht nicht morgens auf und denkt an das, was vor zwei Jahren passiert ist. Das Leben geht weiter. Ich glaube, wir müssen uns auf jeden einzelnen Schritt konzentrieren. Im Augenblick liegen wir etwas zurück. Um das zu ändern, müssen wir regelmäßig vor allen anderen ins Ziel kommen."

Frage: "Im Rennen wird es wahrscheinlich wieder einmal um die Reifen gehen. Hast du noch genug frische Pneus? Wie sieht es bei dir aus?"

Vettel: "Ja. Wir haben unsere Runde in Q3 nicht beendet, konnten dabei also die Reifen noch mal etwas schonen. Wir sparten uns eine Runde, indem wir nicht bis zum Schluss Druck machten. Davor hatten wir eine gute Session gehabt."

"Wir haben möglichst viele Reifen aufgespart. Und ich denke, wir haben ein ziemlich gutes Auto. Die Balance fühlte sich im Qualifying sehr gut an. Ich war sehr zufrieden mit meinen Runden. Alles in allem sollten wir am Sonntag ein gutes Rennauto haben. Meiner Meinung nach haben wir das Fahrzeug über Nacht verbessert. Das hilft uns bei den Longruns und auch beim Reifenhaushalt."

"Du weißt es aber nie genau, sondern musst es erst herausfinden. Ich denke, wir haben in diesem Jahr schon viele Rennen gesehen, in denen wir wahrscheinlich etwas erwartet hatten, doch in den letzten zehn Runden drehte sich alles noch einmal. Wir müssen einfach konzentriert bleiben und schauen, was wir zwischen Start und Ziel hinkriegen."

Frage: "Du hattest scheinbar keine Probleme mit dem Straßenverkehr. Speziell in Q1 beschwerten sich aber viele deiner Kollegen ..."

Vettel: "Ich hatte Glück. Auf den Bildschirmen sah ich ein paar Zwischenfälle, aber ich glaube, eine gute Lücke gefunden zu haben. Ich brauchte ja nur eine Runde. Das ist natürlich eine Hilfe. Es war gut, doch so läuft es nicht immer. Es half jedenfalls dabei, Reifen zu sparen. Ich weiß nicht, ob wir diesen einen Satz noch einmal verwenden. Es ist sicher gut, ohne Probleme durchgekommen zu sein."

Frage: "Apropos: Du bist sicher froh darüber, dass deine erste Runde in Q3 ausgereicht hat. Danach wurden gelbe Flaggen gezeigt ..."

Vettel: "Ja. Wenn du es beim ersten Mal nicht hinkriegst, dann hoffst du natürlich auf deinen zweiten Versuch. In diesem Fall gab es da aber eine Gelbphase. Zum Glück klappte es für uns bereits auf der ersten Runde."

Frage: "Suzuka feiert in diesem Jahr das 50-jährige Jubiläum. Alle Fahrer scheinen diesen Kurs zu mögen. Was ist die beste Stelle der Strecke?"

Vettel: "Ich denke, da muss man einfach den ersten Sektor nennen. Die S-Kurven. Eine solche Kurvenkombination haben wir in der Formel 1 nirgendwo sonst. Es ist einmalig, würde ich sagen."

"Dieser Rennplatz ist ohnehin etwas recht Besonderes, denn es sind so viele Fans an der Strecke. Wenn ich in die Garage gehe, sehe ich die Kurven eins, zwei und drei - und die Tribünen, die voller Fans sind. Es ist schön für uns, die Begeisterung der Leute für die Formel 1 zu sehen. Wir genießen hier eine tolle Unterstützung. Die Menschen hier sind regelrecht verrückt. Im positiven Sinne, versteht sich."

"Es ist immer schön, hierher zu kommen, und herrlich, auf diesem Kurs zu fahren. Auch der Rest der Strecke ist sehr angenehm: Da wären die Degner-Passage, die Spoon-Kurve, die ebenfalls etwas Spezielles ist. Du verlierst das Auto stets ein bisschen, wenn du vom Gas gehst. Meine Runde in der Qualifikation hat an all diesen Stellen gepasst. Deshalb bin ich sehr zufrieden."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Japan


Frage: "Hast du eine Erklärung, weshalb Red Bull in Suzuka stets so gut abschneidet?"

Vettel: "Wir haben sehr hart gearbeitet, um das Auto dorthin zu bringen, wo es jetzt ist. Ich denke, wir hatten in diesem Jahr zunächst an manchen Strecken zu kämpfen."

"An Stellen, in Kurven, in denen wir traditionell ziemlich konkurrenzfähig waren. Wir wussten daher nicht, was wir an diesem Wochenende erwarten sollten. Im ersten Sektor schienen wir hier aber stets sehr gut zu sein. Ich denke, das ist ein Indikator, ob sich das Auto hier wohlfühlt oder nicht."

"Ich freue mich, dass wir wieder zurück in der Form sind, die wir hier schon in den vergangenen Jahren hatten. Wir scheinen hier die Balance gefunden zu haben. Das macht viel aus. Vielleicht erklärt das den Abstand. Und ich liebe diese Strecke. Am Freitag hatte ich den ersten Sektor noch nicht im Griff. Ich war mir zum dritten Freien Training aber sicher, den Fehler gefunden zu haben."

"Prompt funktionierte es auf Anhieb. Ich fragte mich dann, weshalb ich es in all den Jahren zuvor nicht ebenso gemacht hatte (lacht; Anm. d. Red.). Du lernst halt nie aus. Es war gut, diese Lektion zu lernen. Jetzt muss ich sie nur noch im Hinterkopf behalten. Vielleicht schreibe ich es mir auf, damit ich es 2013 wieder parat habe."

Frage: "Es ist deine 34. Pole-Position in der Formel 1. Das bedeutet, nur noch zwei Fahrer sind besser als du: Michael Schumacher und Ayrton Senna. Glaubst du, du kannst ihre Bestmarken (Datenbank: Die meisten Pole-Positions!) überbieten?"

Vettel: "Ich denke, Michael hat so viele Rekorde inne, die wahrscheinlich auf ewig Bestand haben werden."

"Du setzt dich aber nicht ins Auto und denkst über dergleichen nach. Natürlich ist es toll, wenn dir so etwas gelingt und die Leute dich dann darauf aufmerksam machen. Es sind aber nicht die Zahlen, die dich dazu motivieren, ins Auto zu steigen. Ich mag, was ich tue. Und auf Strecken wie dieser hier, auf weichen Reifen, mit wenig Benzin im Tank - da spürst du, was diese Autos leisten können."

"Da wird dein Beruf zu etwas ganz Besonderem und Einmaligem in der Welt. Das genieße ich so sehr daran. Wenn du erfolgreich bist, läuft es natürlich noch viel besser. Die beiden sind aber so weit voraus. Also schauen wir einmal. Wir müssen arbeiten, uns auf jeden einzelnen Schritt konzentrieren. Über solche Dinge sollten wir nicht nachdenken."

Frage: "Michael Schumacher hat seinen Rücktritt angekündigt. Was denkst du darüber?"

Vettel: "Ich denke, es ist ein Verlust für die Formel 1. Sehr schade. Es war sehr lustig, ihn hier dabei zu haben, gegen ihn zu fahren, Spaß mit ihm zu haben. Das werde ich sicher vermissen. Man kann seine Entscheidung aber verstehen. Und wie ich schon sagte: Ich werde ihn vermissen. Ich wünsche ihm aber alles Beste für die Zukunft. Ich hoffe, er bleibt uns in irgendeiner Funktion erhalten."

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