• 22. September 2012 · 19:04 Uhr

Vettel: "Verstehen das selbst nicht"

Sebastian Vettel rätselt, warum er sich im dritten Qualifying in Singapur nicht mehr steigern konnte, rechnet sich aber weiterhin Chancen auf den Sieg aus

(Motorsport-Total.com) - Nach drei Trainingsbestzeiten en suite ging Sebastian Vettel als klarer Pole-Favorit ins Qualifying zum Grand Prix von Singapur, doch ausgerechnet im entscheidenden Q3-Abschnitt hatte er gegen Lewis Hamilton um eine halbe Sekunde das Nachsehen. Zu allem Überdruss quetschte sich auch noch Pastor Maldonado zwischen die beiden Rivalen. Das bedeutet den dritten Startplatz für den Vorjahressieger aus dem Red-Bull-Team.

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Sebastian Vettel hat schon glücklicher ausgesehen als nach dem Qualifying Zoom Download

Frage: "Sebastian, Helmut Marko hat vor dem Qualifying gesagt, dass er mit der Pole rechnet. Wie enttäuscht bist du, dass es nicht geklappt hat?"

Sebastian Vettel: "Es ist immer schwer zu sagen, ob das in Kraft tritt, was man sich vielleicht vorher denkt, aber wir wussten, dass es sehr eng wird, gerade mit Lewis. Er war das ganze Wochenende ähnlich stark wie wir."

"Ist natürlich schwer zu wissen, ob McLaren mit mehr oder weniger Benzin unterwegs war, aber es macht den Anschein, dass sie zum Schluss noch ein bisschen was hatten, um eine Schippe draufzulegen. Bei uns hat das ein bisschen gefehlt, es kam nicht ganz zusammen. Wir verstehen das im Moment selbst nicht. Ich hatte in den letzten zwei Runs einfach nicht den Grip, den ich vorher hatte, und wenn man den nicht hat, ist es auch schwierig, schneller zu fahren."

Grip war plötzlich nicht mehr da

Frage: "Hätte ein bisschen mehr sein können, oder?"

Vettel: "Ja. Ich verstehe im Moment selbst noch nicht, wieso im letzten Qualifying-Abschnitt der letzte Schritt nicht gekommen ist. Ich konnte nicht wirklich die Zeit wiederholen, die ich im zweiten Abschnitt relativ easy gefahren bin. Ich hatte einfach nicht den Grip, den ich vorher hatte."

"Meine Runde in Q2 war ziemlich sicher, aber trotzdem war ich nur eineinhalb Zehntel hinter Lewis. Ich war zuversichtlich, dass es schneller geht, 1:46 tief. Lewis' Zeit in Q3 war sehr schnell. Hätte, wäre, wenn bringt nichts, aber die Pace wäre sicher da gewesen, um schneller zu sein. Das Rennen ist sehr lang, da kann viel passieren, auch Safety-Cars. Es ist wichtig, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Dann sehen wir weiter."

"Wenn es drauf ankommt, muss man vorne sein. Leider ist uns das heute Nacht nicht gelungen."Sebastian Vettel
Frage: "In allen anderen drei Trainings, in denen es um nichts ging, warst du Schnellster. Jetzt ging es um was und du bist Dritter. Was ist denn im Rennen möglich? Platz drei ist zumindest auf der sauberen Seite."
Vettel: "Zunächst mal zeigt es, dass die drei Sitzungen deswegen komplett wurscht sind, ob man vorne ist oder nicht, sondern wenn es drauf ankommt, muss man vorne sein. Leider ist uns das heute Nacht nicht gelungen."

"Ich glaube trotzdem, dass von Platz drei alles möglich ist. Ist auf der sauberen Seite - vielleicht ein Vorteil bis zur ersten Kurve, obwohl der Weg relativ kurz ist. Und dann schauen wir mal. Das Rennen ist sehr lang, es kann sehr viel passieren - gerade hier, mit wenig Platz für Fehler und so weiter. Überholen ist zwar schwierig, aber nicht unmöglich. Der Speed war das ganze Wochenende da und ist auch noch da, also freue ich mich auf morgen."

Frage: "Der Vorteil ist: Fernando Alonso ist weiter hinten. Der Nachteil: Lewis Hamilton auf Pole. Und es fehlt doch ein bisschen an Topspeed. Ist Hamilton aus eigener Kraft überhaupt zu schlagen?"

Vettel: "Das werden wir morgen sehen. Topspeed war noch nie unsere Stärke, aber wir wissen, dass wir auf den Geraden nicht stark genug sind - da fehlt ein bisschen der Bumms. Aber das ist nichts Neues und überrascht uns jetzt nicht."

Bisheriges Wochenende sehr positiv

"Wichtig war, dass wir dieses Wochenende eigentlich die ganze Zeit über mit dabei waren. Das stimmt uns auch zuversichtlich für das morgige Rennen. Der Rest wird sich zeigen. Ich glaube, dass man sehen konnte, dass McLaren sehr stark ist, unter allen Bedingungen sehr schnell, mit und ohne Benzin."

Frage: "Ohne geht's nicht..."

Vettel: "Nicht ohne, aber mit wenig Benzin und viel Benzin! Deswegen wird es mit Sicherheit hart, aber unser Ziel ist auf jeden Fall, morgen zu gewinnen."

Frage: "Ihr musstet ja vor einigen Rennen euer Motorenmapping umstellen. Glaubst du, dass euch das heute gekostet hat?"

Vettel: "Die letzten paar Wochenenden waren alle unterschiedlich, verschiedene Streckentypen. Auf solchen Strecken fühlen wir uns wohler, weil es weniger Geraden gibt. Wir wissen, dass das nicht unsere Stärke ist."

"Natürlich hat es uns was gekostet, aber es ist schwierig, das zu messen. Seither ist eine Menge passiert und wir haben unser Auto verbessert. Wir müssen weiter in diese Richtung gehen, bis zum Jahresende weitere Verbesserungen finden. Ich glaube, heute ging es nicht um das Mapping, sondern es war eine Frage der Steigerung in Q3."

Frage: "War deine Aufwärmrunde durch andere beeinträchtigt, sodass du die Reifen nicht ideal auf Temperatur bringen konntest?"

Vettel: "Ja."

Verkehr erklärt schlechte erste Runde

Frage: "Ist das die Erklärung?"

Vettel: "Würde ich nicht sagen. Den ersten Run würde ich darauf zurückführen, denn da steckte ich im Verkehr fest und konnte nicht schnell genug fahren. Damit konnte ich die erste Runde abschreiben. Aber der zweite Versuch in Q3 war normal. Ich schaffte es einfach nicht, mich auf die Streckenbedingungen optimal einzustellen und die Zeit zu verbessern."

Frage: "Die Fernsehbilder waren wieder faszinierend. Wie hast du das aus der Fahrerperspektive erlebt?"

Vettel: "Ich habe mich bis zum Ende des zweiten Qualifyings sehr wohl gefühlt, und im dritten musste ich dann feststellen, dass mit viel Einsatz und mit Ach und Krach gerade mal genauso viel ging wie vorher."

"Ich wusste, dass die Zeit da ist, aber wir konnten sie zum Schluss nicht fahren."Sebastian Vettel
"Es hat ein bisschen gefehlt, was ein bisschen schade ist, denn ich dachte schon, dass wir uns ein bisschen steigern können. Ich wusste, dass die Zeit da ist, aber wir konnten sie zum Schluss nicht fahren. Trotzdem macht es Riesenspaß hier. Es ist eine unheimlich lange Runde und unheimlich schwierig, alles hinzukriegen, aber wenn man das dann schafft, ist es ein gutes Gefühl."

Frage: "Ist die Strategie von Platz drei eine andere, als wenn du auf Pole gestanden wärst?"

Vettel: "Das kommt drauf an. Wir schauen erstmal auf den Start, gucken, dass wir gut wegkommen, vielleicht schon einen Platz gutmachen können. Der Rest wird sich dann zeigen. Die Strategie ist vielleicht noch nicht so klar wie bei anderen Rennen. Ich glaube, es wird sich eher während des Rennens entscheiden, aber es sollten zwei oder drei Stopps sein."

Frage: "Du hast im Training die Einfahrt zur Box geübt, noch intensiver als sonst. Warum?"

Vettel: "Das Überholen ist hier nicht so einfach. Wenn, dann kann man was über die Strategie probieren, und da hilft einem natürlich ein schneller Boxenstopp. Wenn man da eine halbe Sekunde, Sekunde gewinnt, dann kann das im Zusammenspiel mit der richtigen Strategie heißen, dass man vor demjenigen ist, den man versucht zu überholen."

Safety-Car als Unsicherheitsfaktor

Frage: "Bezieht ihr auch das Safety-Car in eure strategischen Überlegungen ein?"

Vettel: "Schwer zu sagen, was passieren wird. Du kannst nicht nur herumbummeln und auf das Safety-Car warten, aber es stimmt, dass die Auslaufzonen nicht groß sind. Im Training haben wir gesehen, dass es schon gelbe Flaggen und ein Safety-Car geben könnte, wenn ein Auto stehen bleibt. Wir werden sehen, schätze ich. Bis jetzt hatten wir hier immer eine Safety-Car-Phase, wenn ich mich nicht irre."

Frage: "Die Supersoft-Reifen halten nicht besonders lang. Mercedes hat keine Zeit gesetzt und somit freie Reifenwahl. Machst du dir Sorgen, was die anstellen, wenn du nach dem ersten Boxenstopp zurück auf die Strecke kommst?"

Vettel: "Ich hoffe, dass wir dann schon genug Vorsprung haben, um vor ihnen zu bleiben. Schwer zu sagen, wie lange wir draußen bleiben können. Ungefähr haben wir eine Idee."

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Im dritten Qualifying war Sebastian Vettel langsamer als im Abschnitt davor Zoom Download

"Wir sind alle auf dem gleichen Reifen und werden ähnlich viele Runden fahren können, also werden wir sehen, wenn die Ampel ausgeht. Es wird sicher ein schwieriges Rennen, was den Reifenverschleiß angeht, und die Schwierigkeit ist, dass wir nicht genau wissen, was uns erwartet. Das Ziel ist, das Rennen zu gewinnen. Ich glaube, wir sind schnell genug dafür."

Frage: "Bist du wegen der Lichtmaschine noch besorgt oder liegt dieses Thema hinter euch?"

Vettel: "Es gibt keine Garantie. Sicher ist nichts im Leben, also werden wir sehen. Bisher hatten wir keine Probleme, auch keine Anzeichen. Monza war eine andere Geschichte, da hatten wir am Samstag und am Sonntag ein Versagen. Heute nicht - und hoffentlich morgen auch nicht. Ich mache mir keine Sorgen."

Frage: "Ist nun am wichtigsten, vor Fernando Alonso ins Ziel zu kommen?"

Vettel: "Ich schaue nicht wirklich auf Fernando. Das Ziel war, die Pole zu holen, und das ist uns nicht gelungen. Morgen werden wir unser Bestes versuchen. Das Auto ist gut genug und es ist alles möglich, auch wenn die McLarens sehr schnell sind."

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