Glock: "Insgesamt ist die Strafe für Grosjean gerechtfertigt"
Timo Glock gibt Auskunft über den Stand der Dinge bei Marussia und schildert seine Meinung zum Startunfall in Spa und die Strafe für Lotus-Pilot Romain Grosjean
(Motorsport-Total.com) - Marussia-Pilot Timo Glock erwartet für den Grand Prix von Italien an diesem Wochenende einen schweren Stand und begründet dies in der Streckencharakteristik. Dennoch freut sich der Deutsche auf das Rennwochenende im Königlichen Park von Monza, das nicht zuletzt aufgrund der Atmosphäre für alle Beteiligten etwas ganz Besonderes ist.
Im Interview spricht Glock über seine Erwartungen für das Monza-Wochenende, über die Arbeit mit seinem Renningenieur, über die spezielle Atmosphäre in Monza und über die Konsequenzen aus dem Startunfall in Spa-Francorchamps.
Frage: "Timo, wo siehst du Marussia an diesem Wochenende stehen?"
Timo Glock: "Das ist schwierig zu sagen. Wenn man es mit Kanada vergleicht, muss man sagen, dass unser Low-Downforce-Package dort nicht wirklich gut war. Deshalb bin ich mir nicht sicher, wo wir hier stehen. Wir werden es morgen sehen. Wir haben nach Kanada einen neuen Heckflügel bekommen, der aber in Richtung High-Downforce und Medium-Downforce entwickelt wurde. Der Flügel ist aber relativ effizient. Wir müssen morgen mal auskundschaften, was für uns das beste Paket ist. Ich glaube aber nicht, dass wir hier einen ähnlichen Fortschritt machen können wie wir ihn in Spa gemacht haben."
Frage: "Bist du froh, dass es morgen endlich einmal einen trockenen Freitag geben wird, an dem man auch etwas testen kann?"
Glock: "Das hilft natürlich. Es ist auf jeden Fall für alle deutlich einfacher, wenn man einen ganzen Freitag hat, an dem man die Dinge ein bisschen aussortieren kann. Das hilft uns natürlich auch ein bisschen. Auf der anderen Seite ist Monza so speziell, dass man hier nicht allzu viel lernen kann."
Frage: "Welchen Anteil am Erfolg an einem Rennwochenende würdest du dem Renningenieur zuschreiben und wie würdest du deine Beziehung zu deinem Renningenieur beschreiben?"
Glock: "Generell ist es ja nicht nur der Renningenieur, sondern auch der Dateningenieur. Die Zusammenarbeit mit diesen beiden hat einen großen Anteil am Erfolg an einem Rennwochenende. Das betrifft Setup-Arbeit, aber auch das gewisse Gespür für die Rennsituation. Ich habe mit meinem Renningenieur ein sehr gutes Verhältnis. Wir arbeiten jetzt im zweiten Jahr zusammen und kommen sehr gut klar. In diesem Jahr habe ich einen neuen Dateningenieur bekommen, der am Anfang relativ unerfahren war, sich aber sehr gut macht im Moment. Das funktioniert eigentlich sehr gut. Ich bin happy mit meinem 'Team'."
Frage: "Nicht nur die Streckencharakteristik, auch die Atmosphäre ist in Monza sehr speziell. Gilt das nur für Ferrari und deren Fahrer oder auch für andere Piloten?"
Glock: "Es ist natürlich für alle sehr speziell, weil hier immer viele Fans da sind. Die meisten sind natürlich Ferrari-Fans, aber auch für uns ist es immer etwas ganz Besonderes hier zu fahren, auch aufgrund der Streckencharakteristik. Für Ferrari ist das natürlich hier das Heimrennen und ein Riesen-Event. So gesehen haben die hier mit Sicherheit am meisten Spaß."
Strafe für Romain Grosjean hart, aber gerecht
Frage: "Romain Grosjean wurde nach dem Startunfall in Spa-Francorchamps für das Rennen hier gesperrt. Würdest du sagen, das ist zu hart oder gerechtfertigt?"
Glock: "Ich glaube, man muss von der FIA aus irgendwann mal ein Signal setzen. Da hat man mit Romain Grosjean jetzt mal das beste Beispiel genommen, weil er bei neun Startcrashs sieben Mal involviert war oder sowas. Somit musste man irgendwann mal durchgreifen. Es war schon der richtige Moment, mal ein Zeichen zu setzen. Ob jetzt die Strafe an sich für den Unfall gerechtfertigt ist, kann man diskutieren. Für die vielen Startunfälle, in die er involviert war, ist die Strafe aber meiner Meinung nach gerechtfertigt."
Frage: "Glaubst du, dass man schon in den Nachwuchsklassen anfangen müsste, solche Aktionen härter zu bestrafen, um zu vermeiden, dass so etwas in der Formel 1 passiert?"
Glock: "Da würde ich fast schon Recht geben, ja. Es ist doch auffällig, dass meistens Neulinge oder aus der GP2 nachrückende Fahrer öfter mal in Startunfälle involviert sind. Wenn man sich die GP2-Rennen ansieht, stellt man fest, dass dort in letzter Zeit öfter ein bisschen Chaos herrscht. Man könnte also so argumentieren und mit Sicherheit mal drüber nachdenken, da eine andere Richtung einzuschlagen."
Frage: "Durch den Startunfall in Spa sind auch wieder Argumente aufgetaucht für eine Haube über dem Cockpit. Wie stehst du dazu?"
Glock: "Das ist immer eine Frage der Sicherheit. Ich habe mir die Szene gerade noch einmal angeschaut. Wenn Grosjean ein bisschen näher an Alonso dran gewesen wäre als er ihm übers Auto geflogen ist, dann hätte das echt schief ausgehen können. Wenn eine solche Haube zur Sicherheit beiträgt, dann ist mir das recht. Ich muss nicht unbedingt erst einen schweren Unfall sehen, bevor man dann reagiert. Klar geht das ein bisschen von der Formel 1 und vom Rennsport mit freien Cockpits weg, aber wenn es der Sicherheit dient, wäre es meiner Meinung nach schon ein richtiger Schritt."