• 30. August 2012 · 16:37 Uhr

Mallya: Indischer Formel-1-Playboy mit Ohrring

Warum ihm der Motorsport in die Wiege gelegt war und was sein Diamant-Ohrring zu bedeuten hat: Vijay Mallya im Interview mit 'Motorsport-Total.com'

(Motorsport-Total.com) - Vijay Mallya (56) ist nicht gerade das, was man einen Self-Made-Milliardär nennen würde, denn der in Bantwal geborene Inder hat ein Vermögen von seinem Vater Vittal, einem Industriellen, der unter anderem die Niederlassung des deutschen Chemieunternehmens Hoechst in Indien aufgebaut hat, geerbt. Doch mit dem richtigen Riecher ist es Mallya jun. gelungen, sich verschiedene Standbeine vom Airline- bis zum Spirituosengeschäft aufzubauen - und ganz nebenbei auch ein Formel-1-Team zu übernehmen.

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Vijay Mallya haftet seit Jahren das Image des reichen Formel-1-Playboys an Zoom Download

Mallya kam 1995 als Sponsor des damaligen Weltmeisterteams Benetton in die Formel 1 und unterstützte Michael Schumacher auf dem Weg zu dessen zweitem WM-Titel. Nach der Zwischenstation Toyota stieg er 2007 als 50-Prozent-Eigentümer des heutigen Force-India-Teams ein. Inzwischen kontrolliert Mallya genau wie die Sahara-Gruppe von Landsmann Subrata Roy 42,5 Prozent, während die restlichen 15 Prozent weiterhin bei der niederländischen Mol-Familie liegen. Aber was steckt eigentlich hinter der Playboy-Fassade des charismatischen Teamchefs? Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' gewährt er tiefe Einblicke in seine Persönlichkeit...

Frage: "Vijay, deine Kritiker sagen, dass die Formel 1 für dich nur ein glamouröses und millionenschweres Spielzeug ist. Was hältst du dem entgegen?"

Vijay Mallya: "Sie lassen außer Acht, wie viel ernsthaftes Ingenieurswesen für das gesamte Programm notwendig ist, damit man im Formel-1-Starterfeld bleiben kann. Es ist die Königsklasse des Motorsports. Wenn man das als glamourös bezeichnet, als Spielzeug eines reichen Mannes, dann muss man unbedingt dazusagen, dass der gesamte Motorsport ein Spielzeug der Reichen ist. Warum baut man überhaupt Rennautos? Wo ist die Grenze? Das Gleiche gilt außerdem auch für Pferderennen und andere Sportwarten."

Nicht nur ein Spielzeug für Milliardäre

Frage: "Oder Segeln."

Mallya: "Genau. Ich hinterfrage den grundsätzlichen Eindruck, dass es sich hierbei um einen Sport der Reichen handelt. Wer sind die Akteure? Es gibt die großen Automobilhersteller, es gibt verantwortliche Aktiengesellschaften. Würden sie hunderte Millionen Euro in einen Sport investieren, der als Sport der Reichen, als Luxus oder als Spielzeug wahrgenommen wird? Sicher nicht. An der Börse notierte Unternehmen, die nicht ohne Grund einen entscheidenden Geldbetrag in den Sport pumpen, sind in diesem Starterfeld - das ist das grundsätzliche Thema."

"Und dann muss man sich die Besitzer der Teams anschauen. Man kann sie in Aktiengesellschaften und Personengesellschaften kategorisieren. Personengesellschaften, hinter denen leidenschaftliche Menschen stehen. Schauen wir uns einmal den Fall von Sir Frank Williams an. Er hat eine große Leidenschaft für Williams, ist schon viele Jahre sehr erfolgreich dabei. Warum wurde er nicht zu einem Playboy? Oder Eddie Jordan. Warum nennt ihn niemand einen Playboy? Man muss alle Faktoren hinterfragen, die das Image entstehen lassen."

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Immer für eine Party gut: Vijay Mallya mit Landsleuten auf der Indian Empress Zoom Download

"Weil ich einen Diamanten im Ohr trage, mache ich den Eindruck, ein Playboy zu sein? Jeder, der diesen Eindruck hat, sollte sich zuerst etwas mit der indischen Kultur und Geschichte auseinandersetzen. Ich bin ein südindischer Brahmane, das ist meine Kaste. Das Erste, was in meiner Religion gemacht wird, ist das Durchstechen der Ohren - bei männlichen Kindern. Es ist vorgesehen, dass wir in die Hindu-Priesterschaft übergehen. In Indien fällt auf, dass alle Priester Ohrringe tragen. Für den Westen und für die Menschen, die kein Interesse an der indischen Kultur haben, mag es einen sehr Playboy-artigen Eindruck machen - für mich bedeutet es aber nur, nach meinen Bräuchen, nach meiner Religion und nach meiner Tradition zu leben."

"Ich kann zehn verschiedene Beispiele geben. Den wohl entscheidendsten Anteil am Playboy-Image hat die Annahme, dass Geld für mich keine Rolle spielt und dass ich verschwenderisch damit umgehe. Ich denke, dass der Begriff des Playboys impliziert, dass Geld keine Rolle spielt und man es verschwendet, wenn man es hat. Ich habe jedoch einen ernsthaften Geschäftspartner geholt, der 100 Millionen in das Team investiert hat. Sahara hat das Grosvenor-House-Hotel in London gekauft. Offensichtlich sind sie also eine sehr bedeutende Firma mit cleveren Leuten. Warum würde eine clevere Businessgruppe 100 Millionen in mein Team investieren, wenn es sich dabei nur um Vijay Mallyas Spielzeug handelt?"

Team mehr als 200 Millionen US-Dollar wert

"Durch diese Aktion habe ich einen entscheidenden Geldbetrag freigemacht - auch für das Team. Zudem erstellte ich eine Richtpreisschätzung. Die 100 Millionen machen 42,5 Prozent aus. Dadurch ist der Wert des Teams auf über 200 Millionen gestiegen. Das ist im Endeffekt eine reale, umsatzorientierte, umsatzgestützte Referenzmarke - und nicht das Werk eines Investmentbankers, der sich hinsetzt und ein Werbeprospekt macht."

"Ich kann viele Beispiele geben: Erst im vergangenen Jahr ging der erste Grand Prix von Indien über die Bühne. Ich bin seit 30 Jahren Vorsitzender des indischen Motorsportverbandes. Lassen wir meine Teilnahme am Sport und mein Sponsoring in der Formel 1 einmal außer Acht - ich bin trotzdem schon seit 30 Jahren in verschiedenen Führungspositionen im Motorsport tätig. Was ich damit sage: Der erste indische Grand Prix war ein großer Meilenstein in der indischen Motorsportgeschichte, und mit der Zeit wird es in Indien immer mehr Fans geben. Die Fangemeinde wächst entscheidend - nicht nur die von Force India, sondern auch bei anderen. Davon profitiert der Sport, immer mehr Menschen sehen im Fernsehen zu. Das bringt mehr Geld, es wird immer mehr Sponsoren geben."

"Und das ist erst der Anfang, denn das Rennen gibt es erst seit einem Jahr. Ein Beispiel: Die größte Milchfirma in Indien heißt Amul. Sie ist sehr bekannt und seit vielen Jahrzehnten eine von Indiens erfolgreichsten genossenschaftlichen Firmen. Sie haben das Sauber-Team beim Indien-Grand-Prix gesponsert. Ich wurde damals von den indischen Medien gefragt, wie es dazu kommt, dass eine indische Firma Sauber sponsert."

"Ehrliche Antwort: Wir hatten auf unserem Auto keinen Platz mehr! Der gesamte Platz auf unserem Auto war bereits belegt. Das ist es aber nicht, was ich beweisen will, sondern etwas anderes: Die Tatsache, dass die letzte indische Genossenschaft sich für Werbung auf einem Formel-1-Auto entschlossen hat, ist ein Zeichen für die Existenz eines enormen wirtschaftlichen Potenzials."

Sahara übernimmt mehr Kontrolle

Frage: "Es gibt zwei Möglichkeiten, dieses wirtschaftliche Potenzial zu betrachten: einerseits als Träger für die Vijay-Mallya-Firmen und deren Marken, andererseits für externe Unternehmen. Derzeit sind die meisten dieser Firmen in deinem Besitz."

Mallya: "Das gilt mehr für Sahara als für uns. In der Vergangenheit waren wir in der Mehrheit - Medion hat Sutil gebracht. Jetzt kümmert sich Sahara großteils darum. So wollten sie es haben."

"Selbst wenn wir die Flächen intern an Partner vergeben, dann respektieren wir die Anzeigenpreise."Vijay Mallya
Frage: "Dennoch ist es auffällig, dass die Firmen von Sahara und dir viel Platz einnehmen und es kaum externe Sponsoren gibt."
Mallya: "Am Ende unterschreibe ich nicht dafür, jede Fläche auf dem Auto aufzufüllen und dafür 100.000 Dollar zu nehmen. Wir haben Anzeigenpreise. Jede Fläche auf dem Auto hat einen gewissen Preis. Selbst wenn wir die Flächen intern an Partner - an Sahara und uns - vergeben, dann respektieren wir die Anzeigenpreise."

"Wenn also ein Sponsor auf uns zugeht, von dem wir glauben, dass er etwas beitragen kann, dann werden wir uns ein Bein ausreißen und werden versuchen, so überzeugend wie möglich zu sein, damit die Anzeigenpreise und die Gelegenheit einen guten Gegenwert für den in Aussicht stehenden Werber darstellen. Das ist das eine. Wenn aber einige Leute kommen und sagen: "Hier hast du 100 Riesen, und ich möchte bei diesem einen Rennen auf eurem Auto werben!" Dann werde ich ablehnen und es nicht machen."

Frage: "Aber nehmen wir doch mal Whyte & Mackay als Beispiel: Gehen wir davon aus, dass die Sponsorflächen 20 Millionen US-Dollar wert sind. Angenommen, morgen kommt Coca-Cola vorbei und sagt: Ich gebe dir 20 Millionen Dollar für die Sponsorfläche, die von Whyte & Mackay beansprucht wird. Würdest du das annehmen oder würdest du weiterhin deine eigenen Marken pushen?"

Mallya: "Eine gute Frage. Wenn jemand kommt und uns ein Angebot macht, das mit unseren Anzeigenpreisen übereinstimmt, dann müssen sich die beiden Partner zusammensetzen und entscheiden, ob wir bei der internen Lösung bleiben oder es extern verkaufen. Die aus kommerzieller Sicht weisere Antwort wäre wahrscheinlich, es extern zu verkaufen."

Eigene oder externe Sponsoren?

Frage: "Du bist 1995 bei Benetton als Sponsor eingestiegen. Das ist ein klassisches Beispiel für ein Unternehmen, das die Eigenwerbung zugunsten externer Sponsoren reduziert hat. Ist das langfristig auch bei euch der Plan?"

Mallya: "Das hängt auch davon ab, was meine Marketingabteilung erreicht. Ich möchte diese Frage anders beantworten. Warum habe ich das Team, als ich es übernommen habe, nicht Mallya genannt? Warum nicht Kingfisher? Warum habe ich es nicht nach einer meiner Marken benannt?"

Frage: "Eine Antwort wäre, weil es damals eine 50:50-Partnerschaft war."

Mallya: "Okay, aber warum würde ein Holländer damit einverstanden sein, das Team Force India zu nennen?"

"Wenn er keine Wahl hatte, dann hätte ich es genauso gut Mallya nennen können."Vijay Mallya
Frage: "Weil er keine Wahl hatte..."
Mallya: "Aber wenn er keine Wahl hatte, dann hätte ich es genauso gut Mallya nennen können."

Frage: "Ja, das stimmt."

Mallya: "Was ich sagen will: Ich wollte damals unbedingt, dass das Team Force India heißt, weil ich in Indien etwas entfachen wollte. Ich wollte dem Team einen allgemeinen Namen geben, der mit niemandem in Konflikt steht. Alle multinationalen Unternehmen, die in Indien Geschäfte machen wollen, werden Force India automatisch als wirkungsvolle Plattform sehen, um die Aufmerksamkeit der indischen Konsumenten zu erlangen. Das ist ein weiterer Grund - wir konzentrieren uns auf Indien. Und wir wissen, welche Möglichkeiten es in Indien gibt. Man kann nicht ein Land ignorieren mit 1,2 Milliarden Menschen und einer 300 Millionen starken Mittelklasse. Es ist also alles andere als das Spielzeug eines Playboys."

Frage: "Das Force-India-Logo erinnert mit ein bisschen Fantasie an das offizielle Formel-1-Logo. War das Absicht?"

Mallya: "Nein, reiner Zufall. Wir hatten uns für den Namen entschieden und sagten dann der Werbeagentur, dass sie uns einen Vorschlag für ein Logo machen sollten. Es war nicht umgekehrt, dass wir..."

Klein-Vijay: "Auto" war das erste Wort

Frage: "Das ist eines der Gerüchte, die man sich erzählt."

Mallya: "Wie geht die Geschichte? Dass ich F1 im Logo haben wollte, wir ein Logo erstellen und dann das Team danach benannten? Das ist natürlich komplett falsch."

Frage: "Wie bist du zur Formel 1 gekommen? Was hat bei dir das Feuer entfacht? Hast du zugeschaut? Womit hat es wirklich angefangen?"

Mallya: "Meine Mutter hat mir gesagt, dass mein erstes Wort 'Auto' war. Mein Vater kannte sich mit Autos aus. Ich erinnere mich noch daran, als er einen Cadillac und einen Chevrolet Impala kaufte, was es in Indien kaum gab. Wenn ich brav war, durfte ich in einem dieser Autos zur Schule fahren. Dann begann ich, Monoposto-Rennwagen zu bauen. Ich schaute nach, was sich in meiner Garage befindet. So habe ich angefangen. Das war in den frühen 1970er-Jahren."

Frage: "Und dann hast du Bob Fernley getroffen?"

Mallya: "Bob habe ich in den späten 1970er-Jahren getroffen. Wir hatten eine offene Rennklasse, die in Indien, Sri Lanka und Macao fuhr. Es waren offene Rennwagen. Ich wollte ein Formel-1-Auto haben. Ein bereits verstorbener Freund von mir kaufte sich einen Formel-5000-Rennwagen mit einem großen, schweren Chevy-Motor. Und so weiter."

"Als ich also nach Manchester kam, kaufte ich zwei der Ensign-Autos, und Bob kam mit den Mechanikern. Bob machte dann die amerikanische Serie und Le Mans und so weiter. Danach hatte ich viel zu tun, denn mein Vater starb 1983. Ich war damals sehr jung, 26. Ich arbeitete also in anderen Wirtschaftsbereichen mit - und im Motorsport stieg ich als Teilnehmer aus. Natürlich war ich immer noch für den Motorsport in Indien zuständig. Ich kauft einige historische Grand-Prix-Wagen, die ich immer noch habe."

Frage: "Du hattest einen Vanwall."

Mallya: "Ja."

Schon immer ein Autonarr

Frage: "Hast du ihn noch?"

Mallya: "Nein, ich habe ihn an Bernie (Ecclestone; Anm. d. Red.) verkauft. Unter der Bedingung, dass - wann immer er ihn verkaufen will - er ihn an mich zurückverkauft. Ich habe aber noch einen Jaguar D-Type, einen Sunbeam Tiger und so weiter. In dieser Zeit rund um 1988 lebte ich in Großbritannien und nahm an vielen historischen Rennen teil, was mir viel Spaß bereitete. 1995 begann ich dann damit, das Benetton-Formel-1-Team zu sponsern."

Frage: "Warum gerade Benetton? Wegen Michael Schumacher?"

Mallya: "Wegen Flavio (Briatore; Anm. d. Red.). Ich sagte meiner Marketingabteilung immer, sie sollen sich Flavio als Beispiel nehmen. Ich sagte immer: Hier ist der Kerl, der mir genau erklärt hat, warum ich Benetton und kein anderes Team sponsern soll. Er leistete wirklich gute Arbeit, denn er hat mich überzeugt. Damals lief es auch wegen Michael Schumacher sehr gut - sie wurden Weltmeister. Es war toll, ein Teil dieser Ära zu sein."

Frage: "Flavio kam auf dich zu und nicht du auf ihn?"

Mallya: "Wir haben uns getroffen, und dann machte er mir ein Angebot. Er nahm mich zu einigen Rennen mit, kümmerte sich wirklich gut um mich. Er lud mich in sein Motorhome ein, nahm mich an den Kommandostand mit. Das war ganz allgemein eine gute Erfahrung, also sponserten wir das Team. Danach sponserten wir das Toyota-Team. Das hat einmal mehr bewiesen, woran ich wirklich glaube - und zwar, dass die Formel 1 eine wirklich attraktive globale Werbeplattform ist."

"Ich hatte damals überhaupt keine Ambitionen, ein eigenes Team zu haben. 2008 kamen dann die Mols auf mich zu, und ich wusste gar nicht, dass sie ein Team besitzen. Sie sagten, dass sie mit mir über eine Gelegenheit sprechen wollten und dass sie wissen, dass ich ein Enthusiast bin, dass ich mich mit der Formel 1 auskenne und ob wir nicht zusammenarbeiten wollen. Sie brauchen einen Partner. Ich sagte: 'Warum nicht? Ich werde es mir anschauen.'"

Teamübernahme mit der Mol-Familie

"Das Erste, was ich tat, war, eine Blitz-Marktuntersuchung in Indien einzuleiten, um zu wissen, wie die jungen Inder reagieren würden, wenn Indien ein Formel-1-Team hätte. Man dachte, das wäre nie und nimmer machbar. Die Formel 1 wurde in Indien als außer unserer Reichweite wahrgenommen, als nicht greifbar. Diese Blitzuntersuchung war aber sehr ermutigend. Erst dann habe ich mich entschlossen, das Team zu kaufen. In gemeinsamem Einverständnis mit den Mols entschieden wir, dass sie passive Investoren sind - damit waren sie sehr glücklich. Dann nahm ich wieder mit Bob Fernley Kontakt auf. Ich sagte zu ihm, er solle sich einen Ruck geben und sich dem Team anschließen."

Frage: "Er kannte zwar den Motorsport, hatte aber bis dahin keine Formel-1-Erfahrung. Inzwischen hat er sich im Fahrerlager sehr gut etabliert. Er wird von allen respektiert."

Mallya: "Natürlich, aber er ist schon lange dabei. Natürlich gab es eine Pause, und er war nicht in der modernen Formel 1 - das stimmt schon. Aber wie du gesagt hast, hat er sich sehr schnell und sehr gut angepasst."

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Sternstunde in Belgien 2009: Giancarlo Fisichella wird auf Force India Zweiter Zoom Download

Frage: "Du bist in der kuriosen Situation, dass du Teambesitzer bist, aber auch im FIA-Motorsport-Weltrat sitzt. Du bist also kommerziell gesehen mit Bernie Ecclestone im Bett, aber auch administrativ im Bett mit Jean Todt. Wo stehst du in der aktuellen Concorde-Situation?"

Mallya: "Wenn ich im FIA-Weltrat sitze, dann muss ich meine Beteiligung an einem speziellen Formel-1-Team vergessen. Ich muss unparteiisch agieren."

"Im Endeffekt wurde ich nur wegen meiner Verbindung zum Motorsportklub von Indien gewählt. Ich glaube, dass ich aus diesem Grund gewählt wurde. Ich wurde nicht gewählt, weil ich Formel-1-Teambesitzer bin. Aber gleichzeitig - um noch einmal auf den vorhin genannten, sehr berechtigten Punkt zurückzukommen - muss man sich nur Ferrari anschauen. Ferrari hat dort einen permanenten Sitz und sie sind das wahrscheinlich berühmteste Team in der Formel 1."

Frage: "Eine politische Frage: Ist es manchmal schwierig, deine Verbindung zu Bernie Ecclestone und deine Verbindung zur FIA zu trennen?"

Mallya: "Bei den Weltrats-Sitzungen muss ich das tun, was für den Sport weltweit das richtige ist, was mir mein Bewusstsein für den Sport auf unparteiische Weise empfiehlt. Gleichzeitig muss ich sagen, dass es so viele Weltrats-Mitglieder gibt, die alle viel Erfahrung haben, und ich daher wirklich dumm wäre, wenn ich versuchen würde, Standpunkte durchzusetzen, die mit irgendwelchen Investoreninteressen verbunden sind. Man würde mich nicht nur sofort mundtot machen, ich würde zudem stark an Glaubwürdigkeit verlieren. Diesen Weg würde ich gar nicht gehen wollen."

Keine Sorge wegen Formel-1-Machtkampf

Frage: "Derzeit gibt es aber etwas Reibung zwischen der FIA und Bernie Ecclestone..."

Mallya: "Das ist nichts Neues. Es gab schon so oft Reibung zwischen FOM und FIA. Das ist nicht das erste Mal, dass es Meinungsverschiedenheiten gibt. Ich bin sicher, das gab es auch schon zwischen Max (Mosley; Anm. d. Red.) und Bernie."

Frage: "Max und Bernie kamen aber besser miteinander aus als Jean und Bernie."

Mallya: "Bernie unterstützte Jean Todt zu Zeiten der Wahl zum FIA-Präsidenten. Bernie hat sich mit Sicherheit - ich weiß es jetzt nicht hundertprozentig - hinter Jean Todt gestellt."

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Schon seit vielen Jahren Partner: Vijay Mallya und Vize-Teamchef Bob Fernley Zoom Download

Frage: "Weil er die Alternative gesehen hat. Das ist etwas anderes."

Mallya: "Ja, das ist etwas anderes, und ich weiß das. Was ich aber damit sagen will, ist, dass Meinungsverschiedenheiten manchmal auch gesund sein können."

Frage: "Sicher, aber es gibt den Vorschlag, dass die Formel-1-WM weiterläuft, ohne dass die FIA das Concorde-Agreement unterschreibt. Wie stehst du dazu?"

Mallya: "Ich finde, dass wir dafür den Motorsport-Weltrat als Forum haben und ich nicht meine Einzelmeinung hier äußern sollte. Am Ende ist es aber die FIA-Weltmeisterschaft, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich dieser Status ändert. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass sich irgendeine Weltmeisterschaft von der FIA abkoppelt. Ob Rallye- oder Formel-1-WM - es ist die FIA-WM. Das erklärt sich doch von selbst."

Frage: "Wie wird sich das Team entwickeln?"

Mallya: "Das Team entwickelt sich gut. Wir hatten den bisher besten Saisonstart mit 44 Punkten in zehn Rennen. Wir hätten besser sein können. Einige Male ging etwas daneben und wir hatten auch etwas Pech. Wir hätten weitere 20 bis 30 Punkte weiter vorne sein können. Wir hatten in den Rennen bisher nicht viel Glück, und unsere direkten Konkurrenten hatten entweder einen Podestplatz oder einen Rennsieg - wie Maldonado."

Keine Angst vor Sauber und Williams

"Williams hat tolle Arbeit geleistet und man muss ihnen dazu gratulieren, dass sie nach vielen Jahren wieder einen Grand Prix gewonnen haben, aber dennoch sind sie nur drei Punkte vor uns. Uns fehlen drei Punkte, und wir waren noch nicht einmal auf dem Podest. Wir liegen nur 16 Punkte hinter Sauber, die sich dieses Jahr bemerkenswert gut schlagen, zweimal auf dem Podest waren und immer wieder starke Ergebnisse hatten. Aber 16 Punkte sind kein Abstand, den man nicht wettmachen kann. Wir schlagen uns also ganz gut."

"Was uns aber am meisten zufriedenstellt, ist die Tatsache, dass wir jedes Jahr mehr Punkte holen, bei der Zuverlässigkeit ständig besser werden. Wir klettern langsam, aber konstant nach oben. Ist es möglich, von unten nach oben zu kommen? Der Vorstand der Sahara-Gruppe weiß, dass ein großes Investment im Bereich der Aerodynamik notwendig ist, um uns noch konkurrenzfähiger zu machen, aber bevor wir den Knopf drücken und noch mehr Geld investieren müssen wir die Ressourcen-Restriktion im Auge behalten."

"Es wäre sinnlos, viel Geld in einen neuen Windkanal zu investieren, wenn wir ihn dann nicht wirklich nutzen können."Vijay Mallya
"Es wäre sinnlos, viel Geld in einen neuen Windkanal zu investieren, wenn wir ihn dann nicht wirklich nutzen können, weil es diesbezüglich Restriktionen gibt. Wir warten also ab, und dann werden wir sehen, wie es ausgeht. Dann werden wir eine Entwicklungsstrategie bringen, um unser Entwicklungspotenzial zu verbessern."

Frage: "Ein Frage an dich als Teamchef und FIA-Mann: Bist du der Meinung, dass die FIA an der Kostenkontrolle und an der Ressourcen-Restriktion beteiligt sein soll?"

Mallya: "Es braucht einen Regulator, damit es funktioniert. Alles war bisher im Interesse der FOTA. Ich war damals in Maranello, als die FOTA erdacht und gegründet wurde. Das Ziel war, dass die Formel 1 leistbar ist - für alle. Es sollte nicht diese große Lücke zwischen den Herstellerteams und den kleinen Teams geben. Das wollte man sich natürlich ansehen, und man hat alles versucht, aber die FOTA hat es nicht geschafft."

Wunsch: FIA als Kostenkontrolleur

"Die FIA sollte es als ihre Aufgabe ansehen, die langfristige Existenz dieses Sports zu sichern, denn das Letzte, was man will, wäre, dass der Sport zu teuer wird und dadurch außer Kontrolle gerät. Sonst passiert das, was mit Honda und Toyota passiert ist - morgen könnte eines der großen Unternehmen sagen, dass sie aussteigen. Niemand will, dass das passiert. Im Gesamtinteresse des Sports ist es also gut, wenn das kontrolliert wird. Und die beste Instanz, um das umzusetzen, ist die FIA."

"Das ist so, als würde man mich fragen, welches meiner drei Kinder ich am liebsten mag."Vijay Mallya
Frage: "Du hast Interessen im Kricket, in der Formel 1 und im Business. Wenn man dich vor die Wahl stellen würde, für welchen der drei Bereiche würdest du dich entscheiden?"
Mallya: "Schwer zu sagen. Das ist so, als würde man mich fragen, welches meiner drei Kinder ich am liebsten mag, und das ist nicht möglich. Man muss verstehen, dass Kricket in Indien beinahe den Status einer Religion hat. Die meisten Inder beschäftigen sich also mit Kricket - auch ich. Wäre man aber nur ein Kricket-Fan - ohne die indische Premier-League -, dann wäre es ein vollkommen anderes Spiel, denn man unterstützt entweder das Team aus deiner Gegend oder das Nationalteam, wenn es spielt."

"Dann wäre man aber nicht so sehr involviert wie in der indischen Premier-League, wo mir eines der Teams gehört. Das Niveau an Auseinandersetzung und die Zeit und die Hingabe sind dadurch viel größer. Glücklicherweise überschneidet sich das - und das wird auch in Zukunft so sein - nicht so sehr mit der Formel-1-Saison. Ich musste die ersten vier Überseerennen der Saison leider auslassen, aber das akzeptiere ich. Die Formel 1 läuft dann bis Ende November. Das letzte Rennen war ziemlich interessant, denn selbst in Kanada oder in Valencia saßen alle vor dem Fernseher und schauten Fußball. Die Leute haben also unterschiedliche sportliche Interessen."

Frage: "Eine abschließende Frage: Ich habe in einer Zeitung gelesen, dass Air India 1,45 Milliarden US-Dollar verloren hat. Ist das ein Signal an die Fluglinien-Industrie auf der ganzen Welt?

Mallya: "Das sind alles Aktiengesellschaften. Kingfisher Airlines steht nicht in meinem Besitz, es handelt sich um eine PLC an der indischen Börse - an der nationalen Börse und an der Börse in Bombay. Sie sind beide in Bombay. Jedes Unternehmen - und da schließe ich Aktiengesellschaften mit ein - hat eine beschränkte Haftung. Das liegt in der Natur jedes Unternehmens."

Auf Kriegsfuß mit den indischen Medien

"Die Medien machen mich für die schlechten Besitzer von Kingfisher Airlines verantwortlich - aus Gründen, die ich nicht verstehe. News of the World in Großbritannien ist meilenweit von den indischen Medien entfernt. Bis zu einem gewissen Punkt kann man versuchen, die Dinge zu klären, aber die Medienindustrie in Indien ist so umkämpft, dass man ständig Neuigkeiten braucht. Es gibt auch kein Haftungsgesetz, man kann also auch niemanden klagen. Ich habe sehr erfolgreiche Unternehmen, mit denen ich sehr glücklich bin. Klar, aus acht oder zehn Unternehmen wird eines nicht gut laufen und Verluste machen. So wie alle Airlines in Indien."

Frage: "Glaubst du, dass es unausweichlich ist, dass Kingfisher schließen wird?"

Mallya: "Nein. Die Regierung will sie nicht schließen, aber die Regierung muss den Fluglinien auch ermöglichen, dass sie überleben und profitabel sind. Es ist unglaublich! Wir zahlen zusätzlich durchschnittlich 25 Prozent Mehrwertsteuer für Sprit. Als die Rohölpreise auf 120 Dollar pro Barrel nach oben gingen... So kann man keine Fluglinie führen, wo der Spritpreis 40 bis 45 Prozent der gesamten Betriebskosten ausmacht. Die indische Währung hat in den letzten Monaten 22 Prozent an Wert verloren."

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Frage: "Was würdest du machen, wenn dein Team ein Rennen gewinnt?"

Mallya: "Ich wäre in Ekstase, über allen Wolken!"

Frage: "Wärst du überhaupt im Fahrerlager?"

Mallya: "Ja, von jetzt an bin ich ja bei allen Rennen. Wenn ich nicht da sein sollte... Es ist ohnedies das Team, das wichtiger ist als ich."

Frage: "Peter Sauber war nicht dabei, als BMW-Sauber in Montreal gewonnen hat. Er hat sich deswegen in den Hintern gebissen."

Mallya: "Da beiße ich mir lieber in den Hintern, als dass mein Team kein Rennen gewinnt. Ich wäre vielleicht enttäuscht, dass ich nicht dabei bin, aber ich wäre außer mir wegen des Teams."

Frage: "Was würdest du machen? In den Swimmingpool springen?"

Mallya: "So etwas in der Art."

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