Hembery: "Lotus hat das Beste aus der Strategie gemacht"
Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery sieht Lotus als heißen Sieganwärter an und glaubt, dass auf Pirelli diese Saison noch viele Herausforderungen warten
(Motorsport-Total.com) - Paul Hembery, Motorsportdirektor beim Reifenhersteller Pirelli, ist der Auffassung, dass Lotus beim heutigen Großen Preis von Ungarn das Beste aus seiner Strategie herausgeholt hat und auch künftig zu den heißen Sieganwärtern zählt. Kimi Räikkönen hätte fast den späteren Sieger Lewis Hamilton überholt, fand aber nicht zuletzt aufgrund der engen Streckencharakteristik des Hungarorings keinen Weg am McLaren des Briten vorbei. Teamkollege Romain Grosjean kam ähnlich gut zurecht und wurde am Ende Dritter. Vor allem auf der weicheren Pirelli-Mischung waren beide Lotus stark unterwegs.
Frage: "Wie war das Rennen?"
Paul Hembery: "Ich fand es sehr interessant. Ich denke, dass Lotus das Beste aus der Strategie gemacht hat. Sie wussten, dass sie auf dem weicheren Reifen stark sein würden, also holten sie das Beste aus ihm heraus und konnten zudem auch mehr Runden damit fahren als andere Teams. Für ihr Gesamtpaket wählten sie also genau die richtige Strategie. Ich denke, dass die Streckenbedingungen der Grund dafür waren, warum Kimi und Romain auf Lewis aufholen konnten. Red Bull setzte heute auf eine Drei-Stopp-Strategie, wodurch sie zum Ende hin sehr schnell waren. Es reichte aber nicht ganz aus, um die durch den dritten Stopp verlorene Zeit wieder rauszuholen. Und vorbeizukommen ist hier zudem sehr schwierig. Die Startposition war hier also entscheidend."
Frage: "Bis Valencia hatten wir jedes Rennen einen neuen Sieger. Seit Valencia haben sich die Sieger wiederholt. Wie erklärst du dir diese plötzliche Trendwende?"
Hembery: "Es war ja schon klar, dass das irgendwann aufhören würde und nicht alle 24 Fahrer der Reihe nach gewinnen würden. Das Ziel wäre wohl zu ambitioniert gewesen. Kimi war heute nah am Sieg dran, also sieht man, dass Lotus ein Anwärter auf den Sieg ist. Wir könnten also bald wieder einen neuen Sieger haben. Letztendlich haben die Top-Teams mehr Ressourcen und kommen ihrem Ziel näher, das Optimum aus dem Paket zu holen."
Frage: "Verstehen sie ihre Reifentypen jetzt besser?"
Hembery: "Ja, definitiv. Die Saison ist aber sehr abwechslungsreich. Wir reisen zu vielen unterschiedlichen Strecken, finden dort viele verschiedene Wetterbedingungen vor, die Dinge sehr schnell verändern können. Wenn wir hier ein Regenrennen gehabt hätten, hätte das Ergebnis auch anders aussehen können. So ist die Formel 1. Wichtig ist, dass es in den Rennen weiterhin eng zugeht. Im Qualifying war es ebenfalls eng: Neun Autos lagen innerhalb von vier Zehntelsekunden und Lewis machte einen fantastischen Job, startete von vorne und bekam dann quasi den Sieg auf dem Silberteller serviert."
"Es kommen in diesem Jahr aber auch Kurse, die für uns völlig neu sind und uns vor neue Herausforderungen stellen, auf die sich jeder sicherlich freut. Im letzten Jahr war es so, dass die Teams erst im Laufe der zweiten Saisonhälfte die Reifen richtig verstanden, um dann die beste Leistung aus ihnen herauszuholen."
Frage: "Wenn man an den Saisonstart zurückdenkt, dann erinnert man sich daran, dass die Teams und auch eure Reifeingenieure etwas ratlos bezüglich der Reifenleistung waren. Hat sich das jetzt geändert?"
Hembery: "Ich denke schon. Natürlich besteht die Herausforderung weiterhin, da wir wie erwähnt auf neue Kurse und unterschiedliche Bedingungen treffen. Aber ich denke, dass die Teams nun besser wissen, wann sie welche der beiden Reifentypen einsetzen müssen um die bestmögliche Leistung zu erzielen. In den letzten Rennen haben die Teams sehr viele Veränderungen an den Autos vorgenommen, auch wenn die Regenfälle in Silverstone und Hockenheim sie bei den Entwicklungen behindert haben. Die Situation nimmt aber langsam Formen an."