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Glock redet Klartext: "Das ist der Tiefpunkt"
Der Marussia-Pilot ist genervt, hält sein Auto im Moment für unfahrbar und wundert sich, wieso er eine Sekunde pro Runde langsamer ist als Teamkollege Charles Pic
(Motorsport-Total.com) - Timo Glock erlebt 2012 ein Seuchenjahr. Beim Großen Preis von Ungarn rollte der Odenwälder nur rund eine halbe Sekunde vor dem HRT von Pedro de la Rosa ins Ziel, nachdem er zuvor drei Mal überrundet wurde, seinen Teamkollegen Charles Pic ziehen lassen musste und sich mit einem chronisch übersteuernden Auto um den Kurs gequält hatte. Im Interview spricht aus Glock der Frust der vergangenen Wochen.
Frage: "Timo, wie war dein Rennen?"
Timo Glock: "Keine Balance im Auto, das ganze Rennen lang nicht. Speziell die ersten beiden Stints waren im Nirgendwo. Zum Schluss mit den neuen Reifen ging es kurzzeitig besser, aber die letzten 15 Runden waren dann wieder im Nirgendwo. Ich musste mich noch gegen Pedro wehren, der von hinten kam. Keine Balance im Auto."
Frage: "Was ist passiert, als du dich gedreht hast?"
Glock: "Die Hinterachse hat blockiert. Die Hinterräder sind stehen geblieben und ich habe das Auto verloren."
Frage: "Ist das der Tiefpunkt der Saison?"
Glock: "Ja, auf jede Fall."
Marussia ist unfahrbar
Frage: "Es hat wohl keinen Spaß gemacht, gegen einen HRT zu kämpfen?"
Glock: "In den vergangenen beiden Rennen hat keine Runde auch nur ansatzweise Spaß gemacht."
Frage: "War es nur ein Problem mit dem Setup?"
Glock: "Das kann es ja nicht sein. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass das Auto im Moment unfahrbar ist."
Frage: "Ist das bei deinem Teamkollegen genauso?"
Glock: "Der hat einfach Untersteuern und ich habe nur Übersteuern."
Frage: "War es gefährlich mit dem Auto?"
Glock: "Es ist einfach doppelte Anstrengung, weil du fünf Mal lenken musst, um um die Kurve herumzukommen."
Frage: "Ihr habt keine Ahnung, wo der Hund begraben liegen könnte?"
Glock: "Nein."
Test würden helfen
Frage: "Vor dem Mugello-Test gab es schonmal so eine Phase. Wie sehr nervt das? Ist es ein Problem, das von der Qualität des Team rührt?"
Glock: "Es nervt tierisch. Es hat nichts mit der Qualität der Leute zu tun, wir haben irgendein Problem im Auto, das wir im Moment nicht finden. Es ist sehr anstrengend."
Glock: "50 zu 50 vielleicht? Keine Ahnung. Es würde mit Sicherheit helfen, wenn man gewisse Dinge ausprobieren könnte. Aber wenn du überhaupt keine Ahnung hast, wo das Problem liegt? Natürlich würden Test helfen."
Frage: "Wenn ihr noch drei Tage länger in Budapest bleiben und testen könntet: Würdet ihr Dinge ausprobieren oder habt ihr an diesem Wochenende schon alles versucht?"
Glock: "Wir würden mit Sicherheit ein paar Dinge probieren. Ich kann aber im Moment nicht sagen, was, da wir selbst noch überlegen und schauen, was mir machen könnten."
Glock genervt, aber weiter motiviert
Frage: "Kommt die Sommerpause zum richtigen Zeitpunkt?"
Glock: "Jetzt schon. Ich bin froh, dass ich meine Ruhe habe."
Frage: "Gibt es da schon den Keinen-Bock-Effekt?"
Glock: "Nein, nein, den Keinen-Bock-Effekt nicht. Man ist einfach nur genervt, wieso das Problem immer noch nicht gefunden ist. Und wieso das Problem bei mir ist. Ich bin die ersten drei Runden hinter ihm (Teamkollege Pic, Anm. d. Red.) gefahren und war die erste Runde schneller. Ab der zweiten Runde ist er dann überall schneller gefahren. Ich habe es versucht, aber ich kann einfach nicht so schnell um die Kurve fahren wie er. Es ist unmöglich."
Frage: "Verhalten sich die Reifen beim Marussia anders?"
Glock: "Ich habe einfach weniger Grip. Das Auto ist einfach nicht in der Balance. Ich habe seine Linie mal gesucht, aber er fährt nicht anders. Er kann nur das Auto dort platzieren, wo er es hinhaben will. Und ich bremse, lenke ein, muss gegenlenken, wieder korrigieren, wieder gegenlenken. Dann komme ich zu schnell in die Kurve, weil ich immer wieder die Bremse aufmachen muss. Ein Ding der Unmöglichkeit im Moment."
Frage: "Was kommt nach der Sommerpause? Habt ihr ein Update geplant oder investiert ihr lieber nichts mehr in dieses Auto?"
Glock: "Wir werden nochmal etwas machen für Singapur. Bis dahin kommt nicht viel."
Auch Konkurrenz entwickelt weiter
Frage: "Ihr wart wegen der Zusammenarbeit mit McLaren optimistisch und habt gesagt, dass man vielleicht schon in dieser Saison Fortschritte erkennen könnte. Was ist daraus geworden?"
Glock: "Generell ist es schwierig, wenn alle anderen genauso entwickeln. Das tun sie ja. Dann ist es schwierig, den größeren Schritt zu machen. Im Moment gelingt uns das nicht."
"HRT ist bei Williams Windkanal. Wir nutzen den bei McLaren."
Frage: "Ihr habt den Abstand auf HRT nicht vergrößert."
Glock: "Die entwickeln ja anscheinend auch irgendwie, denke ich jedenfalls."
Frage: "Hättest du dir nicht trotzdem ausgerechnet, weiter nach vorne zu kommen?"
Glock: "Ich hatte schon gehofft, dass wir näher herankommen, aber im Moment ist das nicht der Fall. Das ist im Moment aber nicht interessant. Es ist die Frage, wieso ich im Rennen fast eine Runde auf meinen Teamkollegen verliere."