• 28. Juli 2012 · 20:23 Uhr

Glock: "Wir müssen das in den Griff bekommen"

Laut Timo Glock sind die Probleme bei Marussia derzeit hochkomplex - Blockierende Räder und Übersteuern bilden das Hauptproblem - "Wir versuchen, es zu beheben"

(Motorsport-Total.com) - Timo Glock befindet sich derzeit in keiner einfachen Situation: Im heutigen Qualifying zum Großen Preis von Ungarn hatte er gegenüber seinem Teamkollegen Charles Pic das Nachsehen und kann sich die Gründe dafür nicht wirklich erklären. Der Marussia-Pilot klagt über blockierende Räder sowie starkes Übersteuern, das ihm und seinem Team Kopfzerbrechen bereitet und spricht über die Entwicklung im Team, Updates für das Rennen in Singapur sowie die Entwicklung des Teams im Vergleich mit der Konkurrenz.

Foto zur News: Glock: "Wir müssen das in den Griff bekommen"

Timo Glock bestreitet dieses Jahr seine dritte Saison bei Marussia/Virgin Zoom Download

Frage: "Wie ist es für dich heute gelaufen?"

Timo Glock: "Nicht wirklich gut. Obwohl wir heute Morgen eigentlich ein deutlich besseres Auto hatten als gestern haben wir leider doch die falschen Änderungen fürs Qualifying vorgenommen. Wir haben das Auto auf der Vorderachse etwas weicher gemacht, wodurch das Auto auf einmal unglaublich nervös auf der Bremse war. Die Räder blockierten deshalb sehr oft und ich habe die Runde im letzten Run noch eben so hinbekommen. Das war definitiv nicht der richtige Weg. Im Freien Training hatte es sich noch gut angefühlt. Generell fühle ich mich aber wohler als in Hockenheim. Der erste Run verlief nicht sehr glücklich, im zweiten Run lief es dann auch nicht optimal."

Frage: "Würdest du sagen, dass die Änderungen am Auto Schuld daran sind, dass du hinter deinem Teamkollegen gelandet bist?"

Glock: "Ja, ich glaube schon. Wenn ich weniger Übersteuern am Kurveneingang gehabt hätte und das Rad weniger blockiert hätte - was mich dann in zwei Fehler reingetrieben hat -, dann hätte ich vielleicht auch vor dem Charles stehen können. Mir ist momentan aber wichtiger, dass das Auto wieder eher so ist, wie wir es in Silverstone oder in Hockenheim hatten."

Problem ist hochkomplex

Frage: "Wenn du von stehenden Rädern, Übersteuern, einem losen Heck sprichst, kann dann auch der Reifenverschleiß morgen ein Thema sein?"

Glock: "Ja, deswegen könnte es morgen schwierig werden, aber jetzt ist es nun einmal so. Mal schauen, wie es wird."

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Timo Glocks Arbeit wurde auf dem Hungaroring durch viel Verkehr behindert Zoom Download

Frage: "Im Rahmen der Parc-fermé-Regeln kannst du ja nicht mehr viel machen... Kannst du da noch ein bisschen gegensteuern?"

Glock: "In meinen Augen ist das Problem sehr groß und es wird mit vollem Tank vielleicht noch ein bisschen extremer sein, weil das Auto einfach mehr rollt. Das könnte schwierig werden. Das komische ist halt, dass das Auto heute Morgen auf den Prime-Reifen mit dem Set-up sehr gut funktionierte und auf dem Option dann nicht mehr ganz so gut. Wir konnten heute Morgen im Training mit dem Option nicht wirklich viel fahren, weil ich auf fünf Runden vier Mal im Verkehr hing und mich irgendeiner von den schnelleren Jungs überholte. Das war etwas unglücklich. So ist es aber nun einmal, was soll man machen."

Frage: "Du hast jetzt zum zweiten Mal Probleme mit dem Heck. Im Mai habt ihr am Chassis ja etwas gefunden. Könnte es jetzt etwas vergleichbares sein?"

Glock: "Wir hatten am Anfang eigentlich einen anderen Verdacht, aber jetzt hat sich herausgestellt, dass es definitiv wieder dasselbe Thema war. Wir müssen schauen, dass wir es wieder in den Griff bekommen. Es handelt sich dabei nicht um das Chassis sondern um ein anderes Teil am Auto."

Frage: "Aber es befindet sich in der Gegend der hinteren Radaufhängung?"

Glock: "Ja."

Frage: "Besteht die Hoffnung, dass ihr in der Sommerpause bis zum Rennen in Spa neue Teile bekommt um das irgendwie in den Griff zu kriegen?"

Glock: "Also Spa ist ja normalerweise eine Strecke auf der mit weniger Abtrieb gefahren wird. Deshalb denke ich nicht, dass wir da neue Teile haben werden. Für Singapur werden wir vielleicht ein kleines Update bekommen, aber wir sind eben nicht in der Lage, von Rennen zu Rennen neue Teile zu bringen. Dafür sind wir einfach noch nicht groß genug als Team. Deshalb werden wir wahrscheinlich in Spa mit dem gleichen Auto fahren."

Glock fordert ein konstantes Auto

Frage: "Hast du jetzt ein bisschen Bauchschmerzen, weil du weißt, dass das Auto in Spa nicht viel anders sein wird?"

Glock: "Nein, ich weiß ja, wie und wann wir unsere Updates planen. Das ist nun einmal die Situation für uns im Moment. Da sind wir drin. Wir wissen, wo das Problem liegt und wir müssen es halt lösen."

Frage: "Das Problem lässt sich also reparieren?"

Glock: "Reparieren kann man das, aber ich brauche einfach mal ein konstantes Auto, ohne dass man von Rennen zu Rennen reist und sich Dinge verändern, was wir in letzter Zeit öfters hatten. Das macht es dann eben schwierig für uns."

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Das nächste große Update bei Marussia kommt laut Glock erst in Singapur Zoom Download

Frage: "Tritt das mit neuen Belastungen auf, die man vorher so nicht so absehen kann?"

Glock: "Wir wissen selber nicht, wie es zustande kommt. Ich habe es halt nur in Hockenheim von der ersten Runde an ziemlich deutlich gemerkt. Da ist es dann schwierig, an einem Wochenende zu agieren und etwas zu verbessern."

Frage: "Wenn du sagst, ihr bekommt das nächste nennenswerte Update in Singapur, heißt das im Umkehrschluss, dass ihr kein Paket mit wenig Abtrieb für Spa habt?"

Glock: "Doch, das haben wir, auch wenn die Top-Teams natürlich mehr machen können als wir. Hauptsächlich fahren wir aber mit dem Basispaket, das wir jetzt haben. Das entwickeln wir gerade für Singapur weiter."

Frage: "Also ändert ihr nur den Front- und Heckflügel?"

Glock: "Wie das Paket dann genau aussieht, wie groß es sein wird, weiß ich im Moment nicht."

Frage: "Du warst ja mit Zuverlässigkeit und Mechanik unter der neuen Teamführung in den ersten drei, vier Rennen sehr zufrieden. Ihr hattet weniger Pech und konntet sauber euer Programm durcharbeiten. Nach den Problemen in Bahrain hast du dann umgedacht. Ist der Pat-Symonds-Effekt (Technikchef des Teams; Anm. d. Red.) dann doch nicht so stark gewesen?"

Glock: "Der ist schon stark, aber solche Sachen passieren eben. Das bedeutet ja nicht, dass Pat Symonds auf einmal schlechte Arbeit macht. Er macht einen sehr guten Job im Hintergrund, genau wie das Team. Mit den Möglichkeiten, die wir haben, machen wir einen guten Job. So Sachen können auftreten. Man muss sie analysieren und beheben. Und das tun wir gerade, wir versuchen es hinzubiegen."

Frage: "Ist das am Auto von deinem Teamkollegen auch so?"

Glock: "Ja."

Probleme setzen schleichend ein

Frage: "Auch bei den gleichen Rennen?"

Glock: "Nein. In Silverstone hatte er ein Problem, wo mein Auto sehr gut war, ich hatte in Hockenheim ein Problem, wo sein Auto super war. Es variiert also."

Frage: "Ist das nicht sehr schwierig, dass die Autos von Rennen zu Rennen variieren und immer unterschiedlich sind?"

Glock: "Es macht es schwierig, mal eine grundlegende Basis zu bekommen. Es kommt nämlich, in Anführungszeichen, relativ schleichend. Die Probleme fangen mit ein wenig Übersteuern an und dann versucht man gegen das Übersteuern anzukämpfen. Und dann geht es in eine ganz andere Richtung vom Set-up als man es vorher hatte. Man wird da praktisch irregeleitet. Irgendwann ist das Problem dann so groß, dass du weißt, dass irgend etwas nicht mehr stimmen kann. Dann ist es halt nicht so leicht, es zu analysieren um zu sehen, ob der Fehler wieder auftritt oder nicht. Da muss man bestimmte Tests machen und das braucht dann einfach Zeit. Aber wir versuchen, es zu beheben."


Fotos: Timo Glock, Großer Preis von Ungarn


Frage: "Solche Dinge kosten dich ja schon seit zwei, drei Jahren etwas Zeit. Sind die Fortschritte jetzt so groß wie du sie dir vorgestellt hast? Oder musst du in Sachen Karriereplanung jetzt bald noch einmal umdenken?"

Glock: "Also die Fortschritte sieht man schon. Ich habe es schon hundert Mal gesagt: Der Rückstand zur Spitze betrug mal fünf Sekunden und jetzt sind wir bei drei, dreieinhalb Sekunden. Man muss immer bedenken, dass alle andere Teams auch entwickeln. Wir sind ja nicht das einzige Team, das entwickelt. Caterham zum Beispiel hat den gleichen Update-Prozess wie wir. Sie haben in Silverstone ein Update gebracht und ich weiß, dass sie in Singapur auch wieder ein Update bringen. Wenn die fünf Zehntelsekunden finden und wir fünf Zehntelsekunden, dann sind wir gleich. Das ist das Problem: Wir müssen mehr finden, schaffen es im Moment aber nicht mit den Möglichkeiten, die wir haben."

Frage: "Könnte sich das mittelfristig noch ändern? Mit dem neuen Auto im neuen Jahr?"

Glock: "Wenn man sich frühzeitig aufs neue Auto konzentriert, wenn wir als Team größer werden, dann kann sich so etwas ändern, ja."

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