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Vettel: "Habe ihm genug Platz gegeben"
Sebastian Vettel und die McLaren-Fahrer: Warum er sich gegenüber Button nicht schuldig fühlt und nach dem Rennen in Hockenheim stinksauer auf Hamilton ist
(Motorsport-Total.com) - Inzwischen steht fest, dass Sebastian Vettel wegen einer 20-Sekunden-Strafe in Hockenheim nicht Zweiter, sondern Fünfter geworden ist, aber das wusste der Red-Bull-Pilot noch nicht, als er nach dem Grand Prix von Deutschland seine Interviews gab. Dennoch ist hochinteressant, wie er die strittige Situation mit Jenson Button einschätzt - und vor allem, warum er auf Lewis Hamilton stinksauer ist.
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Immer Ärger mit den McLaren-Jungs: Sebastian Vettel ärgert sich in der FIA-PK Zoom Download
Frage: "Sebastian, 67 Runden harter Kampf, tolles Überholmanöver dann am Ende gegen Jenson Button, aber die Frage ist: Bleibt die Freude über den zweiten Platz oder ist da noch etwas im Gange, weil du mit dem Auto außerhalb der Strecke warst?"
Sebastian Vettel: "Ich sage mal so: Generell glaube ich war es das Maximum heute, der erste Platz war nicht drin. Ich habe alles probiert, um nahe genug ranzukommen. Leider war es nicht möglich."
"Sobald wir doch näher dran waren, haben wir immer wieder entscheidend verloren, gerade an den Stellen, wo man dann vielleicht etwas versuchen hätte können. Dazu kam's nicht. Ansonsten war ich noch ganz glücklich, am Ende nochmal auf Jenson hinzufahren und vorbeizukommen."
Manöver nur eine Frage der Zeit
"Ich glaube, es war eher eine Frage der Zeit, denn seine Hinterreifen waren doch in schlechterer Verfassung als meine, würde ich sagen. Ich habe versucht, ihn auszubremsen, er hat dann ein bisschen dagegengehalten. Ich wusste nicht, ob er noch innen ist oder nicht, und habe dann genug Platz gegeben, weil man den Fahrer auf der Innenseite in dem Moment nicht wirklich sieht. Ich habe mich dann entschieden, die Strecke zu verlassen."
"Ich glaube, man hat's gesehen: Seine Hinterreifen waren einfach durch. Er war auf der sauberen Strecke, ich auf dem Werbebanner, der mit Sicherheit weniger Grip hat. Ich konnte aber dann neben ihm rauskommen und hatte noch ein bisschen KERS übrig, um wegzuziehen. Die nächste Kurve habe ich versucht, ihn hinter mir zu halten, was gelungen ist, und dann war's ziemlich klar."
Frage: "Was können die Kommissare schlimmstenfalls entscheiden?"
Vettel: "Keine Ahnung, das müssen die Stewards entscheiden. Ich muss gleich nochmal hoch, dann werden wir nochmal drüber reden. Es ist jedenfalls kein Vorteil, wenn man auf der Farbe statt auf der Strecke beschleunigen muss. Meine einzige Absicht war, ihm genug Platz zu lassen."
Frage: "Jenson Button glaubt, dass er Zweiter ist."
Vettel: "Ich habe mit ihm gesprochen, aber bei mir hat er sich nicht beschwert. Ich respektiere ihn sehr und wollte ihn nicht innen einquetschen und einen Crash riskieren. Also habe ich entschieden, außen zu bleiben. Er hatte dann den Windschatten bei der Anfahrt zu Kurve acht, aber ich konnte mich verteidigen."
Kein persönliches Problem mit Button
"Ich habe erstens versucht, ihn zu überholen, und zweitens, ihm genug Platz zum Überleben zu lassen. Das ist alles. Ich hatte die Nase vorne, denn ich bremste später, und mir war klar, dass er nicht einfach aufgibt. Ich kenne ihn ziemlich gut und glaube, wir kommen ziemlich gut miteinander aus. Da herrscht beidseitiger Respekt."
Frage: "Wie war heute das Tempo deines Autos? Und wir haben am Funk von einem KERS-Problem gehört. War das eine Behinderung?"
Vettel: "Nicht wirklich. Ich finde, das Tempo war nicht so schlecht, aber es war nicht konstant genug. Wir hatten Phasen im Rennen, in denen wir schnell waren, aber speziell am Ende verlor ich ziemlich viel auf Fernando und Jenson."
"Es war sehr schwierig, nahe dranzubleiben, und daher hatte ich keine echte Chance, Fernando zu attackieren, obwohl wir manchmal dazu in der Lage waren, die Abstände zu verkürzen. Ich glaube, er hat den Abstand kontrolliert und sich auf die Bereiche konzentriert, in denen es für ihn wichtig war, einen Vorsprung herauszufahren. Ich bin vielleicht nicht ganz glücklich heute. Wenn wir freie Fahrt gehabt hätten, für die meiste Zeit des Rennens, hätte es eventuell anders ausgesehen, aber das war nicht der Fall."
"War so gesehen ein gutes Rennen, insbesondere mit dem Aufholen am Ende, als ich die Reifen geschont und Jenson noch erwischt habe. Es war nur eine Frage der Zeit, an ihm vorbeizugehen, denn seine Reifen waren am Ende und er hatte extrem zu kämpfen. Insofern bin ich mit dem zweiten Platz unterm Strich zufrieden."
Richtiges Timing des Boxenstopps?
Frage: "War der erste Boxenstopp vielleicht einen Tick zu spät?"
Vettel: "Das ist immer so eine Sache. Je später man kommt, desto besser ist es für den Rest des Rennens, aber je früher, desto besser natürlich zunächst für die Position im Rennen. Ich glaube, wir hätten vielleicht hie und da ein bisschen aggressiver sein können."
"Am Ende ist es auch schwierig, denn kommst du zwei, drei Runden früher rein, bist du vielleicht nahe an der Führung dran, aber man hat gesehen, was Jensons Reifen am Ende gemacht haben. Er kam nur eine Runde früher rein und hätte sich vielleicht gewünscht, dass das Rennen zwei Runden kürzer gewesen wäre. Hätte, wenn und aber ist immer schwer. Ich glaube, alles in allem waren wir heute nicht entscheidend schneller, vor allem nicht konstant genug, um wirklich den Unterschied zu machen."
Frage: "Und Lewis Hamilton war nicht wirklich eine Hilfe heute?"
Vettel: "Nein."
Frage: "Sonst kein Kommentar zu ihm?"
Vettel: "Ich denke, es war unnötig, aber naja. Wir haben dadurch wahrscheinlich die Position zu Jenson verloren, denn nach dem Boxenstopp war es ganz knapp. Zwei, drei Runden davor war eben das Manöver. Ich war überrascht, dass er dann angegriffen hat, hätte nicht damit gerechnet. Ich verstehe nicht wirklich, wo der Sinn für ihn dann war, aber gut, muss man wahrscheinlich ihn fragen."
Überrascht von Hamiltons Attacke
Frage: "Was ging dir durch den Kopf, als er plötzlich als Überrundeter an dir vorbeiging?"
Vettel: "Ich war ziemlich überrascht. Ich habe schon gesehen, dass er aus der Box kam. Auf neuen Reifen war klar, dass er schnell unterwegs sein wird, denn er hatte ja kein Problem mit dem Auto. Ich habe aber gedacht, dass er nicht angreifen wird, und war dann ziemlich überrascht, als er auf einmal neben mir war, und habe dann die entscheidende Zeit gegenüber Fernando, aber auch gerade gegenüber Jenson verloren."
Frage: "Wie viel hast du dadurch verloren?"
Vettel: "Ich verlor ziemlich viel Zeit und potenziell die Position an Jenson sowie den Kontakt zu Fernando. Hätte, wäre, wenn - es war halt so. Ich finde nur, wenn man ein paar schnelle Runden hintereinander drehen möchte, dann sollte man sich eine bessere Lücke suchen und sich nicht mit den Führenden anlegen."
"Es ist komplett neu für mich, gegen ein überrundetes Auto verteidigen zu müssen. Ich hätte ihn für vernünftig genug gehalten, aber er kam Seite an Seite und attackierte mich. Das war nicht nett von ihm. Ich verstehe nicht, warum er gegen uns gefahren ist. Es ist ein bisschen dumm, sich mit den Führenden anzulegen."
Frage: "Glaubst du, dass man die Regeln ändern muss, damit sich Überrundete nicht zurückrunden können?"
Vettel: "Ich finde nicht, dass wir eine neue Regel brauchen. Wenn du schnell fahren willst und eine Runde Rückstand hast, aber keine Chance mehr, das Rennen zu gewinnen, dann solltest du die Vernunft einschalten. Dafür braucht es keine Regel - so etwas sollte jedem klar sein."
Ungünstiges Timing vor den Boxenstopps
"Ich war überrascht, als er plötzlich neben ihm war, und hätte nicht gerechnet, dass er angreift. Das hat einiges gekostet. Fernando kam das ganz gelegen, schätze ich - ihm war das egal. Danach habe ich gesehen, dass er sich gegen Lewis verteidigt hat, weil er wusste, dass er Zeit verliert, wenn er von Lewis überholt wird. Das wollte er vermeiden, vor allem vor den Boxenstopps."
Vettel: "Fernando hat heute ein paar Punkte mehr gesammelt als wir, aber es ist noch ein langer Weg und der Abstand ist nicht zu groß. Es ist eine lange Saison. Wir müssen auf uns selbst schauen und hungrig sein, ständig angreifen. Es ist nicht so, dass wir 150 Punkte Vorsprung hätten. Wir müssen weiter Druck machen, hart arbeiten und sicherstellen, dass wir besser in Form kommen."
Frage: "Dein Rückstand beträgt nun 36 Punkte."
Vettel: "Das ist nicht viel. Überlegt nur, wie viele Punkte es noch zu holen gibt. Zehn Rennen, das sind 250 Punkte - gerade mal zehn Prozent, die er vorne liegt. Ich weiß nicht. Ein Rennen, wo einer 25 Punkte holt und der andere ein Problem hat und leer ausgeht, dann sieht es schon wieder ganz anders aus. Es ist genau wie vor zwei Jahren, denn mit einem Sieg kann man heutzutage viele Punkte holen. Da sehen die Abstände oft ziemlich groß aus. Wir haben alles gegeben. Manchmal war es gut, manchmal weniger, da haben wir Punkte verloren. So ist das Leben."
Wieder kein Sieg im Juli und in Deutschland
Frage: "Welches Gefühl überwiegt jetzt: deinen Juli-Fluch in Deutschland nicht beendet zu haben oder die Freude über den zweiten Platz?"
Vettel: "Wie gesagt gab es leider nie wirklich die Chance, ein Manöver zu probieren. Wenn ich nahe genug dran gewesen wäre, hätte ich es sicher probiert, denn das Ziel war der Sieg, wie bei allen anderen Rennen. Aber wir hatten keine Chance."
Frage: "Heute Morgen gab es eine Untersuchung eurer Autos durch die FIA. Wie beunruhigend war das für dich?"
Vettel: "Ich hatte die Antwort auf der Startaufstellung. Unser Auto war dort und nicht in der Boxengasse, also schien mir alles in Ordnung zu sein. Ich konnte ohnehin nichts tun, und als wir die Nachricht erhielten, dass alles okay ist - wovon wir sowieso überzeugt waren -, gab es keinen Grund mehr, irgendwelche negativen Energien dafür zu verschwenden."