Alonso: "Wir waren vielleicht nicht die Schnellsten"
Nicht der Schnellste, aber trotzdem Gewinner: Das große Siegerinterview mit Fernando Alonso, dem Triumphator vom Hockenheimring
(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hielt beim Großen Preis von Deutschland dem Druck von Sebastian Vettel und Jenson Button stand und gewann sein drittes Saisonrennen. Im Interview analysiert der Spanier das Rennen auf den Hockenheimring und spricht über die kuriose Situation, als er vom überrundeten Lewis Hamilton gejagt wurde. Außerdem blickt er auf das kommende Rennen in Ungarn voraus und nutzt die Saisonhalbzeit zu einer Bilanz der bisherigen Rennen.
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Fernando Alonso trug sich als erster Fahrer 2012 zum dritten Mal in die Siegerliste ein Zoom Download
Frage: "Fernando, Glückwunsch, dein dritter Sieg. Was empfindest du als Spanier in einem italienischen Auto angesichts des Sieges beim deutschen Grand Prix vor all diesen deutschen Fans?
Fernando Alonso: "Ich bin kein großer Fan der Politik, und es ist wahr, dass die Situation in Spanien nicht gerade großartig ist, aber es macht Spaß, ein italienisches Auto zu fahren, das von einem Griechen entworfen wurde, und es ist gut hier zu gewinnen. Ich habe das Rennen genossen. Wir waren gestern im Nassen konkurrenzfähig, und heute von der Pole zu starten, war der Schlüsselfaktor, denn es war schwierig, zu überholen. Wir waren vielleicht nicht die Schnellsten, aber wir haben unsere Position gehalten."
Frage: "Du standest die ganze Zeit unter Druck, ich glaube dein größter Vorsprung war zwei Sekunden. Wir anstrengend war das Rennen?"
Alonso: "Es war anstrengend, definitiv. Ich glaube, es war kein leichtes Rennen, denn wir waren unter trockenen Bedingungen nicht die Schnellsten. Aber wir waren recht konkurrenzfähig, zumindest reichte es, um die Führung zu behalten. Außerdem hat mein Team beim ersten Boxenstopp eine strategisch gute Entscheidung getroffen."
"Beim zweiten Stopp mussten Sebastian und ich auf Jenson reagieren. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt, dass es noch ein langes Rennen werden würde, 27 Runden lang bis zum Ende hat Jenson eine Menge Druck gemacht. Aber das Auto fühlte sich gut an, ich hatte gute Traktion und eine gute Höchstgeschwindigkeit, daher hat es ausgereicht, in Kurve sechs die Führung zu behaupten. Danach, im letzten Sektor, ist das Überholen unmöglich, dort versuchst du, die Reifen und das Rennen zu kontrollieren."
Frage: "Inwieweit waren die Reifen ein Rätsel?"
Alonso: "Es war ein Fragezeichen, ich glaube für allen, denn wir konnten am Freitag nicht genügend Runden fahren, um die Reifen zu verstehen. Außerdem waren wir im vergangenen Jahr am Nürburgring, es war also das erste Mal für Pirelli auf diesem Asphalt. Die Vorhersagen waren mehr oder weniger richtig. Wir hatten an zwei Stopps gedacht, und am Ende waren es zwei Stopps. Bei der Runde waren wir ziemlich flexibel. Es hing davon ab, wann die anderen stoppten, vor allem, wenn du in Führung liegst, dann musst du ihnen einfach folgen. Es gab keine großen Überraschungen, der Abbau war rech gering, so wie erwartet, alles war gut."
Alonso: "Nun, das wird wieder eng sein. Ungarn ist wieder eine kurze Strecke, und wir haben es in diesem Jahr schon erlebt, dass acht oder neun Autos innerhalb von zwei oder drei Zehntelsekunden liegen. In Ungarn müssen wir uns wieder perfekt vorbereiten und ein perfektes Qualifying fahren, denn wenn du einen kleinen Fehler machst, startest du als Zwölfter oder 13. Wir müssen es also wie in den vergangenen Rennen angehen, müssen versuchen das, was wir in Ungarn haben maximal auszunutzen. Hoffentlich bekommen wir ein paar neue Teile, die uns auf dieser Strecke helfen."
Frage: "Das ist eine Strecke, mit der dich eine Geschichte verbindet. Ich glaube, du hast dort dein erstes Rennen gewonnen?
Alonso: "Ja."
Frage: "Und ist es eine Strecke, die dem Ferrari liegen wird?"
Alonso: "Ich glaube schon. Momentan ist das Auto in allen Bereichen okay, es gibt keine Schwachstelle wie zu Beginn der Saison, als wir ein wenig unter schlechter Traktion und mangelnder Höchstgeschwindigkeit gelitten haben. Das passt jetzt. Bei den langsamen Kurven in Ungarn wird es auf Traktion ankommen, ich sehe kein Problem beim Auto, wir sollten dort konkurrenzfähig sein."
Frage: "Es sieht nach einem perfekten Wochenende aus. Gestern bist du auf deine 22. Pole-Position gefahren, heute war es dein 30. Sieg in der Formel 1. Hast du all das erwartet? Und die zweite Frage: Wir müssen zwar noch eine halbe Meisterschaft fahren, aber glaubst du, dass dein Team und auch du selbst die Basis für deine dritte Weltmeisterschaft gelegt haben?"
Alonso: "Als wir hierher gekommen sind, waren wir uns über die Leistung des Autos nicht ganz sicher. In Valencia war es okay, aber dort war der Red Bull schneller als alle anderen. Wir haben von Sebastians technischem Problem profitiert und das Rennen gewonnen."
"In Silverstone waren wir im Nassen gut, aber im Trockenen etwas langsamer als Red Bull. Mark hat dort verdient gewonnen, weil er der Schnellste war. Gestern haben wir im Nassen die Pole geholt, diese Bedingungen scheinen unserem Auto besser zu liegen, aber im Trockenen waren wir wieder einmal nicht die Schnellsten. Sebastian und Jenson haben uns sehr unter Druck gesetzt, und auch Hamilton war sehr schnell, aber er hatte ein Problem im Rennen."
Frage: "Findest du nicht, dass es riskant war, mit Hamilton zu kämpfen, obwohl er überrundet war? Du hättest das Rennen verlieren können, denn du hast dabei einige Sekunden verloren."
Alonso: "Ich habe ehrlich gesagt kein Risiko gespürt. Ich wusste, dass Lewis nahe genug hinter mir war, um das DRS zu benutzen. Ich konnte keine ausreichende Lücke herausfahren, wusste aber, dass Lewis nicht im Rennen ist, daher wollten wir nichts riskieren. Für mich war es eine gute Position, als Hamilton zwischen mit und Sebastian fuhr, denn wir näherten uns der Phase der Boxenstopps. Ich wusste, das Hamilton eine Sekunde hinter mir und Sebastian 1,5 Sekunden hinter ihm war. Diese 2,5 Sekunden waren vor dem Boxenstopp ein gutes Polster, daher habe ich versucht, Lewis hinter mir zu halten."
Frage: "Warst du dir am Ende sicher, dass du das Tempo würdest halten können, damit sich eine Situation wie in Silverstone, als du das Rennen in den letzten sechs Runden verloren hast, nicht wiederholt?"
Alonso: "Ich war zumindest zuversichtlicher. In Silverstone war das Problem, dass wir auf unterschiedlichen Reifen gefahren sind. Daher wusste ich, dass es im letzten Stint schwierig werden würde, denn wir mussten den Option-Reifen nehmen, von dem wir annahmen, dass er weniger lange halten würde. Und sicherlich war Webber dort schneller. Hier haben wir in der gleichen Runde gestoppt und fuhren auf den gleichen Reifen, daher war ich wesentlich zuversichtlicher."