Sutils Qualifying-Analyse: "Immer das selbe Spiel"
Adrian Sutil analysiert die Regenlotterie am Hockenheim-Samstag und erwartet für den Sonntag ein im wahrsten Sinne des Worts "heißes Rennen"
(Motorsport-Total.com) - Im verregneten Qualifying zum Großen Preis von Deutschland zog Fernando Alonso (Ferrari) als Polesetter das große Los. Lokalmatador Sebastian Vettel (Red Bull) startet am Sonntag neben dem WM-Spitzenreiter aus der ersten Reihe. Direkt dahinter nimmt Michael Schumacher (Mercedes) Aufstellung, da Mark Webber, der Drittschnellste des Qualifyings, aufgrund eines Getriebewechsels fünf Plätze zurückversetzt wird. Schumachers Teamkollege Nico Rosberg startet nur aus Reihe elf.
Adrian Sutil analysiert im Nachgang der turbulenten 60 Minuten das Abschneiden der deutschen Piloten und gibt einen Ausblick auf den Grand Prix am Sonntag.
Frage: "Adrian, wie beurteilst du das Qualifying?"
Adrian Sutil: "Es war ein sehr spannendes Qualifying. Die erste Session war trocken, dann fing es an zu regnen und es war sehr wichtig, das richtige Timing zu haben - besonders in Q2. Manche hatten es, manche nicht - das ist immer das selbe Spiel. Leider war Nico Rosberg zu spät draußen und hat die Reifen nicht mehr auf Temperatur gekriegt. Dann musste er auf die Regenreifen wechseln, doch da stand schon zu viel Wasser, um noch eine Zeit fahren zu können."
"Bei Michael lief es wesentlich besser. Aus deutscher Sicht ist das Ergebnis mit Vettel auf zwei und Schumacher auf vier sowieso sehr schön. Zu Alonso muss man sagen, der sticht ein bisschen heraus: Wieder auf den Punkt und wieder grandios. Die Runde war spektakulär anzuschauen. Sie sah nicht unbedingt wie eine Pole-Runde aus, weil sich das Auto überall bewegt hat und er manchmal sogar fast neben der Strecke war. Bei diesen Bedingungen musst du die Runde einfach zusammenkriegen, ohne in die Auslaufzone rauszufahren. Das hat er am besten gemacht und am Ende mit einer starken Zeit von 1:40.6 noch einen drauf gelegt - verdienter Polesetter."
Kein Abbruch die richtige Entscheidung
Frage: "In Q3 gab es einige Fahrer, die für einen Abbruch plädierten. Hatte man angesichts des starken Regens abbrechen sollen?"
Sutil: "Es war am Limit, das hat auch Fernando gut gesagt. Für ihn ist alles gutgegangen, aber man sieht auch am Beispiel Nico Hülkenberg, der das Auto auf der Einführungsrunde in Richtung Haarnadelkurve sofort verloren hat, dass es viele Bäche gibt und man dann einfach Aquaplaning hat. Dann ist man weg, denn bei den hohen Geschwindigkeiten ist so etwas gefährlich. Danach gab es dann schon überall eine Spur und es wurde sicherer. Ich glaube, es war die richtige Entscheidung."
Frage: "Michael Schumacher startet durch die Rückversetzung von Mark Webber direkt hinter Sebastian Vettel als Dritter. Was glaubst du, wie viel Potenzial hat der Mercedes im Rennen?"
Sutil: "Es ist immer ein großer Vorteil wenn man vorne starten kann. Dann ist vieles möglich. Ich weiß jetzt nicht genau, wer im Rennen bei trockenen Bedingungen die Nase vorne haben wird. Das ist allgemein schwierig einzuschätzen. Es ist auf jeden Fall eine gute Startposition für Mercedes und Michael Schumacher und da ist definitiv ein Podiumsplatz drin wenn alles gut läuft, aber es ist natürlich nicht einfach. Er muss dafür kämpfen und bekommt sicher auch viel Druck von hinten. Mark Webber wird bestimmt auch vorne reinfahren wollen. Es wird ein heißes Rennen."
Trockenes Rennen erwartet
Frage: "Schumacher wünscht sich Regen, aber es sieht nicht so gut aus. Was glaubst du?"
Sutil: "Ich würde auch sagen, es bleibt trocken. Wie ich schon gesagt habe: Für ihn kommt auch Druck von hinten und das weiß er. Dennoch ist es immer ein Vorteil, wenn man vorne startet. Er sollte nach vorne schauen und ich glaube, das macht er auch ein bisschen."
Frage: "Sollte Sebastian Vettel lieber alles riskieren, um einen Heimsieg einzufahren oder lieber langsam machen und die Punkte mitnehmen?"
Sutil: "Was ist mehr wert? Am Ende ist der WM-Titel wohl am meisten wert. Es ist schön, das Heimrennen zu gewinnen, aber man hat 20 Rennen im Jahr, wo man überall punkten muss. Die Konstanz macht es am Ende aus. Ich würde mal sagen, vielleicht ein bisschen mehr riskieren als woanders, aber immer noch mit Kopf fahren und wenn es sein muss, die Punkte nach Hause bringen. Ich glaube kaum, dass er und Fernando Alonso sich extrem duellieren werden."