• 19. Juli 2012 · 21:21 Uhr

Räikkönen ein WM-Kandidat: "Warum nicht?"

Lotus-Pilot Kimi Räikkönen wittert die Chance auf einen Formel-1-Sieg: "Bin nicht hier, um locker herumzufahren" - Gute Aussichten im Kampf an der Spitze

(Motorsport-Total.com) - Lotus hat im bisherigen Verlauf der Saison einige gute Chancen verpasst. Der E20 war aus Sicht vieler Beobachter mancherorts das schnellste Auto, aber aus verschiedenen Gründen konnte das Team den lang ersehnten Erfolg noch nicht einfahren. Wie viele Chancen folgen noch? Red Bull, McLaren und Ferrari entwickeln ihre Autos unter Hochdruck. Aus Sicht von Kimi Räikkönen kommt es nun darauf an, in diesem technischen Wettkampf mitzuhalten.

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Kimi Räikkönen liegt aktuell mit 83 Punkten auf Rang fünf der Fahrer-WM Zoom Download

Frage: "Kimi, werdet hier mit neuen Teilen am Auto antreten?"

Kimi Räikkönen: "Weiß ich nicht. Ich habe noch nicht mit den entsprechenden Leuten gesprochen. Da müsste man beim Team fragen."

Frage: "Erwartest du euch stark, auch wenn es in Hockenheim kühl bleibt?"

Räikkönen: "Es läuft bei uns nicht generell schlechte, wenn es kalt ist. In Silverstone war es nicht gerade heiß, dennoch waren wir schnell. Es hängt bei uns zumeist davon ab, welche Reifenmischungen zum Einsatz kommen und vom Streckenlayout. Grundsätzlich war unser Auto bislang überall gut. Deswegen sollte es auch hier wieder ordentlich laufen. Hier ist es kalt. Das ist nicht so schlimm. Aber es stimmt vielleicht doch, dass für uns wärmere Bedingungen noch besser wären. Das heißt aber nicht, dass gar nichts mehr geht, wenn es kühler ist."

Frage: "Hier werden die gleichen Mischungen eingesetzt wie in Valencia - und dort warst du gut unterwegs..."

Räikkönen: "Ja, aber wir sind hier auf einer anderen Strecke bei anderen Bedingungen. Wir müssen erst einmal schauen, wie es am Freitag und Samstag bei uns läuft."

Frage: "Kannst du die WM noch gewinnen?"

Räikkönen: "Weiß ich nicht. Ich versuche es. Wir wollen Rennen gewinnen, überall gut abschneiden. Ich weiß nicht, was an diesem Wochenende und bei den restlichen Rennen der Saison passieren wird."

Frage: "Aber du hast das Gefühl, dass ihr siegfähig seid?"

Räikkönen: "Es gibt keinen Grund, nicht daran zu glauben. Ich bin nicht hier, um nur locker herumzufahren. Ich weiß aber nicht, ob es reicht, um nach ganz vorne zu kommen. Wir wollen uns aber solche Chancen erarbeiten und wir geben alles."

"Wir müssen uns in gewissen Bereichen noch verbessern. Ich war nicht zu hundert Prozent mit den Abläufen an den bisherigen Wochenenden zufrieden. So etwas war aber zu erwarten. Man darf nicht davon ausgehen, dass sofort alles perfekt funktioniert, wenn man zurückkommt. Es ist noch recht früh in der Saison. Wir sind gut dabei. Wir müssen schauen, dass wir noch weiter zulegen. Ausschließen kann man gar nichts."

Frage: "Wo siehst du euch bezüglich der Entwicklung im Vergleich zu deinen Ex-Teams McLaren und Ferrari?"

Räikkönen: "Ein Vergleich fällt mir da schwer. Es sieht so aus, als seien wir manchmal schneller, bei anderen Gelegenheiten ist die Konkurrenz etwas besser. Generell sind wir aber überall recht stark gewesen. Wir müssen arbeiten und uns verbessern. Wenn wir alles zu hundert Prozent richtig machen und genauso schnell entwickeln wie die anderen, dann haben wir eine Chance."

Frage: "Es sieht aber so aus, als habe Ferrari euch überholt, oder?"

Räikkönen: "Ja. Zu Beginn der Saison waren wir vor denen, aber die haben sich seither gewaltig verbessert. McLaren stagnierte zuletzt etwas, die hatten sichtlich einige Probleme. Wir müssen es uns nun mal Rennen für Rennen anschauen."

Frage: "Welches war dein bisher bestes Rennen in diesem Jahr?"

Räikkönen: "Keines war bislang perfekt. Ich würde aber sagen, dass insgesamt Bahrain bisher das beste Rennen war."

Frage: "Du wirkst entspannter als vor zwei Jahren. Täuscht der Eindruck, oder stimmt das?"

Räikkönen: "Ich habe nichts, was mich großartig aus der Ruhe bringen würde. Dieses Team ist anders als meine Teams zuvor. Es hat auch sicherlich geholfen, mal zwei Jahre lang raus zu sein, und dieses alles nicht mitmachen zu müssen. Im Team geht es lockerer zu. Die wollen auch unbedingt siegen, aber die Atmosphäre ist anders. Ich bin glücklich hier und habe keinen Grund, mich zu beschweren."

Frage: "Ein Grund für deinen zwischenzeitlichen Abschied aus der Formel 1 war, dass wir Journalisten immer die gleichen Fragen gestellt haben..."

Räikkönen: "Und die Fragen sind immer noch die gleichen (lacht). Es hat sich nichts verändert. Ich war die Fragen leid und den ganzen Bullshit, der geschrieben wurde. Mittlerweile ist mir völlig egal, was in den Zeitungen steht. Manchmal ist es gut, manchmal auch nicht. Mir ist es egal. Ich schere mich nicht darum und setze meine Energie lieber für andere Sachen ein. Es bringt gar nichts, wenn man sich ärgert. Ich lebe mein Leben so, wie ich das möchte. Hoffentlich verläuft es möglichst gut."

Frage: "Also betrachtest du dein Gehalt auch als Schmerzensgeld für Medien- und PR-Auftritte?"

Räikkönen: "Jeden ist klar, dass das Fahren nur ein Teil des Ganzen ist. Für uns Fahrer steht das Fahren natürlich im Vordergrund. Aber dann gibt es eben noch die anderen Dinge. In unserer Szene ist viel Geld im Spiel, also kommen PR-Dinge und andere Sachen nicht überraschend. So war es immer schon. Wir reisen zu unterschiedlichen Orten und haben immer wieder den gleichen Zeitplan, die gleichen Fragen. So einfach ist das nicht."


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Frage: "Überrascht es dich, wie schnell dein Teamkollege Romain Grosjean ist?"

Räikkönen: "Der war in allen Nachwuchsserien schnell. Daher überrascht er mich nicht. Manch einer hat ihn vielleicht anhand seiner früheren Formel-1-Auftritte bewertet. Dazu muss man aber wissen, dass er damals bestimmt nicht zum besten Zeitpunkt am besten Ort war. Mir war klar, dass er ein schneller Mann ist."

Frage: "Wie beurteilst du die Entwicklung deines Ex-Teams Ferrari?"

Räikkönen: "Das muss ich nicht tun."

Frage: "Es sieht so aus, als hätten sich Ferrari und Red Bull zuletzt etwas an der Spitze absetzen können. Teilst du diese Einschätzung, oder könnt ihr an optimalen Tagen mithalten?"

Räikkönen: "Ich hatte beispielsweise in Silverstone einen guten Start, musste dann aber wild über einen Randstein und habe Plätze verloren. Wenn das nicht passiert wäre, dann hätten wir bestimmt den Speed gehabt, um vorne mitzuhalten. Bei den vergangenen beiden Rennen habe ich aus unterschiedlichen Gründen beim Start immer etwas verloren. Wenn man dann in einer schlechten Position ist, kann man den Speed gar nicht nutzen."

Frage: "Ist DRS kein ausreichend gutes Mittel, um sich wieder schnell nach vorne zu arbeiten?"

Räikkönen: "Es macht es vielleicht einfacher, man bekommt zumindest eine Chance. Das hängt auch immer von der Strecke ab. Manchmal sind die DRS-Zonen zu kurz, um eine echte Chance zu bekommen. Im vergangenen Jahr war die Zonen größer, vielleicht war es in manchen Fällen zu viel des Guten. Zu diesem Jahr wollte man es so machen, sodass es eine Chance gibt, es aber nicht zu einfach wird. An manchen Stelle funktioniert das, an anderen nicht. In Silverstone hat es manchmal geklappt."

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