• 19. Juli 2012 · 18:42 Uhr

Alonso fühlt sich in der "Form seines Lebens"

WM-Gesamtleader Fernando Alonso sieht Red Bull mit Vorteilen im aktuellen Wettbewerb, aber sich selbst auf Kurs: "Bin in der besten Verfassung aller Zeiten"

(Motorsport-Total.com) - Mit enormer Konstanz, gutem Speed und vor allem fehlerfreien Fahrten ist es Fernando Alonso gelungen, das nicht immer herausragende Potenzial des Ferrari F2012 in den bisherigen Rennen des Jahres voll auszuschöpfen. Der Spanier punktete als einziger der Topleute in allen Grands Prix dieses Jahres und führt die Gesamtwertung an. Alonso gilt bei vielen Beobachtern als der aktuell kompletteste Formel-1-Pilot, der Asturier selbst sieht sich vor dem Grand Prix in Hockenheim in der Form seines Lebens.

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Sichtlich mit sich und der Formel-1-Welt zufrieden: Fernando Alonso Zoom Download

Frage: "Fernando, du kommst als Führender der Gesamtwertung nach Hockenheim. Sind die Voraussetzungen gut?"

Fernando Alonso: "Sie sind nicht anders als in den vergangenen Wochen. Aus meiner Sicht ist es nicht besonders wichtig, wer gerade die WM-Wertung anführt. Es ändert sich alles dermaßen schnell. Die Hackordnung wird immer wieder etwas durchgemischt. Es ist schön, Erster zu sein, aber ich gehe auch dieses Rennwochenende an wie alle anderen."

"Wir wollen aus unseren Möglichkeiten das Beste machen. Wir werden ein paar neue Teile ausprobieren. Mal schauen, wie diese funktionieren. Red Bull war in den vergangenen Rennen etwas schneller als alle anderen - vielleicht sogar schon seit Bahrain. In Barcelona und Silverstone haben sie die Pole knapp verfehlt, aber bei den letzten sechs Grands Prix standen sie viermal auf Startplatz eins. Deren Performance ist also ein wenig besser. Wir müssen nun aufholen."

Frage: "Du führst die WM an, obwohl du selten das beste Auto hattest. Fährst du im Moment in der Form deines Lebens?"

Alonso: "Vielleicht ja. Man entwickelt sich von Jahr zu Jahr stets ein bisschen weiter, weil man aus Fehlern lernt. Man lernt die Besonderheiten der Formel 1 immer mehr kennen. Man wird insgesamt dadurch besser. Die geringe Fehlerquote spricht ganz klar für uns. Ich erinnere mich daran, dass ich in Q2 in Australien einen Fehler gemacht habe, als ich dort einmal auf das Gras kam."

"Ansonsten fällt mir kein weiterer Fehler ein. Es ist gut, wenn man fehlerfreie Wochenenden abliefert. Mit meinen Leistungen bin ich zufrieden. Auch körperlich bin ich besser vorbereitet als jemals zuvor. In den Vorjahren gab es immer wieder mal kleine Probleme, aber in diesem Jahr war ich bisher bei allen Rennen bei hundert Prozent."

Fitness ist wichtiger Faktor

Frage: "Über Twitter berichtest du den Fans immer wieder von deinen Trainingseinheiten. Bist du noch fitter als früher?"

Alonso: "Ich habe auch früher schon immer fleißig trainiert, aber ich habe halt noch nicht getwittert (lacht). Ich finde Twitter mittlerweile richtig gut, denn so bekommen die Fans mehr von unserem Leben mit. Es ist bei uns nicht so, dass wir jeden Tag für acht Stunden ins Büro gehen. Es ist aber auch nicht so, dass wir nur Freizeit haben und herumhängen. Fitness spielt eine große Rolle. Ich trainiere vier bis fünf Stunden pro Tag. Unser Job ist eben ganz anders als alle anderen Jobs. Bezüglich meiner aktuellen Fitness: Ja, ich bin in der besten Verfassung aller Zeiten."


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Frage: "Dein Ex-Teamkollege Lewis Hamilton fährt an diesem Wochenende seinen 100. Grand Prix. Du hast seine allerersten mit begleitet. Wie siehst du seine Situation? Hätte er schon mehr als einen WM-Titel holen müssen?"

Alonso: "Es war für den Sport damals toll, als er als junger, talentierter Fahrer in die Formel 1 kam. Er war schon früher eng mit McLaren verbunden. Diese Beziehung war es, die es ihm ermöglichte, gleich mit einem Traum-Auto in die Szene einsteigen zu dürfen - verglichen mit meinem ersten Formel-1-Auto damals. Es ist für die Formel 1 gut, wenn jemand wie er tolle Leistungen zeigt. Die Fans mögen seine offensive Fahrweise, die Energie, mit der er agiert."

"Bezüglich der WM-Titel kann ich nur sagen, dass man immer denken könnte, mehr Titel seien möglich gewesen. In seinem speziellen Fall war es aber so, dass er in seinem Titeljahr sehr knapp vorne war. Eine Runde vor Rennende war Felipe noch in der Gesamtwertung vorne. Ich finde, das jeder Pilot, der einen Titel geholt hat, sich eigentlich nicht beklagen kann. Man darf nicht traurig sein, wenn man 'nur' einen Titel hat - Hunderte anderer Piloten haben dieses Glück nicht. Er darf somit sich sehr glücklich schätzen."

Der Nachwuchs soll Spaß haben

Frage: "Welche Ratschläge würdest du jungen Nachwuchsfahrern mit auf den Weg geben, die es in die Formel 1 schaffen möchten?"

Alonso: "Habt Spaß und Freude! Das sollte eigentlich normal sein, aber es wird viel zu häufig vergessen. Manchmal werden Kinder zu einem Sport getrieben, den die Eltern gerne mögen. Die Eltern wollen, dass die Kids die Träume und Wünsche der Eltern erfüllen, obwohl die Kinder manchmal etwas ganz anderes wollen. Die wollen mal ein bisschen Kart fahren, dann mal Fußball spielen und dann vielleicht auch Tennis ausprobieren. Was soll das, wenn ein Vater sein Kind dann zum Fußball drängt?"

"Auch wenn das eigentlich naheliegt: Grundlage für den Erfolg im Motorsport ist, dass man das Kartfahren genießt und viel Spaß daran hat. An zweiter Stelle steht, dass man anderen mit Respekt begegnet. Wenn ich mir heute ein Kartrennen anschaue und dies vergleiche mit meiner Zeit im Kart, dann ist heutzutage deutlich weniger Respekt vorhanden. Die fahren sich viel mehr in die Kisten. Das ist nicht gut. Das geht mit zwölf oder 14 Jahren so richtig los. Da ist regelmäßig in der letzten Kurve das reinste Chaos. Das muss man unterbinden."

Frage: "Du bist großer Radsportfan und Freund von Alberto Contador. Wie schätzt du die aktuellen Leistungen von Bradley Wiggins bei der Tour de France ein, der erstmals die Tour gewinnen könnte?"

Alonso: "Es ist beeindruckend. Es war vorher klar, dass er beim Zeitfahren zu den Besten gehört, aber in den Bergen hat er gezeigt, dass er das Gelbe Trikot verdient hat. Es freut mich für ihn. Er hat auch eine sehr gute Mannschaft hinter sich. Aus spanischer Sicht ist es eine traurige Tour de France. Bradley soll in diesem Jahr gewinnen, im nächsten Jahr sind wir dann wieder dran."

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