• 05. Juli 2012 · 19:47 Uhr

Vettel: "Abwarten"

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel traut sich vor dem Rennen in Silverstone keine Prognose zu, hofft aber auf eine ähnlich gute Leistung wie in Valencia

(Motorsport-Total.com) - Der bittere Ausfall von Valencia ist längst abgehakt: Sebastian Vettel präsentierte sich einen Tag vor dem Trainingsbeginn zum Großen Preis von Großbritannien in Silverstone in entspannter Verfassung. Der junge Deutsche möchte die Panne im vergangenen Rennen möglichst mit einem guten Ergebnis vergessen machen, traut sich angesichts der Wetterlage aber keine Prognose zu. In seiner Medienrunde spricht der aktuelle Formel-1-Weltmeister auch über sein anstehendes Heimrennen.

Foto zur News: Vettel: "Abwarten"

Sebastian Vettel zeigt sich in Silverstone in guter Stimmung und möchte siegen Zoom Download

Frage: "Sebastian, wir sind in Silverstone. Was gefällt dir so sehr an diesem Kurs?"

Sebastian Vettel: "Ich komme immer gern hierher. Einerseits haben wir hier ja die Nähe zum Team und zur Fabrik. Das ist etwas Besonderes - für alle von uns. Es ist praktisch unser Heimrennen, wenn man das so sagen will."

"Die Strecke macht unheimlich viel Spaß. Die Fans sind toll. Es ist immer ein sehr faires Publikum, das die Leistung anerkennt. Natürlich hält man mehrheitlich zu den einheimischen Fahrern, doch man weiß es auch zu schätzen, wenn jemand anderes aus einem anderen Land seine Leistung erbringt. Deshalb bin ich eigentlich jedes Mal froh, wenn wir hier fahren."

Frage: "Da uns die Italiener und die Spanier bei der Fußball-EM abgezogen haben, musst du in der Formel 1 die deutsche Flagge hochhalten ..."

Vettel: "Ja, aber ich bin da ja auch nicht alleine. Ich habe noch vier andere Kollegen aus Deutschland. Zusammen versuchen wir natürlich, die deutsche Flagge hochzuhalten."

Regen in Großbritannien: was für ein Zufall ...

Frage: "In Valencia ging dein Auto richtig gut. Innerhalb von 20 Runden hast du einen Vorsprung von 20 Sekunden herausgefahren. War das Fahrzeug dabei so, wie du es haben willst?"

Vettel: "Ich habe mich in Valencia sicher wohler gefühlt im Auto, als dies in den Rennen zuvor der Fall gewesen war. Ich denke, wir haben einen Schritt nach vorn gemacht. Andererseits hat in Valencia aber auch alles gepasst."

"Wir fühlten uns wohl. Das macht meiner Meinung nach auch noch einmal etwas aus. Bis zu dem Ausfall hat alles gestimmt. Wir versuchen natürlich, dies hier zu wiederholen und zu bestätigen. Die Strecke ist aber doch ganz anders und hat eine ganz andere Charakteristik. Es gibt viel mehr schnelle Kurven. Valencia ist eher langsamer. Deshalb: abwarten."

"Schnee ist wohl unwahrscheinlich, aber der Rest ist drin."Sebastian Vettel
Frage: "Für das Wochenende ist Regen vorhergesagt. Wie stehst du dazu?"
Vettel: "Im Augenblick scheint die Sonne. Wir sind in Großbritannien. Ich glaube, es kann alles kommen - und das innerhalb von fünf Minuten. Schnee ist wohl unwahrscheinlich, aber der Rest ist drin."

Frage: "Was rechnest du dir für den Großen Preis in Silverstone aus?"

Vettel: "Es ist schwierig, überhaupt eine Erwartung zu haben. Wir haben ja gesehen: In diesem Jahr geht es ziemlich drunter und drüber. Ich freue mich auf das Rennen. Wir werden wohl recht britisches Wetter haben. Schauen wir also einmal, was wir tun können."

Frage: "Kommen wir nochmals auf Valencia zurück: Dort wurden aufgrund deiner Leistung Gerüchte laut, wonach Red Bull wieder mit Zwischengas arbeiten könnte ..."

Vettel: "Nun, uns gelang ein Fortschritt und wir waren konkurrenzfähig. Es lief alles prima zusammen. Wir fühlten uns wohl und fanden von Anfang an einen guten Rhythmus. Es war ein sehr gutes Wochenende."

"Das machte einen großen Unterschied. Es kann dein Wochenende schließlich komplett verändern, wenn du dieses eine Zehntel findest. Nimm dieses Zehntel wieder weg und es könnte schon wieder ganz anders aussehen. Alles in allem hatten wir ein sehr starkes Wochenende. Diese Leistung müssen wir hier bestätigen. Wenn wir in den kommenden fünf Rennen die gleiche Leistung an den Tag legen, dann darfst du deine Frage noch einmal stellen."

Was ist drin in Silverstone?

Frage: "Im Qualifying warst du in diesem Jahr bislang sehr gut. Wie gelingt es dir, nach den Ereignissen von Valencia wieder frischen Mut zu fassen?"

Vettel: "Danke für das Kompliment zum Qualifying. In den ersten paar Rennen lief es aber gar nicht so gut. Da scheinen wir große Fortschritte gemacht zu haben. Das freut mich natürlich. 2012 ist alles so eng. Man weiß gar nicht, was man erwarten kann. Kleine Dinge können einen großen Unterschied ausmachen."

"Alles in allem ist es in diesem Jahr wichtig, in die Punkte und auf das Podest zu fahren."Sebastian Vettel
"In Valencia schienen wir eine gute Form zu haben. Hätten wir in Q2 aber nicht noch eine weitere schnelle Runde gedreht, wären wir ausgeschieden. Und wenn du erst einmal von der Region um Platz zehn losfährst, dann entwickelt sich das Rennen vielleicht ganz anders. Alles in allem ist es in diesem Jahr wichtig, in die Punkte und auf das Podest zu fahren - und das so oft wie möglich. Wir wollen ab sofort natürlich möglichst viele Rennen gewinnen."

Frage: "Du hast nun genauso viele Pole-Positions wie Alain Prost und Jim Clark. Und die beiden sind mit fünf Siegen die erfolgreichsten Piloten beim Grand Prix von Großbritannien. Wie willst du in dieser Kategorie mit ihnen gleichziehen?"

Vettel: "Hoffentlich schon in vier Jahren! 2009 habe ich hier gewonnen. Das war sehr emotional. Wir versuchen natürlich, erneut auf das Niveau zu gelangen, das wir damals hatten. Das wäre klasse. Silverstone ist ein tolles Rennen."

Frage: "Am Mittwoch warst du noch in Deutschland, heute bist du in Silverstone. Wann beginnst du eigentlich damit, dich vollkommen auf das Rennwochenende zu konzentrieren?"

Vettel: "Nun, du musst dich im Prinzip auf das jeweils nächste Rennen konzentrieren, sobald das vorhergehende Rennen beendet ist. Für uns war das in Valencia nach Runde 33 oder 34 der Fall. Ich sagte schon damals: Es wäre nicht sinnvoll, Ärger oder Frust zu schieben. Wir müssen die Sache analysieren und nach vorn schauen. Das ist, was wir getan haben."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Großbritannien


Frage: "Die Fans vergleichen dich mehr und mehr mit Fernando Alonso. Welche Gemeinsamkeiten siehst du zwischen euch?"

Vettel: "Einerseits schmeichelt dir das, denn ich zähle ihn zu den besten Fahrern, die momentan an den Start gehen. Andererseits hat aber auch jeder seinen eigenen Stil."

"Ich habe nicht so viel Bartwuchs wie er (lacht; Anm. d. Red.) und mein Auto ist blau und nicht rot. Es gibt also ein paar Unterschiede. Wie gesagt: Es ist natürlich schön, wenn man das hört. Das ist jetzt aber nicht die Hauptsache, sondern eher nebensächlich. Man konzentriert sich natürlich auf sich selbst.

Vettel hat Ferrari und Alonso auf der Rechnung

Frage: "Wie stark schätzt du Fernando Alonso und Ferrari derzeit ein?"

Vettel: "Sehr stark. Ich glaube immer daran, dass es einen Grund dafür gibt, wenn jemand ein Rennen gewinnt oder verliert. Sie haben das jüngste Rennen gewonnen, weil sie zusammen mit dem Fahrer als Team den besten Job gemacht haben."

"Letztendlich ist es entscheidend, die Zielflagge zu sehen. Vorher mag zwar alles schön und gut sein, doch das bringt dich nicht viel weiter. Deshalb sagte ich schon in Valencia: Hut ab vor dieser Leistung. Er fuhr ja nicht von ganz vorn los, sondern musste durch das Feld gelangen."

"Ich glaube, der anfangs schwache Ferrari hat sich zu einem der besten Autos entwickelt."Sebastian Vettel
"Dass vor ihm der eine oder andere unfreiwillig das Handtuch geworfen hat, tat ihm natürlich gut. Ihm kam das nicht ungelegen. Trotzdem muss man die Leistung bringen. Im Augenblick machen sie einen sehr starken Eindruck. Ich glaube, der anfangs schwache Ferrari hat sich zu einem der besten Autos entwickelt. Sie muss man auf jeden Fall auf der Rechnung haben."

Frage: "Wie viele Fahrer befinden sich deiner Meinung nach eigentlich noch im Titelkampf?"

Vettel: "Sieben. Jeden, der bisher schon ein Rennen gewonnen hat. Da kann man sicher sagen, dass da gute Chancen bestehen."

"Es ist aber ziemlich schwierig, abzusehen, wie sich die Saison entwickeln wird. Es ist unheimlich eng. Ein siebter Platz kann ein gutes Ergebnis sein, denn du nimmst wenigstens noch ein paar Punkte mit. Wenn dein Rivale aber Erster wird, holt er viele Punkte und kann ordentlich aufholen. Wir werden sehen."

Frage: "Der Unfall von Maria de Villota beschäftigt das Fahrerlager. Werdet ihr Fahrer euch Informationen dazu besorgen, um die Sicherheit zu verbessern?"

Vettel: "Zunächst einmal war das natürlich eine sehr schockierende Nachricht. Im ersten Moment war das auch nicht einfach zu verdauen. Um das aber weiter beurteilen zu können, muss man erst einmal genau wissen, was passiert ist."

"Das ist im Moment noch ein bisschen die Frage. War es ein Problem am Auto? Hatte sie irgendein Problem? Wer die Schuld trägt, ist im Moment nicht ganz klar. Das ist aber auch nicht wichtig. Leider ist es passiert. Nun ist erst einmal wichtig, dass sie rasch wieder auf die Beine kommt und dass es ihr baldmöglich wieder besser geht."

Die Mechaniker entwerfen ein Helmdesign

Frage: "Du wirst hier in Großbritannien mit einem neuen Helmdesign fahren. Was war denn die Idee dahinter?"

Vettel: "Ehrlich gesagt, ich habe den Helm noch gar nicht gesehen. Die Idee war, dass die Mechaniker ein bisschen Input geben und sich austoben können. Das Ergebnis kenne ich leider selbst noch nicht. Die Mechaniker wissen da also mehr als ich."

Frage: "Und was ist, wenn der Helm nicht so hübsch ist?"

Vettel: "Dann muss ich ihn trotzdem fahren. In diesem Fall hoffen wir, dass wir am Sonntag gewinnen. Dann bleibt es bei einem Rennen (lacht; Anm. d. Red.)."

"Durch die Nähe zur Heimat ist das natürlich etwas ganz Besonderes."Sebastian Vettel
Frage: "Blicken wir noch etwas weiter voraus: Vor dem Deutschland-Grand-Prix findet ein besonderes Fußball-Spiel statt ..."
Vettel: "Am Mittwoch vor dem Rennen geben wir uns im Sinne des guten Zwecks die Ehre. Wir versuchen, ein paar Tore zu schießen. Ich hoffe, dass es ein bisschen besser läuft als in den vergangenen Jahren. Ich werde sicher meinen Spaß haben. Ob man das von außen erkennt und ob es gut aussieht, ist fraglich. Ich freue mich auf jeden Fall."

Frage: "Gibt es dann ein paar Italiener auf dem Feld, an denen man sich rächen könnte?"

Vettel: "Ach, nicht unbedingt. Ich denke, man hat das Spiel gesehen. Es war natürlich bitter für Deutschland, doch die Italiener haben verdient gewonnen. Sie zogen verdientermaßen ins Finale ein."

Frage: "Reden wir noch über das Rennen in Hockenheim. Für dich ist es sicher das Heimrennen schlechthin. Wie lautet dein Ausblick auf dieses Rennen?"

Vettel: "Ich freue mich natürlich. Durch die Nähe zur Heimat ist das natürlich etwas ganz Besonderes."

"Es ist nur eine knappe halbe Stunde entfernt. Deshalb habe ich viele Freunde da und natürlich auch meine Familie. Vor eigenem Publikum ist es immer etwas Besonderes. Wie gesagt: Das Rennen im eigenen Land ausfahren zu dürfen, ist etwas Besonderes. Ich hoffe, es klappt dieses Mal ein bisschen besser."

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