Petrow: "Durch KERS habe ich Bremsprobleme"
Witali Petrow im Interview: Warum ihn KERS bremst, wieso er lange nicht in Großbritannien war und weshalb seine Hunde vielen Angst machen
(Motorsport-Total.com) - Witali Petrow ist im Formel-1-Fahrerlager für seine trockene, aber ehrliche Art bekannt. Der Caterham-Pilot zählte bei Renault nicht zu den fleißigsten Piloten, doch der Wechsel zu Caterham dürfte ihn aufgeweckt haben. In einem sehr unterhaltsamen Interview spricht der erste Russe in der Formel 1 über seine größten Probleme bei Caterham und erzählt, warum er zuletzt kaum in Großbritannien war und weshalb er so ein großer Hundeliebhaber ist.
Frage: "Witali, wie hast du dich bei Caterham eingefunden?"
Witali Petrow: "Es ist wie immer recht schwierig, in die Fabrik zu kommen. Man benötigt drei Stunden, um mit dem Auto herzufahren. Ich bin aber froh, hier zu sein, und möchte noch öfter hierher kommen. Heute habe ich John Iley getroffen, und er hat mir erzählt, dass hier am Mittwoch ein Fußballspiel mit den Jungs stattfinden wird - ich habe ihn dann gefragt, warum mir keiner was davon erzählt. Hoffentlich spiele ich beim nächsten Mal mit ihnen."
Frage: "Du möchstest also Teil des Caterham-Fußballteams werden?"
Petrow: "Ich hoffe es. Ich habe zumindest versucht, ihnen das klarzumachen - dass sie mich jedes Mal benachrichtigen, wenn sie spielen, damit ich mitspielen kann. Abgesehen davon hat sich seit meinem Start bei Caterham nichts verändert - nur dass wir einander jetzt viel besser kennen. Wir entdecken jeden Tag etwas Positives beim Setup, das uns zeigt, in welche Richtung wir uns bewegen sollen. Vor nicht allzu langer Zeit saß ich mit meinen Ingenieuren beisammen, und wir haben einen neuen Weg gefunden. Alles läuft sehr gut. Wir versuchen, jeden Tag härter zu arbeiten, und ich pushe sie sehr hart, das gleiche machen sie mit mir. Es läuft großartig."
Frage: "Es gibt regelmäßig Updates, und das Team entwickelt sich. Dennoch muss es für dich frustrierend sein, denn du kommst von einem schnelleren Team. Bist du für die zweite Saisonhälfte zuversichtlich?"
Petrow: "Man glaubt immer daran und wünscht sich Dinge, die die Performance des Autos verbessern - bei der Aerodynamik oder in anderen Bereichen. Ich habe bereits mit den Ingenieuren gesprochen, und sie haben mir die Zahlen gezeigt - sie sehen wirklich beeindruckend aus. Die Zahlen aus dem Windkanal müssen aber nicht zwingend für die Rennstrecke gelten. Dennoch glauben wir daran und arbeiten sehr hart. Wir werden in Valencia ein Update haben - wir werden sehen, wie die neuen Teile funktionieren. In Silverstone gibt es dann ein großes Update."
Frage: "Valencia ist einer deiner Lieblingsorte. Warum?"
Petrow: "Ich mag Spanien. Ich mag es nicht nur, weil die Fabrik meines GP2-Teams dort war. Das ist aber der Grund, warum ich nach Valencia gezogen bin. Ich habe zudem dreimal in der GP2 auf dieser Strecke gewonnen - einmal auf dem Ricardo-Tormo-Kurs und zweimal auf dem Valencia Street Circuit. Ich habe gute Erinnerungen. Aber in Wahrheit mag ich einfach Spanien - ich mag das Meer, den Strand, die Menschen. Das sind gute Leute."
Frage: "Erzähle, womit du an diesem Wochenende aus technischer Sicht rechnest..."
Petrow: "In den ersten zwei Trainings wird die Strecke sehr schmutzig sein. Vor dem Grand Prix gibt es dort keine Rennen, daher wird die Strecke nur für dieses Wochenende aufgebaut. Beim Setup wird im Vordergrund stehen, spät zu bremsen. Man muss dort sehr vorsichtig auf der Bremse sein, außerdem muss das Auto dir ermöglichen, die Randsteine zu attackieren. Auf diese Art kann man seine Rundenzeit verbessern. Das ist es wahrscheinlich auch schon."
"Auf dieser Strecke geht es um harte Bremsmanöver und wie das Auto in den langsamen Kurven reagiert, denn wir haben dort nur zwei schnelle Kurven - im dritten Sektor. Wenn man über die Randsteine fährt, muss das Auto gut reagieren. Wenn das Auto im Heck nervös wird oder vorne zu viel springt, dann verliert man normalerweise Zeit, wenn man über die Randsteine fährt. Das Auto sollte also sehr weich abgestimmt sein, damit wir die Randsteine so richtig fressen können - so nennen wir das. Das Auto muss sich sanft und leicht anfühlen und sollte nicht abrupt ausbrechen. Das ist sehr wichtig."
"In Kanada haben wir diesbezüglich einen Schritt nach vorne gemacht. Ich bin daher in der Fabrik, um die KERS-Einstellung besser zu analysieren. Wir haben bereits Ideen, was wir in Valencia probieren werden, denn das ist derzeit mein größtes Problem - im Qualifying und auch im Rennen. Mein Auto bremst zu stark und ich überhitze dadurch die Hinterreifen. Dadurch verliere ich sehr viel Rundenzeit. Auch die Gefahr, einen Fehler zu machen, wird dadurch größer."
Frage: "Deine Probleme wirken sich auf die Reifen aus. Wie kommst du allgemein mit den Reifen zurecht?"
Petrow: "Es stimmt, dass es dieses Jahr sehr schwierig ist, mit den Reifen zu pushen. Die Temperatur muss passen. Auch in Kanada war es sehr schwierig, den Vorderreifen auf Temperatur zu bringen, denn der Hinterreifen hat überhitzt. Mann musste also einerseits auf die Hinterreifen aufpassen, andererseits aber aggressiv in die Kurven hineinfahren, um die Vorderreifen auf die richtige Temperatur zu bringen. Im Rennen bekamen wir es ganz gut hin, aber im Qualifying hatten wir Probleme, die Vorderreifen anzuwärmen. Ich glaube, dass wir jetzt die Gründe kennen, und wir werden versuchen, den gleichen Fehler nicht noch einmal zu machen."
Frage: "Du verbringst sehr viel Zeit in Russland und in Großbritannien. Was machst du abgesehen vom Training zwischen den Rennen?"
Petrow: "Etwas PR-Arbeit. Davor war ich aber recht lange nicht in Großbritannien, weil ich ein Problem mit meinem Visum hatte. Das war schwierig. In Russland ist es aber recht kompliziert oder zumindest zeitintensiv, um ein Visum anzusuchen. Ich würde aber gerne mehr Zeit in Großbritannien verbringen, denn ich fühle mich hier sehr wohl - außerdem kann ich dann immer das Team besuchen und mit den Leuten in Kontakt stehen."
Frage: "Erzähle etwas über deine Hunde..."
Petrow: "Meine Hunde sind sehr wichtig für mich. Sie sind jetzt sehr groß, obwohl sie erst im zweiten Lebensjahr sind. Wenn ich sie sehe, dann springen sie mich an. Dann gehe ich zu Boden, denn sie sind so groß, man hat gegen sie keine Chance. Manchmal sieht man in ihren Gesichtern, wie sehr sie sich freuen, wenn sie mich sehen. Es war also schön, nach Hause zu kommen und sie zu sehen. Sie sind in Russland. Ich glaube, wenn ich sie nach Großbritannien bringen würde, dann würden sie jemanden auffressen. Es ist also besser, sie nicht mitzunehmen. (lacht) Zuhause haben sie genug Platz, um herumzulaufen, da leben nicht allzu viele Leute. Ich denke aber darüber nach, sie zu einem Rennwochenende mitzunehmen." (lacht)
Frage: "Warum nicht?"
Petrow: "Eben. Wir haben kein Schild, wo steht, dass Hunde nicht erlaubt sind. Sie dürfen also hinein."
Frage: "Auf welches der kommenden Rennen freust du dich besonders?"
Petrow: "Um ehrlich zu sein: Für mich ist es egal, in welchem Land und auf welcher Strecke wir fahren. Ich mag sie alle. Natürlich freue ich mich jetzt besonders auf Silverstone und Valencia, weil wir Updates dabei haben. Das ist wirklich positiv. Man merkt das an den Gesichtern in der Garage, wenn wir über die Updates sprechen. Alle sind darauf gespannt, wie sie funktionieren werden."