Allison: "Sieg ist möglich"
Lotus-Technikchef James Allison analysiert das erfolgreiche Rennwochenende in Bahrain: Warum Kimi Räikkönen den Sieg knapp verpasste
(Motorsport-Total.com) - Lotus war die positive Überraschung des Bahrain-Wochenendes. Hinter dem Rennsieger Sebastian Vettel zeigten sich beide Lotus-Piloten auf dem Podest. Für Kimi Räikkönen lag ein Sieg sogar in Reichweite. Ex-Formel-1-Designer Gary Anderson meinte in der 'BBC', dass der Finne hätte siegen können, "wenn man ihn schon in Runde 36 zum Stopp hereingeholt hätte. Aber man ist verständlicherweise kein Risiko eingegangen." Lotus-Technikchef James Allison analysiert das Wochenende in Manama.
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Startker Lotus-Auftritt in Bahrain: Romain Grosjean und Kimi Räikkönen Zoom Download
Frage: "James, das großartige Ergebnis aus Bahrain dürfte euch einen großen Schub verleihen. Hattest du schon zu Beginn des Wochenendes das Gefühl, dass euer Team einen solchen Speed haben würde?"
Allison: "Ich bin mit unserer Leistung sehr zufrieden. Das ist eine gute Basis für den Rest der Saison. Am Freitag und Samstag hatte ich ein gutes Gefühl, aber unsere mäßige Leistung im Qualifying war etwas unschön. Unsere Strategie-Simulationen zeigten jedoch am Abend vor dem Rennen, dass ein Podestplatz in Reichweite sein könnte."
"Es war klar, dass dies nur möglich werden würde, wenn beide Fahrer einen guten Start erwischen und dann den schnellen Rennspeed finden, der sich am Freitag angedeutet hatte. Zum Glück ist genau dies passiert. Romain hat beim Start drei Positionen gewonnen, Kimi sogar deren vier. Anschließend wurden unsere Erwartungen mit schnellen und konstanten Runden im Rennen voll erfüllt."
Frage: "Wie nahe war man einem Sieg?"
Allison: "Als Kimi an Romain vorbei war, da war er dank seiner frischeren Reifen sichtbar schneller als Vettel. Es war toll zu sehen, wie er konsequent aufschloss und einem Überholmanöver sehr nahe kam. Es hat aber nicht gereicht. Mit etwas besseren Startpositionen und ohne einen Defekt am Frontflügel von Kimi wäre der Sieg möglich gewesen. So konnten wir immerhin die Plätze zwei und drei sicher einfahren. Wir müssen auf den ersten Sieg mit unserem E20 noch etwas warten. Möglich ist ein solcher Erfolg."
Frage: "In welchen Momenten des Rennens bist du nervös geworden?"
Allison: "Es gab einige solcher Momente. Kimi hat uns in der Startphase etwas erschreckt, als er einen Platz an den langsameren Felipe Massa verlor und als sein Frontflügel beschädigt wurde. Wir konnten anhand der Telemetrie erkennen, dass wir an der Front etwas Abtrieb verloren. Kimi musste sich so durch das Rennen kämpfen."
"Dann gab es noch den Zweikampf unserer beiden Piloten. So etwas ist nie einfach, wenn man es sich von der Boxenmauer aus anschauen muss. Wie wir erwartet hatten, war Kimi mit seinen frischen Pneus in jedem Stint sehr schnell, und er konnte auf Romain und Sebastian aufschließen. Romain hat einen tollen Job gemacht. Er war nur langsamer, weil er im Gegensatz zu Kimi mit gebrauchten Reifen fahren musste. Zum Glück sind die beiden vorsichtig miteinander umgegangen."
Frage: "Was waren aus deiner Sicht die Highlights?"
Allison: "Neben der naheliegenden Zufriedenheit darüber, dass unsere Jungs in Reihen der Spitzenteams mithalten konnten, war ich sehr erfreut darüber, dass unsere Männer sechs wunderbare Boxenstopps absolviert haben. Sie haben dafür gesorgt, dass der Speed des Autos auf der Strecke die entsprechenden Früchte bringen konnte."
"Wir haben seit den ersten Saisonrennen einige Veränderungen an der Austattung für den Stopp vorgenommen. Für die Jungs ist es immer schwierig, einen Reifenwechsel in solch schneller Zeit zu erledigen. Nun haben wir ähnlich gutes Werkzeug wie die Konkurrenz. Wenn man diesbezüglich auf Augenhöhe mit den Spitzenteams ist, dann stachelt dies unsere Jungs zu wahren Höchstleistungen an. Ich denke, wir werden noch tolle Stoppzeiten von denen sehen."
Frage: "Also war es rundherum ein tolles Wochenende?"
Allison: "Wir kehren in die Fabrik zurück mit der Gewissheit, dass wir das Potenzial des Autos in ordentlich viele Punkte umgesetzt haben. Wir liegen nun auf Platz drei der Konstrukteurswertung. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht noch bessere Ergebnisse holen können, wenn wir uns im Verlauf des Jahres immer auf den Punkt konzentrieren. Wir sind in der kommenden Woche im Windshear-Windkanal, dann folgt der Mugello-Test. Wenn beides gut läuft, dann sollten wir in Spanien dort weitermachen können, wo wir in Bahrain aufgehört haben."