Rosberg: "Hätten massives Problem erahnen können"
Nico Rosberg gibt zu, dass der enorme Reifenverschleiß in Melbourne nicht aus dem Nichts kam und befürchtet in Malaysia ein weiteres schwieriges Wochenende
(Motorsport-Total.com) - Der Frust ist Nico Rosberg deutlich anzumerken. Der Wiesbadener hätte sich nach den starken Tests so viel von der Saison 2012 erwartet, doch die Mercedes-Pleite beim Auftakt brachte ihn auf den Boden der Tatsachen. Die Truppe um Teamchef Ross Brawn hatte das Problem unterschätzt, dass der F1 W03 die Hinterreifen frisst - beim Grand Prix von Melbourne wurde dies Rosberg schmerzlich bewusst. Beim Tischgespräch in Sepang klärt er über die Probleme auf und bereitet die Mercedes-Fans auf ein weiteres schwieriges Rennwochenende vor.
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Schlechte Aussichten: In Sepang steht Rosbergs Mercedes auf dem Prüfstand Zoom Download
Frage: "Nico, ihr hattet am Sonntag große Probleme mit dem Reifenverschleiß. War das für dich überraschend?"
Nico Rosberg: "Ja, sehr überraschend. Im Nachhinein hätten wir es etwas besser wissen müssen, aber zu diesem Zeitpunkt war es überraschend - vor allem im Vergleich zu allen anderen. Uns traf es am schlimmsten. Das war die wahre Überraschung, denn all die Longruns bei den Wintertests sahen viel besser aus."
Frage: "Ihr hättet also nach den Tests darauf schließen können?"
Rosberg: "Ja, ein bisschen - im Nachhinein. Aber es war nicht stark genug, um darauf zu schließen, dass wir da ein massives Problem haben."
Frage: "War es ein Problem mit dem Setup?"
Rosberg: "Das sehen wir uns gerade an. Es gibt ein paar Dinge, die wir verstehen, aber noch nicht alles. Ich bin aber sicher, dass es uns gelingen wird, die Situation signifikant zu verbessern - schon alleine beim Setup."
Frage: "Gab es Unterschiede bei den Reifen?"
Rosberg: "Nein, es war ein ähnliches Problem während des gesamten Rennens, ganz egal auf welchen Reifen ich war. Ein sehr allgemeines Problem."
Rosberg: "Nun ja, wir nahmen die Hinterreifen im Rennen zu hart ran. Das verursachte einen raschen Abbau, die Reifen überhitzten - und dadurch hatten wir große Probleme. Das ist keine einfache Sache. Wir haben viel analysiert, es gibt viele Ideen, es gibt viele Dinge, wo wir sicher sind, dass sie uns in dieser Situation helfen werden. Einige Dinge benötigen etwas mehr Zeit, um die Situation in den Griff zu kriegen. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir uns besser schlagen können."
Frage: "Sind die Sorgen hier größer, weil die Temperaturen höher sind?"
Rosberg: "Es wird hier wegen der Natur der Strecke sicher nicht einfacher."
Frage: "Was ist deine Voraussage?"
Rosberg: "Ich weiß es nicht. Das Auto ist schnell. Im Qualifying werden wir vorne dabei sein, und dann im Rennen müssen wir schauen, dass wir eine bessere Leistung bringen. Das wird möglicherweise erfordern, dass wir im Qualifying Performance opfern."
Frage: Glaubst du, dass ihr hier durch eure bessere Höchstgeschwindigkeit einen Vorteil haben werdet?"
Rosberg: "Nicht unbedingt, nein. Natürlich sehen wir auf den Geraden aus unterschiedlichen Gründen gut aus."
Frage: "Wäre in Australien die Pole möglich gewesen - und wie sieht es hier aus?"
Rosberg: "Nein, wir waren nicht schnell genug. Hier wird es ähnlich sein. Vor allem, weil wir wie gesagt vielleicht einen größeren Kompromiss im Qualifying eingehen müssen, als wir es in Melbourne getan haben. Im Verhältnis zum Rennen sind wir im Qualifying zu schnell. Das wird es nicht einfacher machen."
Frage: "Was genau meinst du mit diesem Kompromiss hier in Malaysia?"
Rosberg: "Es handelt sich immer um einen Kompromiss zwischen Qualifying und Rennen. In Melbourne schien es, als hätten wir uns zu stark nach dem Qualifying ausgerichtet - im Nachhinein."
Frage: "Gab es dafür im Training auch schon Signale?"
Rosberg: "Ja, es gab ein paar Signale. Aber die Strecke war meist etwas kühler, und dadurch gab es weniger Probleme. Das Rennen brachte uns dann über die Grenze."
Frage: "Aber hast du nicht nach dem Qualifying gesagt, dass du dich eher auf ein gutes Setup im Rennen konzentriert hast?"
Rosberg: "Ja, das hatte ich gedacht. Auf jeden Fall. Aber wenn ich jetzt zurückblicke, dann müssen wir mehr für das Rennen arbeiten. Ich dachte, dass wir im Rennen gutaussehen würden."
Frage: "Ab welchen Zeitpunkt war dir klar, dass das ein hartes Rennen wird?"
Rosberg: "Runde acht im ersten Stint, als ich merkte, dass mich die Leute hinter mir zunehmend unter Druck setzen. Bis dahin war es in Ordnung - dass wir die Hinterreifen zu stark rannehmen, ist aber nichts, was von einem Moment auf den anderen in Runde acht passiert. Das passiert schon sehr früh. Es ist ein Problem, das sehr früh beginnt und immer schlimmer wird. Es gab keinen Zeitraum, wo es gut funktioniert hat. Es war allgemein schwierig."
Rosberg: "Im Nachhinein wäre die Medium-Mischung möglicherweise eine Spur besser gewesen. Aber ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied gemacht hätte, denn selbst auf den Medium-Reifen hatten wir Probleme."
Frage: Glaubst du, dass Podestplätze außer Reichweite sind, solange ihr diese Reifenprobleme nicht gelöst habt?"
Rosberg: "Es ist sehr schwer, das zu beantworten. Ich weiß es nicht. Wir werden hier eine völlig andere Situation vorfinden - die Strecke ist anders. Ich weiß nicht."
Frage: "Glaubst du, dass dir das aktuelle Auto mehr Möglichkeiten gibt, solche Setup-Probleme in den Griff zu kriegen?"
Rosberg: "Ja, das Auto ist von seiner Basis schnell. Das ist mit Sicherheit ein Schritt vorwärts vom letzten Jahr. Jetzt geht es darum, herauszufinden, was wir tun müssen, um auch das Maximum im Rennen herauszuholen."
Frage: "Wie hast du das Manöver erlebt, als dich Sebastian Vettel überholt hat?"
Rosberg: "Das war nicht so lustig."
Frage: "Findest du, dass er dich mit ausreichend Respekt behandelt hat?"
Rosberg: "Ja, auf jeden Fall."