Allison: Testabbruch wegen Vorderrad-Aufhängung
Lotus-Technikchef James Allison im Interview: Warum man sich gezwungen sah, die Tests in Barcelona abzubrechen, und wie sich dies auf die Vorbereitung auswirkt
(Motorsport-Total.com) - Nach dem tollen Testauftakt in Jerez folgte für Lotus in Barcelona die Hiobsbotschaft. Die Truppe musste bereits am ersten von vier Tagen abreisen, weil es am Chassis einen Produktionsfehler gab, der nicht notdürftig repariert werden konnte. Schlimmer noch: Auch das zweite Chassis in der Fabrik in Enstone hatte das gleiche Probleme. Technikchef James Allison erklärt nun im Interview, was am Lotus E20 wirlich nicht passte und wie sich der Verlust eines Drittels der Testtage auf das Team auswirken wird.
Frage: "James, was war in Barcelona vergangene Woche mit dem E20 los?"
James Allison: "Wir kamen mit einem brandneuen Chassis nach Barcelona - dem E20-02. Wir führten am Dienstagmorgen Installationsrunden durch, dann verließ Romain für seinen ersten Run des Tages die Boxen. Sobald er vor der ersten Kurve in seiner ersten fliegenden Runde auf die Bremse stieg, spürte er, dass etwas nicht stimmt. Er sagte uns über Boxenfunk, dass er den Run abbricht und sofort an die Boxen zurückkommt."
Frage: "Was habt ihr entdeckt, als das Auto zurück in die Garage kam?"
Allison: "Wir sahen sofort, dass wir ein Problem mit der Befestigung des hinteren Arms des vorderen oberen Querlenkers hatten."
Frage: "Welche Gedanken gingen dir durch den Kopf?"
Allison: "Wir verwendeten Chassis 02 zum ersten Mal, daher gingen wir in unserer ersten Reaktion von einem Produktionsfehler aus, der nur dieses eine Chassis betrifft. Wir trafen die Entscheidung, das Chassis 01, das wir erfolgreich in Jerez eingesetzt hatten, von Großbritannien nach Barcelona zu bringen. Bevor wir es abschickten, starteten wir ein Untersuchungsprogramm in Enstone, um sicherzustellen, dass die Gefahr eines ähnlichen Problems nicht besteht."
"Leider kam dabei heraus, dass die Gefahr besteht, dass das gleiche Problem wieder auftritt. Dann entschieden wir uns ziemlich widerwillig, den Test abzubrechen und die nötigen Veränderungen an beiden Chassis' vorzunehmen, bevor wir wieder auf die Strecke gehen."
Frage: "Wie reagierte die Fabrik?"
Allison: "Das waren ein paar sehr intensive Tage, aber ich muss sagen, dass jeder seine Aufgaben in toller Manier bewältigt hat. Am ersten Tag zurück in der Fabrik sprach ich zur gesamten Belegschaft in Enstone und erklärte genau, was passiert war. Alle verstanden, dass die Situation unglücklich, aber unter Kontrolle war. Wir designten die neuen Teile, produzierten sie und befestigten sie am Chassis. Dann führten wir die erforderlichen Tests erfolgreich durch und das Chassis war schon auf dem Weg nach Spanien."
Frage: "Bist du zuversichtlich, dass die Reparatur erfolgreich war?"
Allison: "Ja."
Frage: "Wurde das Chassis dadurch schwerer?"
Allison: "Ja, aber wir sprechen da nur von einem Kilogramm, was kein Problem ist. Es wird sich nicht entscheidend auf das Handling oder die Performance auswirken."
Frage: "Musste das Chassis einen weiteren Crashtest bestehen?"
Allison: "Nein, das war nicht notwendig."
Frage: "Welches Chassis wird das Team diese Woche verwenden?"
Allison: "Wir werden diese Woche Chassis 01 verwenden, während uns Chassis 02 von jetzt an als Ersatz zur Verfügung steht. Derzeit stellen wir Chassis 03 fertig, wo das neue Design implementiert wurde."
Frage: "Das Team verpasste vier Testtage. Ist das ein großer Rückschlag?"
Allison: "Natürlich ist es nicht ideal, vier Testtage zu verpassen. Wir benötigen zu diesem Zeitpunkt des Jahres wie jedes andere Team Kilometer. Dennoch gibt es Grund zum Optimismus. Erstens schlossen wir die Jerez-Tests mit vielen problemlosen Runden ab und gewannen ein gutes Verständnis für unser Auto. Zudem mussten einige der kleinen Probleme, die wir in Jerez bemerkt hatten, gelöst werden - die Teile waren vergangene Woche nicht verfügbar. Am Donnerstag wird das Auto mit allen nötigen verbesserten Teilen fahren. Wir freuen uns, wieder auf die Strecke zu gehen."