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Haug: "Wir haben eine ordentliche Basis"
Norbert Haug verteidigt die späte Präsentation des neuen Autos und zieht Vergleiche zwischen der Entwicklung des Teams und dem Bergsteigen
(Motorsport-Total.com) - Zwei Wochen später als die anderen Spitzenteams hat Mercedes heute den F1 W03 präsentiert. Motorsportchef Norbert Haug erklärt im Interview, warum die längere Entwicklungszeit aus seiner Sicht gerechtfertigt war. Außerdem spricht er über die generelle Entwicklung des Teams, das neue Fahrzeug und die Ziele für 2012.
Frage: "Herr Haug, wie zufrieden sind Sie mit dem neuen Auto?"
Norbert Haug: "Das werden wird sehen. Wir müssen erst fahren, um uns mit der Konkurrenz zu vergleichen. Wir hatten schon einen Testtag hier, wir hatten einen sogenannten Filmtag, aber da lernt man nicht sehr viel. Die Streckentemperatur war sehr niedrig. Heute wird sich das sicherlich alles zeigen, man lernt schon ein bisschen mehr heute."
Frage: "Warum haben Sie sich eine längere Entwicklungszeit gegönnt? Da gibt es ja diverse Gerüchte, Sie hätten ein ganz besonderes Ass im Ärmel, das Sie den anderen Teams möglichst spät zeigen wollen."
Haug: "Nein, das ist nicht der Grund. Wir hatten das so geplant. Wir hatten etwa zehn Entwicklungstage mehr, konnten alles sauber abarbeiten. Wir sind ja in einem Aufholprozess. Wir haben mit dem alten Fahrzeug die neuen Reifen getestet. Die alten Reifen kennen wir auf dem Fahrzeug vom vergangenen Jahr und haben uns so eine Basis geschaffen. Wir dachten, dass so unsere Zeit am besten genutzt ist. Ich verstehe aber auch, dass andere Teams anders agieren. Wir, mitten in dem Aufholprozess, haben geglaubt, dass so unsere Zeit am besten investiert ist."
Frage: "Die neuen Reifen sind im Vergleich zum Vorjahr etwas weicher geworden. Wie kommen die Fahrer damit zurecht?"
Haug: "Ich glaube, das ist eine Entwicklung in die richtige Richtung. Sie sind sehr sensibel. Das soll so sein, und das soll auch so bleiben, denn die Pirelli-Reifen haben sehr zu Spannung und zur Gestaltung der Rennen im vergangenen Jahr beigetragen. Das soll durchaus so sein. Man könnte einen Reifen bauen, der leicht die 300 Kilometer und noch mehr schafft. Das war bei Bridgestone früher der Fall. Aber dann gibt es weniger Spannung. So kann man die Strategien entsprechend ausspielen. Das Auto muss entsprechend mit den Reifen umgehen, die Fahrer auch. Es ist also eine zusätzliche Herausforderung."
Frage: "Gibt es eine konkrete Zielvorgabe für dieses Jahr?"
Haug: "Wir haben zwei Jahre hinter uns. Wir sind im dritten Jahr, im Januar 2010 haben wir das Team vorgestellt und wollen uns weiterentwickeln. Wir waren zwei Mal Vierter, und das Ziel ist, Schritt für Schritt in Richtung Platz eins zu gehen. Das geht nicht auf einmal. Es ist wie beim Bergsteigen, man braucht ein Zwischenlager. Dort muss man sich sicher fühlen, und von dem Zwischenlager aus kann man weiter nach oben klettern. Das wollen wir tun."
Frage: "Ist diese Saison noch so ein Zwischenlager?"
Haug: "Ja, wie gesagt, das geht nicht in drei Jahren. Wir haben ein vergleichsweise kleines und kompaktes Team, haben uns komplett neu aufgestellt und wollen jetzt Schritt für Schritt vorangehen. Aber das endgültige Ziel ist natürlich ganz nach vorne zu kommen, zu gewinnen und dann letztendlich auch Weltmeister-Titel zu gewinnen. Aber das braucht Aufbauzeit. Wie bei allen anderen auch. Wir wollen Ferrari, Red Bull und McLaren regelmäßig schlagen. Das ist eine große Herausforderung. Wir sind immer noch ein junges Team und müssen dazulernen. Aber dieser Lernprozess läuft und nach meinem Gefühl bewegen wir uns in die richtige Richtung."
Frage: "Eine Frage zum Auto: Wie gefällt es Ihnen generell?"
Haug: "Diese Stufe in der Nase ist natürlich optisch nicht gerade die allerbeste Entwicklung, aber ich denke unsere Designer haben das ganz gut gelöst. Mir gefällt unser Auto eigentlich sehr gut."
Frage: "Was sind die größten Unterschiede im Vergleich zum Auto von 2011?"
Haug: "Zuerst einmal haben wir im vergangenen Jahr nicht so ganz stark begonnen. Wir waren noch nicht richtig aussortiert beim Test und auch nicht beim ersten Rennen. Deshalb haben wir uns dieses Mal mehr Entwicklungszeit genommen. Wir sind am Sonntag hier über 350 Kilometer gefahren. Das ergibt in Kombination mit dem Filmtag über 500 Kilometer. Das ist nicht so viel, aber auch nicht ganz so wenig. Wir denken, dass wir eine ganz ordentliche Basis haben. Der Radstand ist etwas länger, das Fahrzeug ist insgesamt leichter, wir haben mehr Ballastgewicht zum Ausbalancieren. An jeder Stelle, an der man sich verbessern kann, haben wir versucht, das zu tun. In der Aerodynamik und allen anderen Bereichen. Jetzt müssen wir sehen, wie der Vergleich mit der Konkurrenz ausfällt."
Frage: "Da es bisher noch keine richtigen Zeiten gab, nichts Vergleichbares, ist es ja häufig auch eine Gefühlssache. Sie haben ja schon einige solcher Tage mitgemacht, was sagt denn ihr Bauchgefühl?"
Haug: "Ich glaube, wir haben ein ganz ordentliches Auto. Aber ich kann nicht garantieren, dass die Konkurrenz nicht ein viel Besseres hat."
Frage: "Bei den Motoren wird es in den kommenden Jahren große Veränderungen geben. Wie sieht Mercedes diese Entwicklung?"
Haug: "Das wird 2014 der Fall sein. Unser Programm liegt derzeit voll im Zeitplan."