• 07. Februar 2012 · 14:16 Uhr

Vergne: "Konzentriere mich zu 100 Prozent auf 2012"

Jean-Eric Vergne denkt vor seiner ersten Formel-1-Saison noch nicht über einen Aufstieg zu Red Bull nach, sondern will vor allem viel lernen

(Motorsport-Total.com) - Mit Jean-Eric Vergne und Daniel Ricciardo fahren in diesem Jahr zwei neue Piloten für Toro Rosso. Beide werden als potenzielle Nachfolger von Mark Webber bei Red Bull gehandelt, doch darüber möchte der Franzose noch nicht reden. Vor seiner ersten Formel-1-Saison spricht er dagegen ausführlich über seine Zielsetzung, sein Verhältnis zum Teamkollegen und schildert, wie es sich anfühlt, gegen die Helden der Jugend zu fahren.

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Jean-Eric Vergne ist einer von drei Franzosen im Starterfeld der Formel 1 Zoom Download

Frage: "Jean-Eric, du bist in der vergangenen Saison nur wenige Freitagstrainings gefahren. Fühlst du dich bereit für die Formel 1?"

Jean-Eric Vergne: "Ja, ich fühle mich bereit. Als Rookie kommt man nicht viel zum Fahren, daher muss man erst einmal klein anfangen. Ich habe im Simulator von Red Bull schon viel Erfahrung sammeln könne. 2010 bin ich bei den Young-Driver-Tests zwei Tage für Toro Rosso gefahren und im vergangenen Jahr dann für Red Bull alle drei Tage. Ich habe noch nicht viele Kilometer in einem Formel-1-Auto zurückgelegt, aber ich kann schnell lernen und fühle mich bereit."

Frage: "Daniel und du, ihr wollt beide sicherlich irgendwann einmal für Red Bull fahren. Wie schätzt du die Rivalität mit deinem Teamkollegen ein?"

Vergne: "Über 2013 denke ich noch gar nicht nach. Ihr redet natürlich gerne darüber und würdet gerne wissen, ob es 2013 eine Möglichkeit gibt, für Red Bull zu fahren. Aber solche Fragen werde ich nicht beantworten, das ist für mich noch viel zu weit entfernt. Ich konzentriere mich zu 100 Prozent auf die Saison 2012 mit Toro Rosso. Ich werde in diesem Jahr mein Bestes geben, und dann werden wir sehen, was in der Zukunft geschieht."

"Wettbewerb unter Teamkollegen ist etwas völlig Normales. Daniel fährt das gleiche Auto, daher ist er der beste Maßstab. Er ist ein guter Fahrer, ihn zu schlagen, ist mein Ziel. Vor allem kommt es aber darauf an, dass wir gut zusammenarbeiten, um das Maximum aus dem Auto herauszuholen und die bestmöglichen Resultate für das Team zu erzielen."

Frage: "Es gibt einige wirklich gute Fahrer im Red-Bull-Programm. Spürst du einen zusätzlichen Druck, nachdem Red Bull den Fahrerkader immer wieder neu zusammenstellt?"

Vergne: "Das ist bei Red Bull einfach so. Man kann in wenigen Jahren vom Red-Bull-Juniorteam bis zu Toro Rosso oder sogar zu Red Bull aufsteigen, wie Sebastian Vettel. Das Programm funktioniert wirklich gut, der Weltmeister der vergangenen beiden Jahre ist daraus hervorgekommen."

"Ich bin stolz darauf, Teil dieses Programms zu sein. Ich bin in jungen Jahren zu ihnen gekommen, und heute bin ich bei Toro Rosso in der Formel 1. Das ist fantastisch! Einen besonderen Druck spüre ich nicht, unter Druck stehst du ständig. Es gibt nur 24 Fahrer in der Formel 1, und es gibt auf der ganzen Welt viele Jungs, die gerne hier fahren würden. Ich weiß, was für eine einmalige Gelegenheit sich mir bietet, daher werde ich mein Bestes geben, um langfristig in der Formel 1 zu fahren."

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Neue Fahrer - neues Auto. Vergne, Ricciardo und der STR7 Zoom Download

Frage: "Hast sich dein Leben verändert, seit die Formel-1-Fahrer geworden bist?"

Vergne: "Viel hat sich nicht verändert, außer beim Sport. Ich trainiere jetzt mehr mit meinem Trainer. Aber sonst hat sich nicht viel geändert. Die Arbeit mit dem Team hat sich verändert. Bisher bin ich für kleine Teams gefahren, die vielleicht 30 oder 40 Leute hatten. Jetzt bin ich in einem Team, für das mehr als 250 Leute arbeiten. Das ist für mich völlig neu. Die Formel 1 ist im Vergleich zu allen anderen Kategorien in allen Bereichen viel größer. Ich habe einiges zu lernen. Es gibt so viele Dinge in der Formel 1, die ich noch lernen muss, daher beschäftige ich mich intensive mit dem Team. Wer arbeitet dort? Wer ist für welchen Bereich zuständig? All diese Kleinigkeiten muss ich lernen."

Frage: "Nach dem Rücktritt von Olivier Panis gab es jahrelang keinen Franzosen in der Formel 1. Nun haben wir gleich drei französische Fahrer. Wie erklärst du dir diesen französischen Aufschwung?"

Vergne: "Keine Ahnung, es ist einfach ein gutes Zeitfenster für uns. Die FFSA (französischer Motorsportverband, Anm. d. Red.) hat ein gutes Förderprogramm, das vor fünf oder sechs Jahren ins Leben gerufen wurde. Im Kartsport gibt es ein französisches Team, das vom Verband unterstütz wird. Ich bin dadurch vom Kart in den Formelsport aufgestiegen und habe letztlich den Red-Bull-Vertrag erhalten und bin so in die Formel 1 gekommen. Andere Fahrer wie Charles Pic und Romain Grosjean haben davon ebenfalls profitiert, und auch Jules Bianchi, der jetzt dritter Fahrer ist und hoffentlich bald auch bei uns fährt."


Fotos: Präsentation des Toro-Rosso-Ferrari STR7


Frage: "Red Bull möchte nur wirklich gute Fahrer in seinem Programm haben, außergewöhnliche Fahrer wie Sebastian Vettel. Setzt dich das zusätzlich unter Druck, weil du weißt, dass du in dieser Saison gute Resultate liefern musst?"

Vergne: "Nicht wirklich, genau deshalb bin ich ja in der Formel 1. Ich bin nicht hier, nur um ein Fahrer von vielen zu sein. Ich möchte an die Spitzes dieses Feldes von wirklich guten Fahrern kommen. Daher brauche ich keinen Druck von außen."

Frage: "In diesem Jahr fahren sechs Weltmeister in der Formel 1. War einer von ihnen eines deiner Idole, als du jünger warst?"

Vergne: "Ich habe die meisten von ihnen natürlich beobachtet. Wer mich sehr fasziniert, auch wenn ich damals noch zu jung war, um seine Karriere und seine Rennen zu verfolgen, ist Ayrton Senna. Ein wirkliches Idol habe ich nicht. Ich respektiere sie, sie verfügen alle über herausragende Fähigkeiten, und ich versuche natürlich, mir von ihren besten Eigenschaften etwas abzuschauen. Michael Schumacher habe ich zum Beispiel lange verfolgt, und jetzt mit ihm zusammen in Melbourne in der Startaufstellung zu stehen, ist schon etwas Besonderes. Aber wenn dann die rote Ampel aus geht, ist er auch nur ein Fahrer, den ich schlagen möchte."

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Beim Test im Red Bull konnte Vergne überzeugen Zoom Download

Frage: "Die anderen drei Red-Bull-Piloten fahren in diesem Jahr vor ihren heimischen Fans. Du hingegen hast keinen Heim-Grand-Prix. Ärgert dich das?"

Vergne: "Nicht wirklich. Ich habe ja Monaco, das ist ja auch ein Teil von Frankreich (lacht). Ich hoffen natürlich, dass es bald wieder einen französischen Grand Prix geben wird, vielleicht schon im nächsten Jahr, das wäre toll."

Frage: "Du bist aus der Renault-World-Series (WSbR) in die Formel 1 aufgestiegen, während viele deiner Kollegen in der GP2 gefahren sind. Glaubst du, dass die WSbR die bessere Schule für die Formel 1 ist?"

Vergne: "Das kann ich nicht vergleichen, da ich mit der GP2 keine persönlichen Erfahrungen habe. Die WSbR ist eine wirklich gute Kategorie, um sich auf die Formel 1 vorzubereiten. Das Auto ist wirklich gut, und das neue in diesem Jahr sogar noch besser. Die Rennen finden auf einem hohen Niveau statt. Es ist eine gute Kategorie, um von dort aus direkt in die Formel 1 aufzusteigen."

Frage: "Im nächsten Jahr wird eventuell ein Cockpit bei Red Bull frei, falls Mark zurücktreten sollte. Haben Daniel und du das Gefühl, das ihr beide in diesem Jahr um dieses möglicherweise frei werdenden Cockpit kämpft?"

Vergne: "Wie lautetet die Frage nochmal? (lacht). Im Moment gibt es keinen Kampf. Ich denke noch nicht an die Zukunft. Das habe ich bereits gesagt und sage es gerne auch noch einmal. Ich fahre in diesem Jahr für Toro Rosso, wo ich einen wirklich starken Teamkollegen habe. Wir werden gut zusammenarbeiten, um das Beste für das Team zu erreichen."

Frage: "Du bist ein verhältnismäßig großer Rennfahrer, glaubst du, dass das ein Nachteil ist? Und wie groß bist du genau?"

Vergne: "182 cm."

Frage: "Ist das ein Nachteil? Die meisten Fahrer sind ja etwas kleiner?"

Frage: "Ich habe einen besseren Überblick (lacht). Nein, das ist wirklich kein Problem. Toro Rosso hat ein gutes Chassis gebaut und auch im Red Bull hatte ich keine Probleme, Mark ist ja auch nicht kleiner. Im Moment ist das kein Problem, und ich glaube nicht, dass ich noch weiter wachsen werde."

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Im vergangenen Jahr noch Gegner, jetzt Teamkollegen: Ricciardo und Vergne Zoom Download

Frage: "Du kennst deinen Teamkollegen sehr gut, ihre seid in der WSbR gegeneinander gefahren und seid auf einer ähnlichen Stufe eurer Karriere. Ist es ein Vorteil gegen einen Teamkollegen zu fahren, der einen ähnlichen Erfahrungsschatz hat wie du?"

Vergne: "Ich hätte kein Problem damit, wenn mein Teamkollege wesentlich mehr Erfahrung hätte. Daniel hat da einen kleinen Vorteil, er ist schon 11 Grands Prix gefahren. Es ist vor allem wichtig, einen starken Teamkollegen zu haben, das hilft dir, voranzukommen. Das war auch in der vergangenen Saison mit Robert Wickens und mir bei Carlin so. Wir waren wesentlich besser als alle anderen Teams, weil wir uns gegenseitig bis ans Limit gepusht haben. Das ist immer von Vorteil."

Frage: "Ihr kennt euch beide schon recht lange. Ist das besser, als wenn der Teamkollege ein Unbekannter wäre?"

Vergne: "Ja, das ist auf jeden Fall gut. Wir haben im Winter in der Fabrik und auch in Milton Keynes schon eine Menge Zeit miteinander verbracht. Wenn ich ihn vorher nicht gekannt hätte, würde ich ihn jetzt kennen. Wir hatten auch außerhalb der Strecke eine gute Zeit miteinander, aber ich denke nicht zu viel an ihn. Ich mag ihn persönlich und respektiere ihn als Fahrer und weiß, dass wir gut zusammenarbeiten werden."

Frage: "Was sind deine Schwerpunkte in deiner ersten Saison?"

Frage: "Das Wichtigste für mich ist so viel wie möglich zu lernen. Als Neueinsteiger muss ich sehr viele Dinge lernen, und ich hoffe, dass ich dabei nicht zu viele Fehler machen werde. Außerdem möchte ich natürlich ein gutes Auto haben, aus dem ich das Beste herausholen kann, ein schnelles Auto."

Frage: "Du hast ja bereits erwähnt, dass du viel im Simulator gefahren bist. In welchem Maße kann der Simulator Testfahrten ersetzen? Oder sind Tests immer noch der beste Weg zum Lernen?"

Vergne: "Das kann ich noch nicht sagen, diese Frage kann ich nach den ersten Grands Prix beantworten. Es hat mir auf jeden Fall geholfen, Erfahrung in der Arbeit mit den Ingenieuren zu sammeln und das Auto zu verstehen. Echte Tests sind natürlich immer besser, aber nachdem diese begrenzt sind, ist der Simulator ein sehr gutes Hilfsmittel."

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