Webber: "Nehme jedes Rennen, wie es kommt"
2011 stand Mark Webber klar im Schatten seines Teamkollegen Sebastian Vettel - 2012 möchte der Australier stärker zurückkehren
(Motorsport-Total.com) - Nachdem Mark Webber 2010 noch bis zur Schlussphase der Saison im Titelkampf der Formel 1 mitgespielt hatte, verlief die Saison 2011 für den Australier enttäuschend. Während Teamkollege Sebastian Vettel von Erfolg zu Erfolg fuhr, gelang Webber erst beim Saisonfinale in Brasilien sein einziger Grand-Prix-Sieg. Doch 2012 will der Australier zurückschlagen. Im Interview spricht er über seine Erwartungen an den RB8 und die neue Saison.
Frage: "Mark, die vergangenen beiden Jahre waren für euch sehr erfolgreich. Sieht man der Vorstellung des neuen Autos dann gelassener entgegen?
Mark Webber: "Unsere Erfolge in den vergangenen beiden Jahren waren in der Tat außergewöhnlich. Aber die Vorstellung eines neuen Autos ist immer aufregend, du bist angespannt und voller Erwartungen. Die Messlatte liegt hoch. Wir waren in den vergangenen Jahren sehr stark, haben in der Konstrukteursmeisterschaft dominiert. Beide Fahrer fahren an der Spitze und das Team ist sehr zuverlässig. Aber wir wissen, dass wir weiter hart arbeiten müssen. Kontinuität ist dabei ein wichtiger Faktor. Da alle unsere Partner weiter mit uns arbeiten, sehe ich keinen Grund, warum wir auch 2012 nicht wieder um Spitzenresultat kämpfen sollten."
Frage: "Du wirst morgen das Auto als Erster fahren. Bist du vor der ersten Fahrt nervös oder gibt es zu viele Dinge, über die du nachdenken musst?"
Webber: "Es ist immer aufregend, das Auto zum ersten Mal zu fahren. In dem neuen Auto steckt eine Menge Arbeit. Bei der ersten Testfahrt geht es vor allem darum, so viele Informationen wie möglich zu sammeln und die Stärken, aber auch die Schwächen des Autos zu erkennen, damit wir schnell wissen, woran wir arbeiten müssen. Wir haben nicht allzu viele Tests vor Melbourne, ehe wir uns versehen, ist der Winter schon vorbei. Das legt mir eine große Verantwortung auf, aber ich freue mich darauf."
Frage: "Die vergangene Saison war für dich nicht einfach. Welche Lehren hast du aus 2011 gezogen?"
Webber: "Es war keine überzeugende Saison, aber auch nicht allzu schlecht. Ich war immerhin Dritter in der Fahrer-Weltmeisterschaft und lag nicht weit hinter Jenson zurück. Es war toll, das Jahr mit dem Sieg in Brasilien und einigen starken Ergebnissen zu beenden. Als Sportler lernt man ständig dazu, daher freue ich mich auf die Saison 2012, welche mir wieder großartige Möglichkeiten bieten wird. Es klingt zwar wie ein Klischee, wenn man sagt 'Nimm jedes Rennen so, wie es kommt'. Aber genau darum geht es, so werde ich an die Saison herangehen."
Frage: "Wie viel Selbstvertrauen hat dir der Sieg in Brasilien verliehen?"
Webber: "Das war großartig! Wenn du in der Formel 1 gewinnst, ist das immer eine große Belohnung, weil du so viele Anstrengungen investiert hast. Aber wenn du dann die Nationalhymne hörst und all diese Gefühle in die hochkommen, dann wird dir wieder bewusst, was für ein einzigartiger Moment das ist."
Frage: "Was erwartest du vom RB8?"
Webber: "Was die Charakteristik des RB8 betrifft, so lag unser Schwerpunkt auf einer guten Fahrbarkeit. Das betrifft nicht nur den Motor, wo Renault wirklich großartige Arbeit leistet. Es geht auch um die Aerodynamik, die auf allen Strecken und bei allen Temperaturen funktionieren muss. Außerdem muss man aus den Reifen die optimale Leistung herausholen, was im vergangenen Jahr alles andere als einfach war. Jetzt kennt aber jeder die Reifen, daher sollte das kein solch großes Thema mehr sein. Wir müssen das Auto ohne den auspuffangeströmten Diffusor, der im vergangenen Jahr ein wichtiges Hilfsmittel war, weiterentwickeln. In diesem Jahr wurden die Reglen in diesem Bereich verändert, also kommt es darauf an, die Verluste bestmöglich zu kompensieren."
Frage: "Pirelli will die Leistungsunterschiede zwischen den beiden Reifenmischungen verringern. Wird dir das helfen?"
Webber: "Sie haben die Reifen ein wenig geändert, aber im wesentlichen sind sie noch so wie im Vorjahr. Mittlerweile wissen alle Teams und Fahrer, wie sie mit ihnen umgehen müssen. Daher können wir uns aufs Rennfahren konzentrieren."
Frage: "Mit welcher Erwartung gehst du in die neue Saison?"
Webber: "Nach einer Saison wie der vergangenen willst du als Sportler das Beste aus der Situation machen und stärker zurückkehren. Die Messlatte liegt nach all den Erfolgen sehr hoch. Es ist eine Herausforderung, die ich annehmen möchte. Ich hatte einen wirklich guten Winter, habe mich so gut wie möglich vorbereitet und freue mich auf die neue Saison. Ich bin froh, dass es endlich wieder losgeht. Wir könnten jetzt noch viel darüber reden, aber letztlich zählt nur die Leistung auf der Rennstrecke."
Frage: "Wie hast du den Winter verbracht?"
Webber: "Ich habe eine tolle Winterpause. Nach dem Rennen in Brasilien bin ich zunächst nach Europa zurückgekommen und habe in Österreich einige Termine für Red Bull wahrgenommen. Nach dem Showrun in Milton Keynes habe ich an der Tasmania Challenge teilgenommen, was wieder sehr viel Spaß gemacht hat. Anschließend konnte ich richtig abschalten, habe ein wenig gesurft oder bin Motorrad gefahren. Es war toll, einige Zeit mit den Menschen zu verbringen, die ich wegen des Sports nur selten sehe. Aber ab Mitte Januar begann dann wieder dieses Kribbeln im Fuß, ich wollte unbedingt wieder ins Auto."