Gascoyne: "Die meisten Autos werden so aussehen"
Caterham-Cheftechniker Mike Gascoyne spricht über den neuen CT01 und hofft wegen des reibungslosen Winters auf die bisher erfolgreichste Saison
(Motorsport-Total.com) - Unter dem Namen Lotus hat das inzwischen in Caterham umbenannte Formel-1-Team von Tony Fernandes 2010 und 2011 jeweils Platz zehn in der Konstrukteurs-WM erreicht. 2012 ist der erste WM-Punkt das erklärte Ziel. Cheftechniker Mike Gascoyne erklärt im Interview, warum er glaubt, dass das möglich sein wird.
Frage: "Mike, kannst du uns einen technischen Überblick darüber geben, was das Team im Winter gemacht hat und wo ihr in Bezug auf den CT01 steht?"
Mike Gascoyne: "Naja, kurz gesagt haben wir unser neues Rennauto designt und gebaut! Während der Winterpause haben wir uns auf ein paar Schlüsselelemente der Entwicklung des diesjährigen Autos konzentriert, einschließlich vieler Optimierungsarbeiten im Windkanal."
Crashtests schon zu Weihnachten bestanden
"Wir haben die Änderungen des Technischen Reglements in Betracht gezogen, insbesondere im Bereich der Nase und der Crashtests, die wir bestehen mussten. Die neuen Crashtest-Regeln besagen, dass die Autos vor dem ersten Streckentest homologiert werden müssen, was bedeutet, dass wir die Crashtests um sechs Wochen vorziehen mussten. So gesehen hatten wir ein sehr erfolgreiches Entwicklungsprogramm, denn wir hatten unser Chassis bereits zu Weihnachten voll homologiert. Ich glaube, wir waren das erste Team, das alle Tests bestanden hatte."
"Das Design des Autos wurde seit Februar 2011 immer weiter entwickelt. Es ist das erste Jahr mit voller Stabilität auf der technischen Seite für uns, und indem wir den Renault-Motor und das Red-Bull-Getriebe behalten, wissen wir genau, womit wir arbeiten und was wir erwarten können. Bisher hatten wir jedes Jahr nicht nur ein neues Designteam, sondern auch eine neue Getriebe/Motor-Kombination. Jetzt haben wir unter unserem Technischen Direktor Mark Smith ein stabiles Technikteam. Das bedeutet, dass wir uns den Designdetails viel intensiver widmen konnten - und das hat sich im Homologierungsprozess niedergeschlagen."
"Der Aufbau lief dann sehr reibungslos. Das Auto wird für den ersten Test in Jerez am 7. Februar komplett fertig sein. Was die aerodynamische Entwicklung angeht, haben wir unser Programm in Italien fortgesetzt. Dadurch sind unsere Ressourcen erheblich größer geworden. All das bedeutet, dass wir ein besseres und konkurrenzfähigeres Auto haben müssten, auf dessen erste Tests wir uns schon freuen - um zu beweisen, dass die Zahlen das sind, was sie zu sein scheinen."
Frage: "Was sind die größten Änderungen? Worauf sollte das ungeschulte Auge achten?"
Gascoyne: "Die Aerodynamik ist für Leistung und Entwicklung immer der wichtigste Bereich. Im vergangenen Jahr drehte sich alles um den angeströmten Diffusor, mit dem wir Schwierigkeiten hatten. Wir hatten ihn 2010 noch nicht und mussten daher 2011 im Vergleich zu den anderen Teams ständig aufholen. Die Tatsache, dass er dieses Jahr verboten ist, ist sicherlich ein Vorteil für uns. Andere Teams hatten viel mehr Entwicklungszeit, konnten viel mehr herausholen als wir. Das eliminiert jetzt einen Teil des technischen Wettrennens. Aber die Aerodynamik ist immer einer der wichtigsten Entwicklungsbereiche. Daher haben wir zusätzliche Ressourcen in diesen Bereich investiert."
Erste Saison mit KERS
Frage: "Und KERS?"
Gascoyne: "Ja, es ist kein Geheimnis, dass wir KERS dieses Jahr im Auto haben. Gegen Ende des vergangenen Jahres begann das ein echter Nachteil zu werden, als wir mit den Mittelfeld-Autos fighteten. Es tat uns im Qualifying weh und kostete uns auch im Rennen Positionen. Im letzten Rennen 2011 legte Heikki einen guten Start hin und holte viele Positionen auf, aber dann verlor er sie gleich wieder, weil er kein KERS hatte. KERS im 2012er-Auto zu haben, ist ein weiterer guter Schritt für uns. In Brasilien hatten wir im Vergleich zu den Autos vor uns unser bis dahin bestes Qualifying - und mit KERS hätten wir ein paar vielleicht sogar schlagen können. Das ist ein weiterer guter Grund, für 2012 optimistisch zu sein."
Frage: "Was ist mit der Nase? Die wird jetzt schon heftig debattiert..."
Gascoyne: "Nun ja, die Regeln wurden geändert, damit die Nasen nicht zu hoch werden. Die Herausforderung daran ist, dass man das Chassis immer so hoch wie möglich haben möchte, um die Unterseite des Autos sauber anströmen zu können. Was man am CT01 sieht, ist eine Lösung dafür. Weil wir das erste neue Auto sind, wird über uns diskutiert, aber aufgrund der 2012er-Regeln denke ich, dass die meisten Autos so aussehen werden."
Frage: "Was sind eure Ziele für 2012?"
Gascoyne: "Ich glaube, wir müssen das Auto erstmal auf der Strecke sehen und das Feedback der ersten Tests abwarten. Solange wir nicht fahren, haben wir nur Zahlen und Simulationsdaten, mit denen wir arbeiten können. Aber jedes Team möchte nach vorne kommen - wir sind da nicht anders. In den vergangenen beiden Jahren waren wir jeweils WM-Zehnter. Das war unser Ziel, aber jetzt ist es Zeit, den nächsten Schritt zu machen. Schauen wir mal, was passiert, wenn wir auf die Strecke gehen."