• 15. Dezember 2011 · 17:51 Uhr

Vergne: "Im Auto spüre ich nie Druck"

Jean-Eric Vergne im Interview: Warum ihm Druck hinterm Lenkrad fremd ist, wieso er sich nach der Bestätigung zurückhalten musste und weshalb er sich auf Ricciardo freut

(Motorsport-Total.com) - Jean-Eric Vergne reiste sofort nach der Fahrerbestätigung bei Toro Rosso nach Milton Keynes, um im Simulator von Red Bull zu arbeiten. Selten wird der Vizemeister der Renault-World-Series die virtuellen Tests mehr genossen haben als mit seinem ersten Formel-1-Vertrag in der Tasche. Im Interview spricht der Franzose über seine bisherige Karriere, seine erste Reaktion auf die frohe Botschaft und seinen neuen alten Teamkollegen Daniel Ricciardo.

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Jean-Eric Vergne ist endlich am großen Ziel Formel 1 angelangt Zoom Download

Frage: "Jean-Eric, wir sehen, dass du deine Verpflichtung mit der Arbeit im Simulator feierst. Es muss ein gutes Gefühl sein, wenn man weiß, dass man nächstes Jahr selbst von der Arbeit profitiert."

Jean-Eric Vergne: "Ich finde es eine gute Sache, heute zu arbeiten - nur ein paar Stunden, nachdem ich erfuhr, dass ich in der kommenden Saison für Toro Rosso fahre. Das hilft mir, am Boden zu bleiben, aber ich liebe die Arbeit in jeder Hinsicht, entweder im richtigen Auto oder im Simulator."

"Es macht auch einen Unterschied, wenn man weiß, dass mir die Arbeit, die ich im Simulator verrichte, auf der Strecke zu Gute kommt - und nicht nur den anderen Fahrern."

Frage: "Wie hat dich die Nachricht erreicht, dass du jetzt ein richtiger Formel-1-Fahrer bist?"

Vergne: "Ich war zuhause in Paris, als ich den Anruf erhielt. Ich war sehr aufgeregt und wollte es jedem erzählen, aber ich wagte es nicht, irgendwen anzurufen, ehe das Team die offizielle Pressemitteilung hinausgegeben hatte. Als ich aber wusste, dass sie draußen ist, begann ich, meine Eltern, meine Familie und natürlich meinen Trainer und andere, die mir geholfen hatten, anzurufen. Ich konnte aber kaum Anrufe machen, weil die Leute mich ständig anriefen."

Frage: "Du hast erwähnt, dass dir viele Leute in deiner Karriere geholfen haben. Das wäre jetzt vielleicht eine gute Gelegenheit, um ihnen zu danken."

Vergne: "Natürlich befindet sich Red Bull an der Spitze dieser Liste. Ohne sie wäre ich nicht der Formel 1, vielleicht wäre ich immer noch in der Schule. Danach muss ich sagen, dass der FFSA, der französischen Motorsport-Verband, eine große Hilfe war - ich wurde seit dem Kartsport unterstützt. Dann gewann ich eine Verbands-Meisterschaft, genannt Autosport Academy. Sie brachten mich also auf Kurs, bevor ich Teil des Red-Bull-Fahrerprogramms war."

Frage: "Hattest du alternative Pläne für die Saison 2012?"

Vergne: "Ich denke, dass ich vielleicht der dritte Fahrer des Teams geworden wäre und wieder im Freitag-Training gefahren wäre und zusätzlich eine weitere Saison in der Renault-World-Series bestritten hätte. Jetzt muss ich mir darüber aber keine Gedanken mehr machen, denn meine Pläne sind für das nächste Jahr auf die bestmögliche Art und Weise fixiert."

Frage: "Nachdem du in der WSbR Vizemeister wurdest, hattest du drei stressige Freitag-Trainings mit Toro Rosso und den Young-Driver-Test für Red Bull vor dir. War das eine andere Art von Druck?

Vergne: "Für mich ist das alles gleich, denn wenn ich hinter dem Lenkrad sitze, ganz egal welches Auto oder welche Formel, dann genieße ich es immer und spüre keinen Druck. Ich versuche nur immer, mein Bestes zu geben und so professionell wie möglich zu sein."

Frage: "Ricciardo war bereits dein Teamkollege. Wie werdet ihr miteinander auskommen?"

Vergne: "Ich finde es fantastisch, dass wir wieder Teamkollegen sind. Er ist ein großartiger Kerl und ich mag ihn als Freund. Wir kamen gemeinsam zu Red Bull, daher kennen wir uns schon seit langer Zeit und haben schon in anderen Serien zusammengearbeitet. In der Formel 1 hat man nur einen Teamkollegen, daher muss man das Beste daraus machen und so gut wie möglich für das Team arbeiten."

"Wir haben einen ähnlichen Fahrstil und wir kommen gut miteinander aus - das ist ein positiver Faktor für das kommende Jahr. Dan wird wahrscheinlich zu Beginn etwas stärker sein als ich, da er dieses Jahr bereits elf Rennen bestritten hat. Aber schauen wir mal, wie es sich entwickelt, da wir noch alle Wintertests vor uns haben, bevor die Rennen losgehen."

"Ich weiß, dass ich viel zu lernen habe, und ich hoffe, dass ich das rasch hinter mich bringe. Mir ist bewusst, dass es sehr hart werden könnte, aber ich weiß auch, dass ich allgemein sehr rasch lerne und mich einstellen kann. Das war jedenfalls in allen bisherigen Serien so, in denen ich gefahren bin. Die Formel 1 ist anders, härter als alles andere, aber ich bin zuversichtlich."

Frage: "Welche Pläne hast du, bis die Tests im Februar beginnen?

Vergne: "Nach der Zeit im Simulator werde ich Weihnachten mit meiner Familie verbringen. Die restliche Zeit werde ich trainieren, denn es ist wichtig, so fit und so gut vorbereitet wie möglich in diese lange und harte Saison zu gehen."

Frage: "Wird es durch deine Unterschrift jetzt auch möglich sein, die technische Seite des nächstjährigen Toro-Rosso-Boliden noch zu beeinflussen?"

Vergne: "Während der vergangenen Monate habe ich mir gemeinsam mit den Ingenieuren bereits Dinge wie meine Sitzposition im Auto und andere Bereiche angesehen, als ich mit dem Team gearbeitet habe. Natürlich werde ich mich in den kommenden Wochen in Faenza mit den Ingenieuren treffen und versuchen, alle im Team etwas besser kennenzulernen. Es gibt einige Fragen, die mir im Kopf herumschwirren, daher ist es gut, nach Italien zu reisen und alles in Ruhe mit dem Team zu besprechen, bevor es Zeit wird, wieder ins Cockpit einzusteigen."

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