Szafnauer: Risiko besteht weiterhin
Vor dem letzten Saisonrennen 2011 hat Force India einen Vorsprung von 15 Punkten - Otmar Szafnauer: "Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben"
(Motorsport-Total.com) - Durch die sechs Punkte von Abu Dhabi hat Force India den Vorsprung auf die Verfolger im Kampf um den sechsten Platz bei den Konstrukteuren ausgebaut. Erster Verfolger ist Sauber mit 15 Punkten Rückstand. Einen weiteren Punkt dahinter liegt Toro Rosso, die in Abu Dhabi leer ausgegangen sind. Im Interview erklärt Betriebsdirektor Otmar Szafnauer die Strategie vom vergangenen Rennen und fasst die Saison zusammen.
Frage: "Das Team hat in Abu Dhabi beide Autos in die Top 10 gebracht und den Abstand zu den Verfolgern in der Konstrukteurswertung ausgebaut. Läuft alles nach Plan?"
Otmar Szafnauer: "Ja, es war gut, beide Autos in den Punkten zu sehen. Es war genau das, was wir zu dem Zeitpunkt gebraucht haben. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Es ist immer noch ein Rennen übrig. Es gibt immer noch ein Risiko. Dieses ist aber kleiner geworden."
Strategievielfalt
Frage: "Wir haben oft gesehen, wie das Team unterschiedliche Strategien probierte. In Abu Dhabi hat di Resta nur einen Stopp gemacht."
Szafnauer: "Es war der optimale Weg, ein Auto einen Stopp machen zu lassen und das andere zwei Mal zu stoppen. Wir werden nie wissen, was passiert wäre, wenn wir bei beiden Autos eine Zweistoppstrategie gefahren wären."
"Wäre Paul in der Lage gewesen, Michael Schumacher mehr herauszufordern als Adrian es tat? Am Ende lag Adrian hinter Michael. Wenn er nach dem zweiten Stopp vor ihm herausgekommen wäre, hätte er den Platz auch behalten. Aber letztendlich lag niemand zwischen Adrian und Paul. Also kann man sagen, dass es Paul nicht getroffen hat."
Frage: "Ist Paul nur einen Stopp gefahren, weil Sauber und Toro Rosso das gleiche probiert haben?"
Szafnauer: "Es hat das Risiko minimiert, weil es andere Piloten mit einer Einstoppstrategie gab. Deshalb war es die richtige Strategie. Was man nicht wusste war, wie sich die Reifen im Rennen verhalten werden. Es ändert sich oft von Freitag zu Sonntag, wenn man eine Weile mit ihnen gefahren ist. Die Strecke verbessert sich und die Temperaturen sind unterschiedlich. Bevor man es weiß, nähern sich der weiche und der harte Reifen an und wenn das passiert, ist man mit einer Einstoppstrategie besser beraten."
Mit Teamarbeit zu Platz sechs
Frage: "Wir konnten gute Teamarbeit beobachten, als di Resta Sutil vorbeiließ."
Szafnauer: "Es geht um den sechsten Platz in der Meisterschaft. Das ist es, worauf wir uns konzentrieren müssen. Wir sind ein Team."
Frage: "Ihr habt einen gesunden Vorsprung zu euren Rivalen. Um die Dinge herumzudrehen, müsste ein extremes Resultat eintreten. Wie fühlst du dich, nach Brasilien zu gehen?"
Szafnauer: "Der Vorsprung ist nicht unbedeutend, aber auch nicht unüberwindbar. In Brasilien müssen wir also alles Mögliche machen, damit wir beide Autos im Qualifying und im Rennen in die Top 10 bringen. Dinge, die nicht in unserer Macht liegen, wie das Wetter, müssen wir abwarten. Das Wetter kann einige unerwartete Resultate hervorbringen. Zu dieser Zeit kann es in Brasilien zu Regen kommen. Es ist also möglich."
Frage: "Im Vorjahr verlor das Team im letzten Rennen gegen Williams. War das eine gute Lektion, wie wichtig es ist, bis zum Ende Druck zu machen?"
Szafnauer: "Das ist exakt das, was wir versuchen, zu tun. Wir müssen unsere Leistung zum Ende hin maximieren. Ich denke, dass wir im Vergleich zum Vorjahr in einer besseren Position sind. Dennoch ist dieser sechste Platz nicht garantiert. Deshalb müssen wir weiterhin dafür kämpfen."
Frage: "Gibt es irgendwelche besonderen Herausforderungen in Interlagos?"
Szafnauer: "Ich denke, dass es dort für uns gut laufen sollte. Vermutlich werden wir nicht die gleichen Vorteile wie in Abu Dhabi haben. Aber wir werden in Brasilien dennoch wettbewerbsfähig sein. Adrian mag den Kurs und ist dort für gewöhnlich sehr schnell. Wenn es nass sein sollte, werden wir sicher auch schnell sein. Wir müssen übers Wochenende hinweg lediglich solide Arbeit leisten, dürfen keine Fehler machen und ein gutes Qualifying und Rennen fahren."
Positives Saisonfazit
Frage: "Wie würdest du die Saison zusammenfassen?"
Szafnauer: "Hinsichtlich der Performance war es ein erfolgreiches Jahr. Wir haben im Vergleich zum Ende des Vorjahres Fortschritte gemacht. Wir haben uns stark verbessert, weil wir die Saison nicht als fünft- oder sechstschnellstes Team begonnen haben. Das sind wir aber jetzt."
"Wir mussten diese Entwicklung während der Saison machen, was viel Arbeit, Konzentration und Bemühungen vom gesamten Team erforderte. Das Gute ist, dass wir in der Lage waren, besser als im Vorjahr zu sein. Und noch viel wichtiger: Wir waren in der Lage, uns zusammenzuraufen, nachdem wir zu Beginn nicht dort waren, wo wir sein wollten."
Frage: "Max Chilton und Johnny Cecotto junior haben in Abu Dhabi am Young-Driver-Test teilgenommen. Bist du mit dem Ausgang des Tests zufrieden?"
Szafnauer: "Ich denke, dass sie beide einen tollen Job gemacht haben. Beide haben es sehr gewürdigt, für das Team zu arbeiten. Und wir haben ihre Arbeit geschätzt. Aus Sicht des Teams haben sie die Sache gut gemacht und wir wünschen ihnen viel Glück für die Zukunft."