Stewart: Vettel ist eine neue Generation
Ex-Weltmeister Jackie Stewart spart nicht mit Lob für Sebastian Vettel und kritisiert Lewis Hamilton und die Risikofreude der jungen Piloten scharf
(Motorsport-Total.com) - Singapur war sinnbildlich für die bisherige Saison. Sebastian Vettel gewinnt, während Lewis Hamilton durch einen Unfall ein besseres Ergebnis wegwirft. Jackie Stewart analysiert im Interview die Fahrt des WM-Leaders und erklärt, was er von Hamiltons Verhalten hält. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister stellt sich zudem der Frage, ob die Formel 1 schon "zu sicher" ist.
Frage: "Was sagst du zum Rennen von Sebastian Vettel?"
Stewart: "Ich denke, es war eine wunderbare Leistung von ihm. Er fuhr trotz seines Alters von 24 Jahren ein sehr kalkuliertes Rennen. Mir wäre es aber lieber gewesen, wenn er den Vorsprung am Ende etwas größer gelassen hätte."
"Acht bis zehn Sekunden wären besser gewesen, weil in den letzten zwei oder drei Runden immer etwas passieren kann. Das muss nichts mit Sebastian zu tun haben. Button stürmte heran. Es wäre mir aber lieber, wenn er den Vorsprung etwas größer beibehalten hätte. Aber abgesehen davon gibt es an seinem Renne nichts zu bemängeln."
Titelentscheidung verschoben
Frage: "Ist er traurig, dass er den Titel noch nicht gewonnen hat?"
Stewart: "Nein, das macht keinen Unterschied. Er wird die Weltmeisterschaft gewinnen. Es ist schön, den Titel mit einem Sieg zu gewinnen. Er könnte beim kommenden Rennen auch ohne Sieg den Titel sicherstellen. Ich würde ihn gerne mit einem Sieg die Weltmeisterschaft holen sehen."
"Ich denke, das hätte er verdient. Er ist eine neue Fahrergeneration. Er macht keine Fehler, er überfährt das Auto nicht und hat keine Unfälle. Alle Fahrer, die Unfälle haben, können nie zu besonders guten Piloten werden. Er zeigt alle Qualitäten, die einen ausgezeichneten Fahrer ausmachen."
Frage: "Im Vorjahr wurde Vettel oft kritisiert. Weil er zu viele Fehler gemacht hat, haben einige seinen Titel angezweifelt."
Stewart: "Er ist jung. Ich denke, dass man mit 23 Jahren Fehler machen darf, solange man daraus lernt. Er hat seine Fehler berichtigt und sich in eine Position gebracht, in der er keine Zwischenfälle hat, nicht abseits der Strecke fährt und keine Kollisionen mit anderen Fahrern hat. Das führte ihn sehr schnell zu einer Überlegenheit."
Hamilton aus der Spur
Frage: "Lewis Hamilton hingegen sorgte erneut für Kleinteile."
Stewart: "Er weiß, wie man fahren muss. Er hat ein riesiges Talent. Aber wenn er ein großer Rennfahrer werden möchte, kann er nicht immer wieder in Zwischenfälle involviert sein. Keiner der großen Fahrer fuhr auf diese Art und Weise. Er hat die Fähigkeiten, ist aber mental aus der Spur. Er macht seltsame Dinge, wie Samstag bei der Ausfahrt. Der Zwischenfall hätte ihn beinahe aus dem Qualifiying gerissen."
Frage: "Und beim Rennen hat es ihm ja dann auch ein besseres Ergebnis gekostet."
Stewart: "Ich denke, er sollte sich Gedanken machen. Er hat die Fähigkeiten und die Begabung. Unglücklicherweise hat er zu viele Zwischenfälle. Alle großen Fahrer, wie Jim Clark und Niki Lauda hatten wenige Unfälle. Ich hatte auch wenige Zwischenfälle."
Frage: "Liegt es daran, dass die Autos mittlerweile "zu sicher" sind? Haben die Piloten keine Angst mehr, dass etwas Ernsthaftes passieren kann?"
Stewart: "Ja, darüber zweifle ich nicht. Aber meist folgt immer ein schreckliches Warnsignal, das alles ändert."