Button: "Alle werden Probleme bekommen"
Nach seinem Pech im zweiten Freien Training nutzte Jenson Button die restliche Zeit für eingehende Analysen: "Die Reifen überhitzen nach nur drei Runden"
(Motorsport-Total.com) - Das Singapur-Wochenende hat für Jenson Button nicht sonderlich vielversprechend begonnen. Im ersten Durchgang hatte der McLaren-Pilot über zwei Sekunden Rückstand auf die Spitze, im zweiten Training schied Button schon nach zehn Runden aus. Dem Weltmeister von 2009 ging viel Zeit verloren. Trainingszeit, die er für die Verbesserung des Setups dringend benötigt hätte. Entsprechend enttäuscht ist Button am Freitagabend im Gespräch mit Medien.
Frage: "Jenson, du hast einen Großteil der zweiten Session verpasst. Was ist dir dort passiert?"
Jenson Button: "Ich habe beim Anbremsen der Kurve - ich glaube Kurve 14 oder 15 - die Räder blockiert, bin dann etwas geradeaus gerutscht. Ich habe die Barrieren nicht touchiert, stand aber nahe dran. Ich wollte langsam rückwärts fahren, aber es ging nicht mehr. Vorwärts wäre nicht genug Platz gewesen. Ich hab es dann nochmal mit dem Rückwärtsgang probiert, aber der ging nicht. Irgendetwas hat da nicht richtig funktioniert."
"Wir haben noch nicht ins Getriebe geschaut, werden das aber nun tun. Leider konnte ich heute dadurch nicht allzu viel fahren, vor allem nicht auf den superweichen Reifen. Das Setup passt nicht, deshalb ist es umso enttäuschender, dass ich nicht mehr fahren und es verbessern konnte. Wir haben aber schon ein paar Ideen für morgen. Jetzt bleibt nur noch morgen Vormittag, aber wir werden sicherlich noch ganz gute Fortschritte machen können."
Frage: "Achtet man in solchen Momenten genauer darauf, was die anderen machen?"
Button: "Ja, meine Jungs haben beobachtet, wie die anderen Autos ihre Runden drehten. Immerhin haben wir die Daten von Lewis' Auto. Ich als Zuschauer habe einen sehr schnellen Sebastian gesehen. Ferrari war auf den Longruns auch richtig gut. Wenn ich mir das so anschaue, dann glaube ich, dass alle Teams Probleme mit den Reifen bekommen könnten. Ich denke, dass die Pneus bei innerhalb von nur drei Runden überhitzen. Vielleicht sind die Reifen zu weich gewählt. Aber mit einer anderen Mischung hätte man nicht sofort dermaßen viel Grip. Es wird ein hartes Rennen für alle. Wir müssen das Beste daraus machen."
Frage: "Du hast das Überhitzen der weicheren Mischung angesprochen. Ist es möglich, dass man mit der härteren Variante agiert?"
Button: "Nein, denn mit denen rutschst du nur noch herum. Dieses Rutschen ist auch dafür verantwortlich, dass die superweichen Pneus so schnell überhitzen. Das ist ein Teufelskreis: Wenn die Temperatur zu hoch geht, dann rutscht man noch mehr, was wiederum noch mehr Hitze in die Reifen bringt. Eine üble Situation. Ich schätze, jeder wird nun daran arbeiten, die Reifen vernünftig haltbar zu bekommen. Das ist schwierig, denn es gibt hier keine Ruhephasen."
Frage: "An den Wochenenden zuvor warst du mit deinem Auto immer sehr zufrieden. Siehst du Chancen, hier den 40. Podestplatz deiner Karriere einfahren zu können?"
Button: "Nein, im Augenblick sehe ich das nicht. Ich konnte zu wenig fahren, habe einige Probleme mit der Balance des Autos. Wir haben ein paar Sachen ausprobiert, zusätzliche Ideen gibt es auch. Manch ein Versuch hat bisher nicht das gebracht, was wir erhofft hatten. Andere Dinge gingen ganz gut. Wir schauen uns die Daten an. Leider habe ich den Fehler im zweiten Training gemacht."
Frage: "Es könnte am Renntag Regen geben. Wünschst du dir das?"
Button: "Nein. Ich denke, dass alle Topteams lieber trockene Bedingungen hätten. Wir können bei normalen Verhältnissen ein ganz ordentliches Rennen fahren. Bei Regen muss man immer bedenken, dass dies ein Straßenkurs ist. Auf einem Straßenkurs gibt es so viele weiße Linien, die bei der Fahrt mit einem Formel-1-Auto wirklich lästig werden können. Der Unterschied beim Grip ist zwischen Asphalt und diesen weißen Linien unglaublich groß. In Monaco haben wir dieses Problem nicht, weil sie diese Flächen übermalen. Aber hier tun sie das nicht. Auch das Flutlicht wird bei Regen und Gischt echt problematisch."
Frage: "Welches sind die Schlüsselfaktoren für eine gute Runde?"
Button: "Das müsste man eher Sebastian fragen, denn der hat heute gezeigt, wie man schnell sein kann (lacht). Man muss ein Auto haben, das die Bodenwellen und Randsteine gut schlucken kann. Auf der Bremse muss das Auto auch gut sein, außerdem braucht es anständige Traktion - eigentlich alles also. Wir müssen uns vor allem im Bereich Traktion noch steigern."
Frage: "Kannst du im Qualifying nach vorne fahren?"
Button: "Ganz nach vorne sicher nicht. Der Red Bull ist verdammt gut und Sebastian ist schnell unterwegs. Fernando ist auch sehr schnell, vor allem sein Longrun war sehr beeindruckend."