Vettel: "Ich konnte nicht mitziehen"
Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel berichtet von seinem Heimrennen und dem für ihn ungewohnten vieren Platz: "Wir waren einfach nicht schnell genug"
(Motorsport-Total.com) - WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel hätte seinen Fans auf dem Nürburgring gerne einen Heimsieg geschenkt, doch beim Deutschland-Event 2011 musste sich der amtierende Weltmeister mit dem vierten Platz hinter Lewis Hamilton (McLaren), Fernando Alonso (Ferrari) und Mark Webber (Red Bull) zufrieden geben. In seiner Medienrunde schildert Vettel, weshalb es beim Heimrennen nicht ganz so gut lief und wie er beim letzten Boxenstopp doch noch eine Position gutmachen konnte.
Frage: "Sebastian, es war ein schwieriges Heimrennen für dich. Wie zufrieden bist du mit Platz vier?"
Sebastian Vettel: "Es war ein langes Rennen. Mit dem Start war ich eigentlich recht zufrieden. In der ersten Kurve war ich ein bisschen eingequetscht, aber danach war es in den ersten zwei, drei Runden ganz gut. Die anderen wurden dann schneller und ich konnte nicht mitziehen. Ich musste Fernando daher wieder fahren lassen. Der Dreher half natürlich nicht."
"Ich lag hinter Felipe und versuchte dann in der zweiten Hälfte des Rennens, an ihm vorbeizugelangen. Ich denke, ich hätte ein bisschen schneller fahren können. Der Boxenstopp zum Schluss war natürlich perfekt. Die Jungs hatten einen kühlen Kopf bewahrt. Es war ja ein direktes Duell in der letzten Runde. Es war klar: Beide würden hereinkommen. Ich versuchte, möglichst punktgenau zu parken. Das klappte und am Ende bekamen wir noch Rang vier."
Vettel ringt Massa nieder - an der Box!
Frage: "Schildere uns doch einmal diesen spannenden Boxenstopp..."
Vettel: "Zunächst einmal durften wir die Einfahrt nicht verpassen, denn das wäre schlecht gewesen (lacht; Anm. d. Red.). Es war ziemlich eng. Ich hatte zwei, drei Mal die Gelegenheit gehabt, in der ersten Kurve vielleicht etwas zu probieren. Letztendlich war ich zu weit weg und musste eh auf meine Bremsen aufpassen - während des gesamten Rennens."
Frage: "Was geht dir als Fahrer da durch den Kopf? Geht der Puls noch einmal hoch, gerade weil es die letzte Runde ist?"
Vettel: "Es ist schon eine gewisse Anspannung da, ganz klar. Ich versuchte, bei der Einfahrt zur Boxengasse und bis zum Speedlimit noch einmal alles herauszuholen. Ich war ganz nahe dran. Dichter, so glaube ich, ging es nicht."
"Das war die erste Voraussetzung. Die zweite war, dass man ordentlich parkt. Das ist auch nicht immer ganz einfach. Als ich wieder losgelassen wurde, war es schön zu sehen, dass die Ferrari-Jungs noch beschäftigt waren. Ich glaube, da klemmte etwas hinten links. Die Jungs hatten einen super Job gemacht und alles richtig. Der letzte Boxenstopp war unter Druck, denn es war ein direktes Duell."
Vettel: "Ich glaube, wir waren einfach nicht schnell genug. Zu Beginn des Rennens war ich eigentlich recht zuversichtlich, so in den ersten zwei, drei Runden. Es war noch etwas rutschig und ich denke, wir alle brauchten ein bisschen, bis die Reifen da waren."
"Ich kam dann aber nicht mehr mit und musste Fernando ziehen lassen. Ich wurde zwar nicht langsamer, doch die anderen schneller. Ich konnte nicht mithalten. Als ich das Auto in Kurve zehn kurz verlor, war der Anschluss eh abgerissen. Ab diesem Zeitpunkt war der vierte Platz, so denke ich, unser Maximum."
Keine Chance am Start - zu viele Autos in Kurve eins
Frage: "Sprechen wir noch einmal über den Start, wo Fernando Alonso an dir vorbeiging..."
Vettel: "Ich hatte ihn nicht gesehen. Ich hatte vermutlich zunächst den besseren Start. Dann wollte ich nach links, doch Mark vor mir zog ebenfalls dorthin, weshalb ich bremsen musste."
"Fernando nahm die Innenseite und auf der Außenseite war Felipe. Damit war es schwierig für mich, überhaupt noch weiter zu attackieren. Ich war halt eingequetscht. Ich kann da halt nicht die Bremse aufmachen, weil sonst sitze ich bei Felipe im Cockpit und das war's. Das war das Maximum. Ich musste Fernando ziehen lassen, weil er die innere Linie hatte und so vorbeikam."
Vettel: "Ich war vermutlich etwas zu weit rechts. Da waren meine Augen vielleicht schon etwas zu weit vorne. Man versucht natürlich, möglichst weit außen auszuholen. So etwas hilft natürlich nicht. Alle vier Reifen hatten einen leichte Bremsplatten."
Frage: "Kannst du erklären, wie es dazu kommen konnte? Deine Augen waren zu weit vorne?"
Vettel: "Man schaut auf den Bremspunkt und sobald man dort ist, schaut man weiter in die Kurve hinein, um das Auto richtig zu positionieren. Man geht ans Limit. Ich denke, ich war in jeder Runde auf der weißen Linie drauf. Im Trockenen macht das keinen Unterschied, doch man konnte es sehen: Der Teppich war ziemlich nass."
Vettels Hoffnung: In Budapest soll es besser laufen
Frage: "Gewann aus deiner Sicht der 'richtige' Konkurrent das Rennen?"
Vettel: "Ich glaube, es ist noch lange hin. Es kann noch sehr viel passieren. Man sieht es an Rennen wie auf dem Nürburgring, wie schnell es gehen kann."
"Manchmal läuft alles wie am Schnürchen, manchmal tut man sich eben schwer. Da ist es dann halt auch wichtig, alles herauszuquetschen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Ich denke, das war heute eines dieser Rennen. Hoffentlich läuft es nächstes Mal wieder besser."
Frage: "Du meintest vorhin, Ferrari sei schneller gewesen. Inwiefern kamen ihnen die kühleren Temperaturen zugute?"
Vettel: "Eigentlich waren wir sonst immer besser bei kühleren Temperaturen. Schauen wir einmal. Wie ich schon sagte: Ich fühlte mich das gesamte Wochenende über nicht ganz wohl."
Frage: "In Budapest geht es in einer Woche bereits weiter. Was ist dort das Ziel?"
Vettel: "Naja. Mit dem heutigen Tag können wir nicht zufrieden sein. Wir wollen mehr als den vierten Platz, doch am Nürburgring war das unser Maximum. Die anderen haben große Schritte nach vorne gemacht, was sich in den vergangenen Rennen schon angedeutet hatte. Wir müssen schauen, dass wir nicht stehen bleiben, sondern mitziehen."
"Das nächste Rennen ist schon in einer Woche und auf einer ganz anderen Strecke. Ich denke, dort wird es auch nicht so kühl sein. Lassen wir uns überraschen. Wir versuchen dort natürlich, das Maximum herauszuholen. Wir wollen wieder auf dem Podest stehen - und wenn es geht, natürlich wieder ganz oben. Außerdem müssen wir weiter an unserem Auto arbeiten, denn die anderen lassen nicht nach."