• 07. Juli 2011 · 17:51 Uhr

Button & Hamilton haben den Heimsieg im Visier

Für Jenson Button und Lewis Hamilton ist Silverstone ein Saisonhöhepunkt - Im Interview sprechen die McLaren-Piloten über die Bedeutung des Heimrennens

(Motorsport-Total.com) - Die britischen Fans werden in Silverstone ihrem "Nationalteam" McLaren die Daumen halten. Lewis Hamilton hat sein Heimrennen bereits im Jahr 2008 gewonnen. Teamkollege Jenson Button stand in Silverstone noch nie auf dem Podium. Die McLaren-Ingenieure haben einige Neuheiten für eines der wichtigsten Rennen des Jahres entwickelt. Ob es für den Sieg reichen wird, wird sich erst weisen. Das Wetter könnte eine große Rolle spielen. Am Donnerstag regnete es, als sich die beiden Ex-Weltmeister den Journalisten stellten. Button sagt zum berühmten britischen Wetter: "Meine Freundin ist auch hier. Sie hat mich gefragt, wann es in Großbritannien warm wird?"

Foto zur News: Button #AND# Hamilton haben den Heimsieg im Visier

Jenson Button und Lewis Hamilton stehen in Silverstone im Zentrum des Interesses Zoom Download

Frage: "Was bedeutet das Heimrennen in Silverstone für euch?"

Jenson Button: "Der britische Grand Prix ist sehr speziell für mich. Als Rennfahrer willst du dein Hauptziel erreichen. Das ist der Gewinn des WM-Titels. An zweiter Stelle folgen der Sieg in Monaco und ein Heimtriumph. Ich habe in Silverstone noch nie gewonnen. Es ist ein sehr spezielles Rennen, weil man viel Unterstützung der Fans erhält. Deine Freunde und deine Familie kommen an die Strecke. Die Woche vor dem Rennen ist recht stressig. Ich würde nicht sagen, dass es viel Druck gibt, aber man ist aufgeregt. Wenn es weiterhin regnet, dann werden wir ein aufregendes Wochenende erleben. Ich hoffe, dass dieses britische Sommerweiter bleibt."

Lewis Hamilton: "Ich habe das Rennen bei wechselnden Bedingungen gewonnen und bin deshalb im Moment recht glücklich. Es würde mir nichts ausmachen, sollte es an diesem Wochenende regnen. Der britische Grand Prix ist sehr speziell und mit viel Geschichte verbunden. Es gibt das Rennen jetzt seit 61 Jahren. Die alten Strecken sind immer sehr speziell; In der Kindheit hat man die großen Fahrer beobachtet, wie sie Geschichte geschrieben haben."

"Jetzt lebe ich diesen Traum, weil man ihren Platz in der Gegenwart einnimmt. Der Motorsport ist in Silverstone sehr groß. Die Fans kommen in Scharen. Ich habe nie so viele Leute gleichzeitig an einem Ort gesehen. Ich kann mich erinnern, dass die Fans im Jahr 2008 trotz schlechtem Wetter nicht nach Hause gegangen sind, sondern auf den Tribünen geblieben sind. Obwohl sie komplett durchnässt waren, haben sie uns weiter angefeuert."

"Sie unterstützen uns, egal ob wir gewinnen oder verlieren. 2009 lag ich weit hinten und wurde trotzdem angefeuert. Ich glaube, das Formel-1-Rennen ist in Großbritannien die größte Sportveranstaltung. Ich fühle mich privilegiert, dass ich ein Teil davon sein darf und meinen Beitrag leisten kann. Als Team und als Fahrer stecken wir alle Energien in dieses Wochenende."

Button: "Mir gefällt es hier in Silverstone zu fahren. Es gibt viele Hochgeschwindigkeitspassagen und man kommt in einen schönen Rhythmus. Wenn man die schnellen Passagen richtig erwischt, dann grinst du unter dem Helm. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort. Ich war hier noch nie auf dem Podium. Das will ich in meiner Karriere unbedingt erreichen und will natürlich vor meinen Fans gewinnen."

"Es hat bisher einfach nicht funktioniert. Das hat aber nichts damit zu tun, dass es mein Heimrennen ist. Ich bin hier schon tolle Rennen gefahren. In meinem ersten Jahr habe ich mich als Sechster qualifiziert und bin Fünfter geworden. Damals hatte ich Michael Schumacher nach dem Start in Kurve eins überholt. Ich bin hier gute Rennen gefahren, aber war leider nie auf dem Podium."

Hamilton: Silverstone 2008 der größte Sieg

Frage: "Lewis, wo ordnest du deinen Sieg von 2008 unter all deinen Triumphen ein?"

Hamilton: "Es fühlt sich so an, als wäre das vor Ewigkeiten passiert. Ich kann gar nicht glauben, dass ich schon seit fünf Jahren dabei bin. Ich kann mich noch gut an mein Debüt in der Formel 1 erinnern und diese ganze Erfahrung. Ich kann gar nicht glauben, dass es so verlaufen ist. Es ist lustig, wenn Leute sagen, dass zehn oder fünfzehn Jahre in der Formel 1 ganz schnell vorbeilaufen. Jetzt sind schon fünf Jahre vergangen."

"Ich glaube, mein bester Grand Prix war Silverstone 2008. Es gab den Druck vom Team, von den Sponsoren und von den Fans. Die Bedingungen zählten zu den schlechtesten, in denen wir je gefahren sind. Die Leute haben sich links und rechts von der Strecke gedreht. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe. Es war ein sehr spezielles Rennen. Das steht sicher an der Spitze. Wo die anderen Siege stehen weiß ich nicht, aber ich schätze, sie sind weniger wichtig."

Harmonie im Team wichtig

Frage: "Ihr seid beide Weltmeister und kommt weiterhin gut miteinander aus. Wie kommt das?"

Button: "Ich glaube, man lernt mit der Erfahrung. Wir hatten beide Teamkollegen, mit denen die Zusammenarbeit schwierig war. Ich habe für Lewis Respekt als Fahrer. Es ist sehr wichtig mit seinem Teamkollegen eng zusammenzuarbeiten um das Auto zu entwickeln. Wenn man auf der Strecke ist, will man alle Fahrer schlagen, inklusive deinem Teamkollegen."

"Abseits der Strecke muss man zusammenarbeiten, weil man sonst nicht vorwärts kommt. Das könnte zu einer schlechten Atmosphäre im Team führen. Es geht ja nicht nur um uns, sondern es arbeiten mehrere hundert Leute in diesem Team. Wenn wir gegeneinander kämpfen würden, dann würde das zu einer schlechten Atmosphäre führen."

Hamilton: "Es geht um den gegenseitigen Respekt, aber auch um die Persönlichkeit. Manchmal passen zwei Persönlichkeiten einfach nicht zusammen. Das war in der Vergangenheit der Fall. Wir kommen sehr gut miteinander aus. Es herrscht Respekt darüber, was wir in unserem Leben schon alles erreicht haben. Das macht es sehr leicht. Wir kennen uns auch schon seit einiger Zeit. Natürlich will ich ihn schlagen und er will mich besiegen."

Button: "Man will immer mit einem Teamkollegen zusammenarbeiten, der etwas erreichen will. Man will immer angetrieben werden. Das war einer der Gründe, warum ich zu McLaren wechseln wollte. Ich wollte neben Lewis arbeiten. Er hat die WM gewonnen und will unbedingt einen weiteren Titel gewinnen. Das treibt dich an. Ich weiß natürlich nicht was in Zukunft passieren wird. Egal wo wir in Zukunft sein werden, wir wollen neben einem Fahrer fahren, der bereit ist zu kämpfen und nicht neben einer Nummer zwei. Wir sind hier um gegen jeden zu kämpfen."

"Wenn wir gegeneinander kämpfen würden, dann würde das zu einer schlechten Atmosphäre führen."Jenson Button
Hamilton: "Es gibt keine Rituale. Nach jedem Rennen setzten wir uns als Team zusammen und analysieren das Wochenende - was wir falsch gemacht haben und was gut war. Dann wollen wir uns verbessern. Für Silverstone hat das Team einige Dinge seit Monaten geplant und entwickelt. Es war beispielsweise ein Update für Deutschland geplant, aber sie haben es schon hier dabei. Sie arbeiten so hart sie können. Es ist ein sehr wichtiges Rennen. Wir geben immer 100 Prozent, aber wenn wir noch etwas zusätzlich finden können, dann bringen wir es nach Silverstone."

Frage: "Jenson, kannst du am Sonntag erstmals in Silverstone gewinnen?"

Button: "Das wurde ich schon oft gefragt. Wir sind optimistische Menschen und können um den Sieg kämpfen. Man muss sich aber das letzte Rennen in Valencia ansehen. Red Bull war sehr, sehr stark. Silverstone ist eine andere Strecke und wir haben Updates. Dazu wurden die Regeln für den angeströmten Diffusor verändert. Sie werden schwierig zu schlagen sein."

"Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, damit wir das Optimum aus dem Auto holen können. Wenn es regnet oder wechselhaft ist, dann haben wir eine größere Chance. Ich sage jetzt nicht, dass wir im Trockenen keine Möglichkeiten haben, aber es würde etwas gemischter im Nassen ablaufen. Wir fahren beide gerne im Regen. Ich bin gespannt, was uns erwarten wird."

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