Schumacher: "Unfall geht auf meine Kappe"
Michael Schumacher beschädigte sich in Valencia den Frontflügel und fiel aussichtslos zurück - Im Interview schildert der Mercedes-Pilot seinen verkorksten Grand Prix
(Motorsport-Total.com) - Der Valencia Grand Prix verlief nicht nach dem Geschmack von Michael Schumacher. Nach dem ersten Boxenstopp verschätzte sich der Rekordweltmeister und rutschte in den Renault von Witali Petrow hinein. Das Resultat war ein gebrochener Frontflügel. Also musste der Mercedes-Pilot erneut die Box ansteuern und ihn austauschen. Das warf den 42-Jährigen aussichtslos zurück. Mit einer Runde Rückstand sah Schumacher die Zielflagge als 17. Die Schuld für die Berührung nahm er auf sich.
Frage: "Wie kam es zu dem Unfall mit Witali Petrow?"
Michael Schumacher: "Ich bin aus der Box gefahren und habe ihn relativ spät gesehen. Ich wusste aber, dass er eventuell kommen würde. Ich habe dann versucht auf der letzten Rille zu bremsen und noch hineinzurollen, und dabei die Position auf der Innenseite zu halten. Ich wusste, dass er mit abgefahrenen alten Reifen unterwegs war. Deshalb wollte ich mich nicht dahinter anstellen."
"Das hat aber nicht funktioniert. In dem Moment, in dem ich mich entscheiden musste ob ich zurückziehe, habe ich natürlich versucht zu bremsen. Ich habe aber die Bremsbalance zu weit vorne gehabt und die Reifen blockiert. Dann war das Auto für mich nicht mehr zu halten und zu stoppen. Also bin ich in ihn hineingerutscht. Das war natürlich meine Dummheit."
Frage: "Nach einem guten Ergebnis in Montreal bist du heute 17. geworden. Wie verkorkst war dein Rennen?"
Schumacher: "Mit dem Unfall nach dem ersten Boxenstopp, der auf meine Kappe geht, war das Rennen auch beendet. Es war schlichtweg unmöglich nach vorne zu fahren. Es waren auch noch viele dabei, die mit ihren Reifen anders gepokert hatten. Sie hatten dann zum Schluss ihre weichen Reifen. Wir hätten mit unserer weichen Mischung zu Beginn einen Vorsprung herausfahren müssen. Dieser Vorteil war dahin, also ging es nur darum, das Rennen zu Ende zu fahren und noch ein bisschen etwas daraus zu lernen."
Frage: "Nach der Berührung mit Petrow hast du trotzdem weitergekämpft. Zuletzt in Kanada haben einen schweren Unfall von Nick Heidfeld gesehen. Warst du gar nicht besorgt, dass du auch in die Mauer krachen könntest?"
Schumacher: "Ich war natürlich schon besorgt, dass der Flügel irgendwohin gehen kann, aber solange man halbwegs Kontrolle hat, dann fährt man eben. Im dem Moment, wo es dann gefährlich werden kann, ist man dann vorsichtiger. Das war der letzte Teil der Strecke. Dort bin ich auch vorsichtiger gefahren, aber im ersten Teil hatte ich noch die Möglichkeit zu reagieren."
Frage: "Du bist trotzdem mit dem kaputten Frontflügel ziemlich schnell gefahren."
Schumacher: "Das war deshalb, weil Petrow zu diesem Zeitpunkt langsam war. Er hatte harte Reifen, die noch dazu alt waren. Insofern war er verhältnismäßig langsam. Deswegen konnte ich mitfahren. Ich konnte nicht sehen, wie stark mein Frontflügel beschädigt war, aber ich glaube, es war nicht mehr viel davon übrig. Das habe ich dann im letzten Sektor extrem stark gespürt und musste extrem langsam fahren."
Die weiße Linie bei der Boxenausfahrt
Frage: "Nach dem ersten Boxenstopp bist du bei der Boxenausfahrt über die weiße Linie gefahren. Hast du das gemerkt?"
Schumacher: "Nein, das habe ich nicht bemerkt. Ich bin etwas herangefahren, aber bin ich wirklich drüber gefahren?"
Frage: "Die Rennkommissare haben es nicht gesehen..."
Schumacher: "Ich habe eh meine Nase verloren und musste gleich noch mal rein. Es war sicherlich nicht beabsichtig. Das Auto war sehr unruhig und mir ist das Heck ausgebrochen. Dabei kann es sein, dass ich mit dem Hinterrad ein bisschen über die Linie gerutscht bin. Das macht jetzt auch keinen Unterschied. Vielleicht verliere ich noch eine Position."
Frage: "Man merkt bei dir und auch beim Nico, dass es bei Mercedes immer noch nicht rund läuft. Es sollen demnächst große Updates kommen. Wird euch das weiter nach vorne bringen?"
Schumacher: "Man muss sagen, dass es bei uns in diesem Jahr immer gleich läuft. Wir haben eine gewisse Qualität an Auto zur Verfügung und die maximieren wir - mit Ausnahme von der Türkei und jetzt hier, wo ich mir jeweils einen Flügel abgefahren habe. Dann ist das Rennen natürlich ein Kompromiss und ich habe Punkte verloren. Alles in allem sieht man schon, dass unser Auto nur gewisse Grenzen zulässt. Ich wäre wahrscheinlich auch Siebter oder Achter geworden. Das wäre heute unser Maximum gewesen."
Frage: "Das heißt, die Updates werden nicht den großen Sprung bringen?"
Schumacher: "Wir müssen abwarten, was uns die Updates bringen werden."
Frage: "Glaubst du, wird sich durch die Regeländerungen die Hackordnung ändern?"
Schumacher: "Ich gehe davon aus, dass sich in Silverstone nicht allzu viel ändert. Ich weiß natürlich nicht, was die anderen Teams machen."