Webber: "Wir sollten nach dem Sieg greifen können"
Red-Bull-Fahrer Mark Webber nimmt nach seiner ersten Pole-Position 2011 auch den Rennsieg ins Visier und spricht über sein Duell mit Sebastian Vettel
(Motorsport-Total.com) - Mark Webber kann aufatmen: Erstmals in dieser Saison gelang es dem australischen Rennfahrer, seinen deutschen Teamkollegen in die Schranken zu verweisen, denn nicht Sebastian Vettel steht am Sonntag auf der Pole-Position, sondern Webber. Der 34-Jährige hielt seinen jüngeren Stallgefährten im Qualifying in Schach und peilt nun auch seinen ersten Saisonsieg an. In der Pressekonferenz spricht der Red-Bull-Fahrer über den Zweikampf mit Vettel und seine Aussichten für das Rennen.
Frage: "Mark, erstmals 2011 steht nicht dein Teamkollege Sebastian Vettel auf der Pole-Position. Du gehst am Sonntag indes zum ersten Mal seit Belgien 2010 von Startplatz eins ins Rennen. Wie ist dir das gelungen?"
Mark Webber: "Nun, es war eine gute Session. Es war ziemlich klar, als wir ins Qualifying gingen, dass wir einen gewissen Vorsprung auf den Rest haben würden. Wahrscheinlich würden Seb und ich die erste Reihe unter uns ausmachen, dachten wir."
"Ohne jetzt arrogant wirken zu wollen, aber so sah es eben aus. Man darf die Jungs aber niemals unterschätzen. Wir gingen aber durchaus davon aus, dass es einen interner Zweikampf um die Pole-Position geben würde. In Q1 gingen wir zunächst mit harten Reifen auf die Strecke und es war schön, das zu tun. Andere Fahrer wählten ebenfalls eine solche Herangehensweise."
"Im entscheidenden Abschnitt des Zeittrainings kam es dann darauf an, die Runde in Q3 richtig auf die Reihe zu kriegen. Mein Versuch war ziemlich gut. Ich betete, dass die Eins vor meinem Namen aufleuchten würde, als ich die Ziellinie passierte. So kam es auch. Es war eine gute Runde und wir hatten ein tolles Duell mit Seb. Heute war aber mein Tag."
Red Bull wähnte sich in Sicherheit
Frage: "War es wichtig für dich, hinter ihm auf der Strecke zu sein? So wusstest du, was du unterbieten musstest..."
Webber: "Im Cockpit weiß ich nicht, welche Zeiten Sebastian hinlegt. Man weiß nicht, ob er einen Fehler macht oder eine fantastische Runde zustande bringt. Du musst dich auf dich selbst konzentrieren und deine Arbeit machen."
Webber: "Das Team dachte darüber nach, Seb noch einmal hinauszuschicken. Wir warteten daher erst einmal ab. Dann kam die Entscheidung, dass wir nicht mehr fahren würden."
"Es war ziemlich klar... Ich meine, Lewis ist ein phänomenaler Fahrer, aber es wäre schwierig für ihn geworden, uns noch zu verdrängen. Wir waren uns ziemlich sicher, dass wir die erste Startreihe haben würden. Wir beließen es daher dabei. Deshalb warteten wir noch eine Minute im Auto. So lange war es gar nicht. Wir gingen dann nicht noch einmal hinaus."
Frage: "Was ist passiert, dass du nun wieder um die Pole-Position kämpfen kannst? Verstehst du die Reifen etwas besser oder kommst du einfach nur besser mit dieser Strecke zurecht?"
Webber: "Vielleicht ist es ein bisschen von beidem."
"Ich verstehe die Reifen nun immer besser. Sie sind für alle Beteiligten neu und es liegt an jedem Einzelnen, sich daran zu gewöhnen. In Sepang und Schanghai war ich ja ebenfalls nicht gerade langsam unterwegs, doch meine Wochenenden dort waren technisch nicht gerade einwandfrei."
"Ich komme ganz gut mit dieser Strecke aus. Hoffentlich kann ich ab Sonntag also ein bisschen konkurrenzfähiger auftreten. Ein paar Dinge passten einfach prima zusammen. Es geht um Kleinigkeiten, wie wir alle wissen. Es braucht nicht viel und bevor du dich versiehst, bist du wieder mittendrin im Geschehen."
Wiederholt sich die Geschichte?
Frage: "Im vergangenen Jahr fuhrst du hier auf die Pole-Position und tags darauf zum Sieg. Ich bin mir sicher: Das würdest du gerne genau so wiederholen..."
Webber: "Absolut, ja. Ich kann heute entspannt zu Bett gehen und ruhig schlafen. Morgen kehre ich zurück, um meine bestmögliche Arbeit abzuliefern."
Frage: "Es ist deine siebte Pole-Position überhaupt. Im vergangenen Jahr wurdest du von Startplatz eins zum zehnten Start-Ziel-Sieger in zehn Jahren..."
Webber: "Hoffentlich steht da am Sonntag die Elf. Wir sehen aber vermutlich einen etwas anderen Barcelona-Grand-Prix als früher. Es wird sicherlich einige Führungswechsel geben. Ich hoffe natürlich, dass es nicht zu viele sein werden. Wenn ich an erster Stelle liegend aus der Zielkurve kommen würde, wäre ich auf jeden Fall hochzufrieden."
Frage: "Apropos letzte Kurve: Hattest du den verstellbaren Heckflügel in dieser Passage im Einsatz? War das Element nach oben geklappt?"
Webber: "Jepp."
Webber: "Ja, so einfach ist es nicht. Ich weiß nicht mehr, ob ich den Flügel zu Beginn meiner Runde aktiviert hatte, aber beim Zieleinlauf war es der Fall. Man muss sich schon konzentrieren. Das Auto ist gut, gar keine Frage."
"Wir haben ein aerodynamisch hervorragendes Fahrzeug. Das ist kein Geheimnis. Wir wissen auch, wie man das Auto in unterschiedlichen Bedingungen zu Höchstleistungen bringt. Das wollten wir am Samstag tun. Im Hinblick auf die Leistung wollen wir nicht viel verschenken. Wir geben das Maximum. Wenn es eine Kurve gibt, die man auf diese Weise fahren muss, dann probieren wir das auch."
Webber ist in Barcelona bisher obenauf
Frage: "Lewis Hamilton meinte, der Sieg in Spanien gehe nur über Red Bull. Stimmst du zu?"
Webber: "Das hoffe ich. Natürlich müssen unsere Fahrzeuge gut über die Distanz kommen. Bei diesen Regeln gelingt das den schnellen Autos fast immer, was auch immer im ersten Rennabschnitt passiert."
Frage: "Würdest du sagen, dass an diesem Wochenende bisher alles perfekt für dich lief?"
Webber: "Ja. Wir hatten einen recht guten Freitag. Am Vormittag konsolidierten wir diese Leistung und brachten in der Qualifikation schließlich auch noch eine ordentliche Runde zustande. Das war klasse. Man weiß nie, ob der Versuch gut genug war, doch heute reichte er aus."
Die Reifen als Reizthema
Frage: "Sprechen wir über die harten Reifen, die schwer in Kritik gerieten. Was konntet ihr am Samstag über diese Pneus in Erfahrung bringen? Zweite Frage: Rechnet ihr mit einer ähnlichen Leistung dieser Reifen im Rennen?"
Webber: "Ich denke, es wird ähnlich sein. Wir testeten diese Reifen nun bei ein paar Events und in Sepang war schon klar, dass sie sich anders verhalten würden, denn dort haben wir ganz andere Temperaturen. Bei dieser Reifenvariante spielen wir aber ein gefährliches Spiel."
"Wir müssen unsere Fahrzeuge ans Limit bringen, und das während des gesamten Rennens. Dafür braucht es starke Rundenzeiten, den Kampf zwischen Mensch und Maschine. Solange wir das umsetzen können, ist es okay. Ich denke aber nicht, dass die Longruns am Freitag sonderlich beeindruckend für Formel-1-Autos in Barcelona waren. In der GP3 fuhren manche Autos in 1:38 Minuten um den Kurs."
"Einige meiner Runden zum Ende eines Longruns waren 1:30 Minuten. Das sind acht Sekunden, obwohl es doch einen kleinen Unterschied beim Budget gibt. Darauf sollten wir Acht geben. Pirelli arbeitet hart daran, dass die Geschwindigkeit und der Verschleiß in einem akzeptablen Rahmen liegen, sodass wir die Fahrzeuge ans Limit kriegen und dass es nicht zu sehr in eine Show ausartet."