• 14. April 2011 · 12:47 Uhr

Webber: "Von Panik keine Spur"

Mark Webber hat Respekt vor den starken Leistungen von Sebastian Vettel, will sich aber nicht freiwillig ins zweite Glied stellen: "Jede Strähne endet mal"

(Motorsport-Total.com) - Mark Webber steht derzeit im Schatten des Überfliegers Sebastian Vettel. Dem jungen Weltmeister glückt derzeit alles, beim erfahrenen Red-Bull-Teamkollegen aus Australien läuft es überhaupt nicht rund. Dieser Trend begann bereits zum Ende der vergangenen Saison. Nun wartet Webber geduldig auf einen Erfolg im teaminternen Duell.

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Mark Webber will möglichst schnell wieder aus dem Schatten von Vettel treten Zoom Download

Frage: "Mark, wie sieht es bei dir von der psychologischen Seite aus?"

Mark Webber: "Ach, ich bin schon so lange dabei. Ich hatte in der Vergangenenheit schon tolle Jahre. Es ist mir schon klar, dass man immer zuerst am aktuellen Teamkollegen gemessen wird. Sebastian ist gerade jetzt in absoluter Topform, beim ihm läuft alles rund."

"Bei mir lief es in Australien überhaupt nicht, aber schon in Malaysia war es viel, viel besser. Sebastian war vor allem in Q3 zum Ende richtig schnell. Das kennen wir von ihm schon, er kann da meistens noch zulegen. Im Rennen war ich leider nie in der Lage, mal frei mein Rennen sauber zu fahren. Das hat nicht so richtig Spaß gemacht."

"Aber ganz ehrlich: Meine Situation könnte viel schlimmer sein. Ich denke, dass meine Leistungen stimmen. Außerdem lerne ich im Moment viel hinzu. Das ist eben so. Wenn es Veränderungen gibt, dann muss man sich erst darauf einstellen. Das tue ich gerade. Jede Strecke bietet wieder neue Herausforderungen."

"Ich bin insgesamt okay, es passt schon. In Malaysia war ich in den Trainings schneller als mein Teamkollege, aber dann passte es eben nicht. Allein im Rennen habe ich wegen KERS 15 bis 18 Sekunden insgesamt verloren. Wenn man solch eine Situation in jüngeren Jahren erlebt, dann gerät man vielleicht in Panik, aber bei mir gibt es von Panik wirklich keine Spur."

Frage: "In Malaysia hast du lange Zeit mit den Ferraris gekämpft. Was denkst du von deren Auto?"

Webber: "Die wissen selbst, dass sie in schnellen Kurven besser werden müssen. Da hatte ich deutliche Vorteile. Auf den Geraden läuft das Auto ganz gut, weil sie KERS haben. Trotzdem habe ich Felipe geschnappt. Fernando war aber im ersten Sektor von Malaysia ziemlich schnell. Und dieser Sektor lebt vom Topspeed. Man sieht, dass deren Auto im Qualifying und Rennen sehr unterschiedlich aufgestellt ist."

"Im Grand Prix treten sie oft stärker auf. Dieses Phänomen ist aber nicht ganz neu. Ferrari war auch schon in den vergangenen Jahren oft am Sonntag ziemlich gut. Ihnen kommen derzeit die Regeländerungen etwas entgegen. Wenn du dich im vergangenen Jahr schlecht qualifiziert hast, dann konntest du im Rennen kaum etwas machen. Die Strategie ließ einfach nur wenig zu."

"Jetzt ergeben sich neue strategische Möglichkeiten. In diesem Jahr kannst du von einem schnellen Auto im Rennen eher mal profitieren. Im vergangenen Jahr ging das kaum. Da waren die Positionen spätestens ab Runde 15 endgültig bezogen."


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Frage: "Gibt es durch die verschiedenen Reifentaktiken und DRS ein anderes Zweikampfverhalten als früher?"

Webber: "Ich habe nicht allzu viel vom Rennen gesehen. Es gibt manchmal Situationen, wo es sich überhaupt nicht lohnt, um eine Position zu kämpfen. Aufgrund des Reifenzustands ist der Speedunterschied teilweise so dermaßen groß, dass es völlig sinnlos ist, sich großartig zu wehren."

"Einige von den jungen Fahrern haben das noch nicht ganz verstanden. Die kämpfen wie wild um ihren Platz, verstehen nicht, dass sie dabei mehr Zeit verlieren als wenn sie den jeweils anderen einfach mal ziehen lassen. Unsereins ist da eher so weise und zieht einfach nur das eigene Rennen durch."

"Interessant war es für mich, weil ich im Kampf mit einigen Leuten aufpassen musste, dass sie mich nicht aufgrund von DRS sofort locker wieder überholen können. Das war zum Beispiel im Kampf gegen Felipe der Fall. Es ist nicht einfach, bezüglich DRS das genau passende Maß zu finden, ohne dabei den Speedunterschied zu groß oder klein werden zu lassen."

"Es ist auch bezüglich der Übersetzungsverhältnisse ganz schön knifflig. Manch einer landete im Rennen am Ende oder auch schon im Qualifying im Begrenzer. Mit einem schweren Auto zum Rennstart passiert das nicht. Es spielen unheimlich viele Faktoren mit hinein. Sicher ist, dass Malaysia zu den Top-3-Strecken des Jahres gehört, wenn es um die Auswirkungen des DRS geht."

"Bezüglich Reifen und Strategien finde ich es etwas komisch. Wir hatten in Malaysia eine riesige Zahl von Boxenstopps. Eigentlich könnte man jede Runde zum Reifenwechsel reinkommen. Dann hätten wir einen Wettbewerb der schnellsten Boxenmannschaften - wenn man das denn will. Ich finde, unsere Rennen sollten immer noch auf der Strecke entschieden werden."

Frage: "Hast du das Gefühl, du könntest in eine Rolle gedrängt werden, wie sie Eddie Irvine als Helfer von Michael Schumacher bei Ferrari ausfüllen musste?"

Webber: "Was für eine absolut lächerliche Frage. Schumacher hat damals alle geschlagen, nicht nur den einen Fahrer. Wenn es danach geht, dann könnten ja gleich alle anderen daheim bleiben."

"Als Konkurrent will man immer zurückschlagen. Eines ist sicher: Keine Strähne hält ewig an. Das ist eine Tatsache. Wie gesagt: Sebastian hat gute Leistungen gezeigt. Aber in Malaysia war es zwischen uns relativ eng. Ich hatte eben nur eine üble erste Runde, aber so etwas passiert eben mal. Jetzt geht es hier weiter. Mehr will ich dazu jetzt nicht sagen."

Frage: "War deine Vierstopp-Strategie in Malaysia geplant oder eine Reaktion auf die schlechte erste Runde?"

Webber: "Irgendwie beides. Man weiß nicht, wie sich ein Auto verhält, wenn man im Verkehr steckt. Wenn man freie Fahrt hat, dann ist immer alles einfacher. Wir mussten auf die Situation reagieren."

Frage: "Wie ist heutzutage ein Rennen, wo es aufgrund der Reifen drei Sekunden pro Runde langsamer ist als im Vorjahr?"

Webber: "So läuft es in unserer Kategorie nun einmal jetzt. Es hat sich deutlich verändert. Die Rundenzeiten sind enorm viel langsamer geworden. Damit müssen wir zurecht kommen, es ist für alle gleich. Meistens schaffen wir es dennoch, immer das Beste aus dem Auto und den Möglichkeiten herauszuholen, Druck zu machen."

"Es ist eine Art Langstrecken-Mentalität hinzu gekommen."Mark Webber
"Aber es stimmt schon, es ist eine Art Langstrecken-Mentalität hinzu gekommen. Man muss da ein passendes Maß finden, es darf definitiv nicht zu weit gehen. Es darf in der Formel 1 nicht sein, dass ich mit einem gemütlichen GP2-Tempo in die Punkte fahren kann. Die Formel 1 muss bezüglich Speed, Show und Spannung die Spitze sein. Die Fans müssen die Fahrer am Limit sehen. Man muss da nun das passende Maß finden."

Frage: "Wie ist es denn, wenn man während des Rennens mitten im Pulk fährt. Kann man als Fahrer überhaupt abschätzen, um welche Positon man letztlich kämpfen wird? Ist es nicht zu unübersichtlich?"

Webber: "Nein, meist ist das schon recht klar. Man macht sich da kaum Gedanken, sondern nimmt einfach die nächste Kurve möglichst schnell, die folgende auch und so weiter. Wenn man in Verkehr kommt, muss man eben schnell dort hindurch. Als Fahrer schaust du mal auf die Zahl der verbleibenden Runden, aber nicht auf die jeweilige Position. Darauf ist der Einfluss ohnehin begrenzt, wenn du alles gibst."

"In Malaysia war ich mir außerdem zum Ende hin sowieso der Situation bewusst. Es war klar, dass beispielsweise Nick und Lewis mit abbauenden Reifen kämpften, ich hingegen noch recht frische Pneus haben würde. Dann malt man sich vielleicht mal aus, was noch drin ist. Aber im ersten Teil eines Rennens spielt so etwas keine Rolle. Da konzentriert man sich ohnehin nur auf die eigene Fahrt."

Frage: "Ist der Red Bull bezüglich der Performance aktuell noch überlegener als im vergangenen Jahr?"

Webber: "Nach Melbourne hätte man da zustimmen müssen. Da war es tatsächlich so. Nach Malaysia sah die Sache etwas anders aus. Aber so ist es nun einmal. Im vergangenen Jahr haben wir beispielsweise in Suzuka klar dominiert, später rückten uns die anderen wieder nahe auf die Pelle. Es geht zwischen uns immer eng zu."

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