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Horner: "Niemand hat eine Kristallkugel"
Red-Bull-Teamchef Christian Horner über den Gewinn des Konstrukteurstitels und die Taktik beim anstehenden Finale in Abu Dhabi - Weiterhin freie Fahrt
(Motorsport-Total.com) - Der Doppelsieg von Interlagos setzte Red Bull die Krone der Formel 1 auf. Die Österreicher mit Firmensitz in Großbritannien konnten sich vorzeitig die Konstrukteursmeisterschaft sichern. Am kommenden Wochenende beim Saisonfinale in Abu Dhabi will mit sich mit weiteren Ehren schmücken. Mark Webber oder Sebastian Vettel sollen Ferrari-Star Fernando Alonso in der Fahrerwertung noch abfangen. Red-Bull-Teamchef Christian Horner über den Erfolg des Teams und den Weg nach oben.
Frage: "Christian, wie ist die Stimmung bei euch?"
Horner: "Es ist unglaublich, die Freude in den Gesichtern all der Jungs zu sehen, die das ganze Jahr so hart gearbeitet haben. Sie haben Nachtschichten eingelegt, Stunde um Stunde geschuftet - nicht nur in Brasilien, sondern auch in Milton Keynes. Wenn man sieht, was wir in diesem Jahr geleistet haben, dann muss ich sagen, dass es im gesamten Fahrerlager wohl keine leidenschaftlichere und entschlossenere Mannschaft gibt. Was wir erreicht haben, ist ein echter Traum."
Frage: "Ist der Gewinn des Konstrukteurstitels die Krönung der guten Leistung von Interlagos?"
Horner: "Es ist ein unglaubliches Ergebnis. Innerhalb von sechs Jahren ist dieses Team, das damals niemand so recht ernst genommen hat und das als Party-Mannschaft verschrien war, dank der Arbeit vieler toller Leute und dank der großartigen Unterstützung von Red Bull so weit gekommen - und dank der Vision und unbändigen Hingabe von Dietrich Mateschitz. Jeder im Team ist stolz darauf, dass Red Bull nun die Konstrukteursmeisterschaft gewonnen hat. Dass es in solch dominanter Manier bewerkstelligt werden konnte, macht es noch umso schöner."
Frage: "Was ist das Geheimnis von Red Bull, es nach nur sechs Jahren Formel 1 geschafft zu haben?"
Horner: "Ich denke, wir haben eine tolle Gruppe von Frauen und Männern zusammengestellt, die extrem gut zusammenarbeiten. Es gab viel Hingabe und viel Engagement unter der technischen Leitung von Adrian Newey - nicht nur in diesem Jahr. Aber es sind nicht nur Einzelne, sondern es ist die Zusammenarbeit in der großen Gruppe. Vor sechseinhalb Jahren hatte Dietrich Mateschitz diese Vision und nun konnten wir sie mit einem großartigen Gefühl erfüllen."
Frage: "Gab es Probleme, dieses Stigma als Partyteam loszuwerden?"
Horner: "Nein, nicht wirklich. Red Bull hat seit dem Einstieg eine andere Herangehensweise an den Tag gelegt. Es gab neue Energie, man ging die Dinge teils anders an bezüglich Einladungen von Gästen oder Auftreten im Fahrerlager. Das bedeutet ja nicht, dass wir weniger ernst bei der Sache sind als andere Teams - eben nur anders. Außerdem haben wir eine tolle Partnerschaft mit Renault etabliert. Das Ergebnis ist dieser Erfolg, der einen erheblichen Aufwand zur Grundlage hat."
Frage: "Gab es einen Moment, wo du Angst hattest, ihr könntet den Titel verlieren?"
Horner: "Nein. Wir haben acht Grand-Prix-Siege, davon vier Doppelerfolge in diesem Jahr. Natürlich hätten wir in dieser Saison noch mehr gewinnen können. Erst vor zwei Wochen waren wir in einer ähnlichen guten Ausgangslage, aber die Dinge entwickelten sich gegen uns. Aber unter dem Strich steht, dass wir einen besseren Job gemacht haben als die Konkurrenz. Wir haben uns gegen illustre Mannschaften durchgesetzt und verdient gewonnen. Das ist für unser gesamtes Team ein tolles Gefühl."
Frage: "Mit wie vielen Jahren hast du bei deinem Einstieg gerechnet? Wie lange sollte es bis zu solchem Erfolg dauern?"
Horner: "Als ich mich zu Beginn erstmals mit Dietrich Mateschitz zusammensetzte, da hatte er die Vision, dass wir nicht nur teilnehmen, sondern siegen sollen. Er gab mir den Rückhalt, um die passenden Leute zu holen. Das war unglaublich. Das Ziel war, es so schnell wie möglich zu schaffen - ob es nun fünf oder zehn Jahre dauert, oder wie lange auch immer. Es wollte so schnell wie möglich gehen. Dass wir nur sechs Jahre dafür gebraucht haben, unterstreicht die Tatsache, dass wir extrem gute Leute bei uns haben, die super zusammenarbeiten."
Frage: "Aber als du Jaguar gesehen hast, dachtest du da nicht, dass es viel Arbeit gibt, die lange dauern wird?"
Horner: "Ja. Als wir Red Bull daraus machten, da gab es im Team zwar Stärken, aber eben auch einige Schwächen. Wir haben uns auf das Ausmerzen der Schwächen konzentriert und damit begonnen, eine Einheit zu formen. Mit zwei starken Fahrern und der Unterstützung von Red Bull mündete das nun in den Gewinn der Meisterschaft."
Frage: "Kannst du also vor Abu Dhabi entspannen, oder lastet noch Druck auf dir?"
Horner: "Wir haben den Konstrukteurstitel zwar sicher, aber unsere beiden Piloten haben noch Chancen auf die Fahrermeisterschaft. Wir sind fest entschlossen, dieses Jahr mit einem Erfolg abzuschließen. Wir wissen, dass es am kommenden Wochenende schwierig wird, aber ich glaube, dass wir es schaffen können."
Frage: "Ist dir der Gewinn des Fahrertitels wichtig?"
Horner: "Wir haben bisher acht Grand Prix gewonnen, vier Doppelsiege und 14 Pole-Positions. Beide Piloten haben jeweils vier Rennen gewonnen. Beide haben am kommenden Wochenende noch die Chance auf den Gewinn des Titels. Niemand hat eine Kristallkugel, niemand kann vorhersagen, was passieren wird. Wir werden beide gleichermaßen unterstützen, das entsprach bisher immer dem Red-Bull-Ethos. So werden wir es auch am kommenden Wochenende handhaben."