• 06. November 2010 · 21:40 Uhr

Hülkenberg: "Ich kann es noch gar nicht glauben!"

Der Sensationsmann im Gespräch: Wie sich Nico Hülkenberg über seine Pole-Position in São Paulo freut und was sie für seine Zukunft bedeutet

(Motorsport-Total.com) - Sein Teamkollege Rubens Barrichello gilt als Regenspezialist und kennt Interlagos wie seine Westentasche, doch nicht der brasilianische Lokalmatador stahl heute allen WM-Stars die Show, sondern Nico Hülkenberg. Fünf Jahre nach seinem Landsmann Nick Heidfeld auf dem Nürburgring bescherte er Williams endlich wieder eine Pole-Position.

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Siegerlächeln: Nico Hülkenberg nach seiner sensationellen Pole-Position Zoom Download

Diese kommt für Hülkenberg genau im richtigen Moment, denn in den vergangenen Wochen waren Gerüchte aufgekommen, wonach Williams seinen Vertrag nicht mehr verlängern würde - in Grove hat GP2-Champion Pastor Maldonado mit Sponsoringmillionen eines venezolanischen Erdölkonzerns angeklopft. Die unfassbare Darbietung im heutigen Qualifying in São Paulo ist aber die beste Visitenkarte, die er hätte abgeben können - und natürlich Grund zur Freude...

Frage: "Nico, deine erste Pole-Position - und was für eine Bestzeit! Du warst am Ende auf Slicks in einer eigenen Liga und über eine Sekunde schneller als die Red Bulls. Du musst dir wie im Traum vorkommen, oder?"

Nico Hülkenberg: "Ja, es ist erstaunlich! Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich es geschafft habe. Ein riesengroßes Dankeschön ans Team, das mir für dieses Qualifying ein gutes Auto hingestellt hat."

Am Ende voll ans Limit gegangen

"Auf Slicks zu wechseln, war offensichtlich die richtige Entscheidung. Dann hat mir mein Ingenieur gesagt, dass ich noch eine letzte Runde habe, aber ich lag im Klassement schon ganz gut. Ich habe wirklich alles aus dem Auto herausgequetscht, habe versucht, eine saubere Runde hinzulegen, nicht auf eine nasse Stelle zu kommen und keinen Fehler zu machen. Logischerweise bin ich sehr, sehr glücklich. Ich genieße diesen Moment."

Frage: "In letzter Zeit wurde viel geredet, dass dein Vertrag für 2011 noch nicht sicher ist. Was bedeutet dieses Ergebnis für dich?"

Hülkenberg: "Die erste Pole-Position ist natürlich emotional und hoffentlich auch ein historischer Moment, denn ich will noch viele, viele Jahre Formel 1 fahren. Im Moment fehlen mir einfach die Worte, weil ich von der Runde und der Aufregung noch ganz geschüttelt bin! Ich muss erst realisieren, was wir da gerade geschafft haben, und mich auf die morgige Aufgabe konzentrieren."

Frage: "Wie hast du das heute hinbekommen? Es ist uns allen ein Rätsel..."

Hülkenberg: "Ich bin nicht ohne Grund in die Formel 1 gekommen. Ich weiß nicht. Als mein Ingenieur gesagt hat, ich habe noch eine Runde und soll alles rausquetschen, habe ich wirklich einen guten Job und eine Runde ohne Fehler hinbekommen. Sehr sauber, ich habe versucht, keine nassen Stellen zu erwischen, denn es war ziemlich schwierig da draußen, speziell Sektor drei, die letzte Kurve. Es war sehr leicht, einen Fehler zu machen, aber diese Runde war genau auf den Punkt und gut genug für die Pole-Position."

Frage: "Du warst heute stets konstant schnell."

Hülkenberg: "Ja, wofür ich mich beim Team bedanken möchte. Sie haben mir wirklich ein sehr gutes Auto für das Qualifying gegeben, durch das wir Gelegenheit hatten, ins dritte Qualifying einzuziehen und ein gutes Ergebnis zu holen. Rubens steht ja auch auf Platz sechs, also war es eine sehr gute Teamleistung - wirklich erstaunlich. Mir fehlen die Worte, aber ich bin natürlich sehr glücklich und möchte das jetzt alles genießen."

Interlagos nicht die Lieblingsstrecke

Frage: "Bisher war der achte Startplatz dein bestes Ergebnis. Du hast zum achten Mal den Top-10-Einzug geschafft, obwohl du diese Strecke vorher nicht kanntest. Hast du dich sofort in Interlagos verliebt?"

Hülkenberg: "Ich mag die Strecke. Ich muss sagen, sie gehört nicht zu meinen absoluten Lieblingsstrecken - da gibt es bessere -, aber ich fahre gerne hier."

"Es ist eine Linksstrecke, sehr zum Kämpfen und in einigen Kurven sehr schwierig. Du musst sie verstehen, aber in der zweiten Saisonhälfte komme ich besser zurecht mit der Formel 1, mit dem Team, mit mir selbst und dem Auto - es geht einfach alles ein bisschen besser von der Hand. Ich kann mehr pushen, die Strecken schneller lernen. Ich schätze, das ist der Lernprozess."


Fotos: Nico Hülkenberg, Großer Preis von Brasilien


Frage: "Unmittelbar hinter dir findet der WM-Vierkampf statt. Wie gehst du damit um und wie willst du dafür sorgen, da nicht reingezogen zu werden?"

Hülkenberg: "Das Beste wäre, einen guten Start hinzulegen und ihnen davonzufahren, aber im Trockenen wird das wohl nicht passieren. Ich fahre einfach mein Rennen und probiere einen guten Start."

"Ich weiß, dass diese Jungs um die Weltmeisterschaft kämpfen, also will ich ihnen keinen Ärger machen, aber ich muss auch auf meine eigene Leistung schauen. Wir kämpfen auch gegen Force India um den sechsten Platz in der Konstrukteurs-WM. Ich bin mir sicher, ich kriege das gebacken und kann morgen wertvolle Punkte mitnehmen."

Beste Empfehlung für 2011

Frage: "Bedeutet diese erste Pole-Position, dass deine Chancen auf eine Vertragsverlängerung nun besser stehen?"

Hülkenberg: "Das sollte doch eine Gehaltserhöhung geben, oder? Nein, Spaß beiseite: Ich denke, die Situation bei Williams ist offen. Nichts ist bestätigt, aber ich konzentriere mich darauf, jedes Wochenende gute Arbeit zu leisten. Bis jetzt läuft es gut. Wenn ich das schaffe und keine dummen Fehler mache, dann muss das Team entscheiden, ob sie mich wollen oder nicht. Ich bin guter Dinge, dass wir diese Geschichte erfolgreich abschließen werden."

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Nico Hülkenberg nutzte die abtrocknende Strecke am besten von allen Zoom Download

Frage: "Wären dir Bedingungen wie heute oder ein Trockenrennen lieber?"

Hülkenberg: "Mir ist das relativ egal. Am liebsten wären mir regnerische Bedingungen, aber richtig nass. Das mag ich und das wäre gut für uns. Aber wie dem auch sei, wir werden da rausgehen und ein Rennen fahren."

Frage: "Der Williams ist dieses Jahr nicht der beste Starter. Wie zuversichtlich bist du, als Führender in die erste Kurve zu stechen, und rechnest du damit, ein bisschen defensiv fahren zu müssen, wenn sie dir von hinten Druck machen?"

Hülkenberg: "Diese Woche haben die Starts ehrlich gesagt ganz gut funktioniert, die wir geübt haben."

"Aus verschiedenen Gründen haben wir uns diesmal für eine andere Getriebeübersetzung entschieden, die es uns erlaubt, besser zu starten. Vielleicht kostet das auf die ganze Runde gesehen ein bisschen Performance, aber ich glaube, dass ich morgen einen sehr guten Start haben und nach der ersten Runde noch führen kann. Dann sehen wir weiter."

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