Vettel: "Ich mache mein eigenes Ding"
Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel über seine Aussichten in Südkorea, den positiven Schwung aus Suzuka und seine Chancen auf den Titelgewinn 2010
(Motorsport-Total.com) - Wenn der Rennerfolg Flügel verleiht: Sebastian Vettel hat den Großen Preis von Japan 2010 für sich entschieden und verfolgt auch bei der Rennpremiere in Südkorea kein anderes Ziel, als letztendlich als Erster über die Ziellinie zu fahren. In seiner Medienrunde spricht der Red-Bull-Fahrer über seine ersten Eindrücke von der Strecke, den Fototermin mit seinen Titelkonkurrenten und seine Ziele für den restlichen Saisonverlauf. Ein Sieg in Südkorea hat für den 23-Jährigen zunächst klare Priorität.
Frage: "Sebastian, hast du nach dem Sieg in Suzuka schon einmal vom WM-Titel geträumt?"
Sebastian Vettel: "Ich denke, es ist ganz normal, dass man von gewissen Dingen träumt. Weltmeister zu werden ist mein Ziel und auch mein Traum. Es kam also schon das eine oder andere Mal vor, ja (lacht; Anm. d. Red.)."
Frage: "Wie hast du deinen jüngsten Grand-Prix-Erfolg genossen?"
Vettel: "Es ist immer schön, mit einem Sieg in das nächste Rennen zu gehen. Das verschafft dir stets ein bisschen Rückenwind und sehr viel Selbstvertrauen. Es war ein schöner Tag - an diesem einen Tag ist ja dann doch sehr viel passiert."
"Qualifikation und Rennen wurden in Japan ja am Sonntag ausgetragen. Das war eine besondere Erfahrung. Dass beides so gut geklappt hat, war natürlich umso besser. Am Sonntagabend konnte ich sehr beruhigt einschlafen."
Vettel: "Urlaub ist relativ. Der eigentliche Grund war, in dieser Zeitzone zu bleiben, und dass man sich vom Rhythmus her nicht noch einmal umstellen muss."
"Wir blieben also in diesem Zeitfenster. Ich habe allerdings durchaus ein bisschen Sonne abbekommen, habe aber auch trainiert und mich fit gehalten. Bäume kann man jetzt keine mehr ausreißen. Daher sieht man zu, erholt, frisch und mit Energie zu den nächsten Rennen reist."
Kann Vettel auf den Suzuka-Erfolg aufbauen?
Frage: "Gerade eben stand der Fototermin mit Bernie Ecclestone und den restlichen Titelkandidaten auf dem Programm. Du hast ganz außen gesessen - siehst du dich auch als Außenseiter im Titelrennen?"
Vettel: "Nein. Es ist ganz okay, dass andere in der Mitte sitzen. Ich mache mein eigenes Ding und schaue auf mich selbst. Dann schauen wir am Ende. Wichtig ist, nach dem letzten Rennen ganz oben zu stehen und nicht vorher."
Frage: "Dein Teamduell mit Mark Webber ist nach wie vor sehr interessant. Theoretisch müsstest du in den verbleibenden Rennen einfach nur vor ihm ins Ziel kommen und es könnte für dich zum Titel reichen..."
Vettel: "Ich denke, es gibt auch noch andere, die man auf der Rechnung haben muss. Insgesamt haben noch fünf Fahrer Chancen auf den Titel - der eine vielleicht bessere, der andere schlechtere. Andererseits kann noch sehr viel passieren."
Frage: "Glaubst du, du hast den Schwung nun auf deiner Seite?"
Vettel: "Sollte es einen positiven Schwung auf meine Seite geben, dann hoffe ich, den Grund dafür zu kennen. Das jüngste Rennen war gut für mich und ich fühlte mich wohl im Auto."
"Ich kam wieder zurück in einen guten Rhythmus. Es ist nicht so, dass ich während der Saison aus dem Takt geraten wäre. Es gab aber einige Dinge, die man von außen nicht erkennen konnte. Wir hatten einige Hochs und Tiefs."
"Eine wichtige Lektion, die wir im vergangenen Jahr gelernt haben, ist: Wenn du keine Siegchance hast, solltest du es nicht erzwingen. Wir haben viele Punkte gesammelt und haben daher unsere aktuelle Position inne. Das ist ein gutes Zeichen."
Vettel peilt den Sieg an
Frage: "Was ist also dein Ziel?"
Vettel: "Der Sieg. Das ist immer das Ziel. Gewinnen gefällt mir am meisten und das habe ich mir für die kommenden Rennen vorgenommen. Wir gehen das Schritt für Schritt an. Jetzt sind wir in Südkorea und unser Fokus liegt auf diesem Grand Prix. Im Moment interessiert es uns nicht, was in zwei oder drei Wochen passiert."
Vettel: "Aktuell hat Mark die beste Ausgangsposition inne, denn er führt in der Gesamtwertung. Wie wir in diesem Jahr schon mehrfach gesehen haben, können sich die Dinge recht kurzfristig und ziemlich dramatisch ändern."
"In zwei, drei Rennen kann es schon wieder ganz anders aussehen. Die Saison ist noch lange und wir können noch viele Punkte holen. Jenson und Lewis befinden sich noch immer in einer guten Position."
Ein Hotel ist das, was man daraus macht...
Frage: "Wie lautet dein erster Eindruck von Südkorea?"
Vettel: "Ich bin noch gar nicht so lange hier, also habe ich außer der Strecke noch nicht allzu viel gesehen. Manches sieht schon sehr fertig aus, anderes ist noch eine große Baustelle. Im Hinblick auf die vor zwei bis drei Wochen aufgekommenen Stimmen, wonach hier nichts fertig sein soll, sieht es doch ganz gut aus, würde ich sagen."
"Wir sind meiner Meinung nach nicht wirklich am schönsten Platz des Landes. Hier ist nicht sehr viel los und die Infrastruktur ist nicht ganz so berauschend. Im Hotel fragt man sich in der einen oder anderen Stunde, was man machen soll."
Frage: "Wie ist die Unterbringung bei euch? Gab es da schon eine witzige Geschichte um Red Bull und die Hotels in Südkorea?"
Vettel: "Ich glaube, das eine oder andere Gebäude oder eine Schlafgelegenheit wurden zu einem Hotel umfunktioniert."
"Würden in der Zukunft ein paar Hotels aus dem Boden sprießen, wäre das wohl für alle etwas angenehmer. Letztendlich genießen es aber alle, hier zu sein. Wir freuen uns auf das Wochenende. Sobald die Motoren angelassen werden und es brummt, ist der Rest sowieso Nebensache."
Ist Abschnitt zwei der Red-Bull-Sektor?
Frage: "Du bist bereits um die Strecke gegangen und hast dir ein erstes Bild gemacht. Was denkst du: Welche Streckenbereiche werden euch liegen, welche nicht?"
Vettel: "Das ist wohl ziemlich eindeutig. Der erste Sektor sollte uns nicht ganz so gut liegen. Dort gibt es sehr viele Geraden und wir wissen, dass wir auf der Geraden nicht das stärkste Auto haben."
"Die Sektoren zwei und drei sehen richtig gut aus. Das sollte gut für uns sein. Es kommt aber ganz auf das Gripniveau an. Sollten manche Kurven aufgrund dessen voll gehen, wird uns das keinen Vorteil verschaffen, denn dann werden diese Passagen als Geraden gewertet."
"Da braucht es dann nicht viel, um mit Vollgas hindurch zu fahren. Wir werden sehen. Die Streckenbegehung war jedenfalls sehr interessant. Es ist sehr staubig. Am Freitag werden wir sehen, wie sich das anfühlt, und wie wir damit zurecht kommen."