Sutil: "Lasst euch überraschen"
Adrian Sutil über die FIA-Entscheidung bezüglich Ferrari, die neuesten Force-India-Entwicklungen und die Pläne für die Zukunft in der Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Adrian Sutil hat vor dem Grand Prix in Monza große Hoffnungen. Die Highspeedstrecke sollte dem Force India ganz besonders gut liegen, neueste Entwicklungen sollen den Wagen sogar noch schneller machen. Am Donnerstag vor dem Italien-Rennen stellte sich der Deutsche den Fragen der Medien und ging dabei unter anderem auf die Themen Stallorder, Teamkollege und möglicher Arbeitgeberwechsel ein.
Frage: "Adrian, wie bewertest du die FIA-Entscheidung bezüglich der Stallorder von Hockenheim?"
Adrian Sutil: "Das geht in Ordnung. Meiner Ansicht nach kann man denen nicht viel vorwerfen. Es steht eben nicht ganz genau schwarz auf weiß geschrieben, was man machen darf und was nicht. Es geht doch oft um die Funksprüche. Das heißt es nie 'Lass ihn vorbei, das ist Teamorder', sondern man sagt einfach nur 'Halt ihn nicht auf'. Das kann man dann immer auch anders verstehen."
"Ich finde es gut, dass es jetzt keine zusätzliche Strafe für Ferrari gibt. Die sind voll im Rennen um die Meisterschaft. Es wäre schade, wenn Ferrari auf diesem Wege aus der Meisterschaft herausgenommen würde."
Sutil: "Anscheinend schon, ja. Wenn man genug Kleingeld hat, dann kann man sich so etwas leisten - wenn es sich denn wirklich lohnt. Bei uns ist das ohnehin nicht der Fall. Wir haben so etwas noch nie gemacht."
Frage: "Aber es gab da doch mal etwas. In Kanada?"
Sutil: "Da wisst ihr mehr als ich..."
Frage: "Bekommst du einen neuen Motor für das Rennen?"
Sutil: "Ja, ich werde mit einem frischen Triebwerk starten. Wir wollen unsere Chance hier maximieren."
Frage: "Ihr hattet in der Woche einen Aerodynamiktest. Was stand dort auf dem Programm?"
Sutil: "Wir haben noch einmal alles ausprobiert, was in Monza wichtig ist. Wir haben mit dem angeströmten Diffusor gearbeitet, sind unterschiedliche Motoren-Mappings gefahren, haben auch den F-Schacht noch etwas ausprobiert. Wir wollen den noch konstanter machen, weil es damit manchmal noch Probleme gibt. Der Test war für mich nicht sonderlich aufregend, aber hilfreich für die Ingenieure. Es sollte uns in den nächsten Rennen helfen."
Sutil: "Ja, ich denke schon. Er ist immer schnell auf Strecken, wo es geradeaus geht und wo Schikanen sind. Das kann er wirklich sehr gut, deswegen muss man hier auf ihn setzen. Er wird hier stark sein, genauso wie in Montréal - eine harte Nuss. Es ist aber für mich schön, hier eine gute Messlatte zu haben. Ich freue mich auf einen netten Fight im Team."
Frage: "Fahrt ihr auch ein Motoren-Mapping, sodass das Triebwerk konstanter Luft auf den Diffusor bläst?"
Sutil: "Ja, das war etwas, was wir beim Test auf der Geraden ausprobiert haben. Aber es ist eine Sache, es dort zu probieren, eine andere, es hier auf der Strecke umzusetzen. Wir werden das Thema weiterhin angehen und verschiedene Mappings fahren. Ich kann aber noch nicht sagen, was mich da erwartet, außer dass der Motor beim Bremsen manchmal etwas anders klingt. Es soll vorwärts gehen, aber wir haben es noch nicht ausgereift. Da ist noch viel mehr drin."
Frage: "Die großen Teams würden sehr gern wieder mehr Tests absolvieren. Seht ihr das anders?"
Sutil: "Ja, für uns ist die aktuelle Situation eher gut. So können sich die großen Teams keinen Vorteil herausarbeiten. Ich finde, es ist eine Herausforderung für jeden. Es ist auch fahrerisch anspruchsvoller, wenn man sich nicht richtig vorbereiten kann."
"Man hat nur eine begrenzte Anzahl Reifen, kann daher auch am Wochenende nicht viel fahren. Man muss sofort Topleistung bringen. Ich finde das ziemlich spannend. Aus meiner Sicht hat es die Formel 1 enger zusammengebracht. Für mich ist es eine gute Sache. Ich bin dafür, dass es weiterhin so bleibt."
Frage: "Kann das auch relevant in Sachen Sicherheit sein. Ein Beispiel ist doch euer Motoren-Mapping mit dem angeblasenen Diffusor. Wenn der hier in den Kurven nicht funktioniert..."
Sutil: "Nein, das merkt man schon. Wir sprechen hier über drei oder vier Zehntel an Zeitgewinn pro Runde - je nach Strecke. Auch wenn es mal nicht funktioniert, dann wird man nicht deswegen abfliegen. Das ist nicht so etxrem wie der Unterschied am Heckflügel zwischen minimalem und maximalem Abtrieb. Das macht einen erheblich Unterschied aus, daher kann das vielleicht mal gefährlich werden, wenn man den Heckflügel falsch eingestellt hat. Aber beim angeblasenen Diffusor ist alles im sicheren Bereich."
Frage: "Hat es bei Fahrten mit dem F-Schacht mal Situationen gegeben, wo es einen Strömungsabriss gab, den du gar nicht wolltest?"
Sutil: "Nein, hatte ich noch nicht. Aber das hat man selbst in der Hand. Wenn man zum Beispiel in Vollgaskurven wie der Eau Rouge probiert, voll auf dem F-Schacht zu bleiben, dann funktioniert das, aber es ist schwierig. Das Auto bewegt sich dann und man kann es leicht verlieren."
Frage: "Aber das passiert nicht aus Versehen?"
Sutil: "Nein, das ist ausgeschlossen. Wenn man das Loch, das man schließen muss, zu nahe an die Hände baut, dann es kann es natürlich sein, dass man es ungewollt betätigt. Aber so etwas sollte einem auffallen, dann wäre man selbst schuld. Normalerweise gibt es kein Risiko."
Frage: "Wer ist dein WM-Favorit?"
Sutil: "Eigentlich ist mir das egal. Aber da ich mit Lewis gut auskomme und er ein guter Freund ist, würde ich mich freuen, wenn er es schafft. Er hat auch die besten Chancen, er ist der cleverste Fahrer."
Frage: "Wann wird klar sein, wo du im kommenden Jahr fährst?"
Sutil: "Hoffentlich bald, denn ich möchte es auch möglichst bald wissen. Ich will nicht bis Dezember warten, sondern will nun auch recht schnell wissen, wohin es gehen wird."
Sutil: "Mehr oder weniger. Es muss alles zusammenpassen. Ich muss sicher sein, was ich für die Zukunft möchte. Ich muss ehrlich sagen, dass nach wie vor mein jetziges Team höchste Priorität genießt. Da bin ich sehr loyal. Es macht mir sehr viel Spaß hier, daher werde ich zuerst mit Force India über alles reden. Dann schauen wir mal, ob ich hier noch ein Jahr dranhänge oder nicht. Ich hoffe, ich kann bald was dazu sagen."
Frage: "Mehr als ein Jahr wird es also keinesfalls?"
Sutil: "Das weiß ich auch noch nicht. Dies ist ein Team der Zukunft nach meiner Einschätzung. Ich bin schon lange hier, aber vielleicht will mich auch jemand anderes haben, dessen Angebot ich nicht ablehnen kann. Bis jetzt gibt es aber noch nicht Konkretes."
Frage: "Von welchen Teams könnte es denn Angebote geben, die man nicht ablehnen kann?"
Sutil: "Das will ich noch nicht sagen. Lasst euch überraschen."