• 02. September 2010 · 10:23 Uhr

Gascoyne über Vettel: "Ergibt alles keinen Sinn"

Mike Gascoyne im Interview: Was er von Sebastian Vettel und Mark Webber hält und warum Lotus schon an nächstes Jahr denken kann

(Motorsport-Total.com) - Lotus-Technickchef Mike Gascoyne ist weiterhin optimistisch, dass die Grünen trotz Entwicklungsstopp Platz zehn in der Konstrukteurswertung halten können. Die Aktionen von Sebastian Vettel kann er hingegen nicht nachvollziehen. Mit Mark Webber hat Gascoyne in der Vergangenheit bereits zusammengearbeitet. Im Interview spricht er über die Stärken des Australiers.

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Mike Gascoyne hält Mark Webber für den abgeklärteren Red-Bull-Fahrer Zoom Download

Frage: "Mike, sechs Rennen sind noch zu fahren und Lotus ist immer noch der beste Neueinsteiger."

Mike Gascoyne: "Ich habe immer zu Tony Fernandes gesagt, dass die Ergebnisse in den ersten vier Rennen den zehnten Platz in der Konstrukteurswertung entscheiden werden. Wir haben die Entwicklung an diesem Auto gestoppt, aber wir hätten es noch um eine Sekunde schneller machen können."

Neues Auto schon lange im Windkanal

"Wir haben die Entscheidung getroffen. Es ist ein Risiko, denn wir müssen mit dem aktuellen Auto durchhalten. Der nächstjährige Bolide sieht im Windkanal schon sehr gut aus. In Spa waren wir im Qualifying in einer komfortablen Lage, damit waren wir glücklich. Virgin hat aber einige Verbesserungen, die sie dringend brauchen."

Frage: "Habt ihr genug in der Hand, um Platz zehn zu verteidigen?"

Gascoyne: "Ich glaube, das haben wir. Das Wochenende in Spa hat gezeigt, dass wir es bei diesen schwierigen Bedingungen richtig gemacht haben. Unsere Fahrer machen auch keine Fehler. Ich denke also, dass wir den Platz sicher haben. Im Qualifying sind zwar beide von der Strecke geflogen, aber Jarno war der Erste mit Intermediates und war sofort schnell unterwegs. Am Ende war er etwas unglücklich, denn er hätte den Sprung in Q2 schaffen können."

Frage: "Welcher Motor wird im nächsten Jahr im Heck des Lotus stecken?"

Gascoyne: "Dazu kann ich nichts sagen."

Frage: "Du hast mit Mark Webber in der Vergangenheit gearbeitet. Wie siehst du seine Entwicklung?"

Gascoyne: "Mark war schon immer ein sehr entschlossener und geradliniger Mensch. Ich habe ihn das erste Mal getroffen, als er bei Jordan trainiert hat. Dann war er Testfahrer bei Benetton. Er war schon immer sehr fokussiert und ein ernsthafter Kerl. Das zeigt sich daran, wie er ein Rennen angeht. Flavio Briatore hat ihn unter Vertrag genommen - und Flavio arbeitet nicht mit Idioten zusammen."

"Als ich bei Benetton war, hießen die Testfahrer Alonso und Webber. Es ist keine schlechte Aufgabe, wenn man einen Doppelweltmeister und einen angehenden Champion managt. Mark hat sich durch sein seriöses Auftreten ausgezeichnet. Er hat hart trainiert und viel für seine Karriere gearbeitet. Zu diesem Zeitpunkt wusste er ja noch nicht, wie es weitergeht. Er hat viel investiert und das sieht man heute auch noch. In der Weltmeisterschaft geht es um Konstanz."

Kritik an Vettel

Frage: "Überrascht es dich, dass Sebastian Vettel immer noch viele Fehler macht?"

Gascoyne: "Kannst du dich an die erste Saison von Alonso bei Renault erinnern? Er stand in Malaysia auf der Pole und kletterte auf das Podium. Dann stand sein Heimrennen an und wir haben uns Sorgen gemacht. Aber er hat Schumacher im Verkehr verfolgt und kam nur fünf Sekunden hinter ihm ins Ziel. Fernando konnte mit dem Medienhype gut umgehen, er war aber noch ein sehr junger Mann."

"Dann hieß es, dass Vettel der neue Alonso ist, aber Fernando, Schumacher und Hamilton haben diese Fehler nicht gemacht. Okay, es passiert dir mal ein Missgeschick, aber man macht sie nicht ständig. Wie viele Fehler hat Vettel gemacht? Er hat zweimal einen Titelrivalen aus dem Rennen geboxt. Das war gut für ihn, da sie keine Punkte gemacht haben. Er hat ziemliches Glück gehabt, dass er nur eine Durchfahrstrafe erhalten hat, denn er hat zwei Leute abgeschossen."

Frage: "Kann Red Bull da irgendetwas tun?"

Gascoyne: "Ich glaube nicht, denn er sitzt im Auto, er muss sich darum kümmern. Er ist derjenige, der bremsen muss. Ich meine, was zum Teufel hat er mit Liuzzi aufgeführt, als er seine Durchfahrstraffe bekommen hat? Wenn du eh um einiges schneller bist, dann komm einfach eine Runde früher herein und steh ihm nicht im Weg herum! Warum zum Teufel hat er mit ihm gekämpft? Sie haben sich dann ja auch noch berührt. Das ergibt alles keinen Sinn."

Frage: "Was würdest du an Red Bulls Stelle machen? Würdest du die Jetons auf Webber setzen?"

Gascoyne: "Naja, es ist die Frage, was sie bei der Frontflügel-Geschichte gemacht haben. McLaren sollte auf einen Fahrer setzen. Aber bei beiden Teams kann sich in Monza bei einem umgekehrten Ergebnis wieder alles ändern und es alle sind wieder beisammen. Ich denke, man sollte alles offen laufen lassen. Man sollte sie gegeneinander fahren lassen, aber im letzten Renndrittel vielleicht eine Anweisung geben. Es ist sehr eng im Moment. McLaren war in Spa wieder sehr stark, sie waren wieder vorne dabei."

Frage: "Was hältst du von den verschärften Tests für die Frontflügel und den Unterboden?"

Gascoyne: "Wir mussten den Unterboden auch ändern, obwohl wir sicher nicht schummeln wollten. Wir hatten eine netten, stabilen Unterboden und hätten den Test damit nicht bestanden. Wir haben die Haltestangen verdoppeln müssen. Jeder, der am Unterboden trickst, wird einen Unterschied spüren. Aber es werden nach den neuen Tests wieder alle nachdenken, wie man die Grauzonen nutzen kann. So war es schon immer."

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