• 14. Juni 2010 · 15:56 Uhr

Horner: "Kubica und Hülkenberg durchkreuzten Strategie"

Red-Bull-Teamchef Christian Horner im Interview: Warum die Strategie richtig war aber nicht aufging und wen er in Valencia neben McLaren noch fürchtet

(Motorsport-Total.com) - Red Bull ist der große Verlierer im Strategiepoker von Montréal. Zunächst sahen Sebastian Vettel und Mark Webber zumindest wie zwei fixe Podiumkandidaten aus, doch die harten Reifen erwiesen sich in der Startphase bald als falsche Wahl. Nach Mark Webbers Rückversetzung in der Startaufstellung zickte schließlich auch Sebastian Vettels Getriebe - das "Bullen-Duo" musste nach dem McLaren-Doppelsieg in Istanbul eine weitere Niederlage gegen Lewis Hamilton und Jenson Button hinnehmen, schließlich blieben nur die Plätze vier und fünf. Warum Teamchef Christian Horner das Resultat beim Grand Prix von Kanada dennoch Mut macht, was es mit den Getriebeproblemen auf sich hat und wen er in Valencia neben McLaren noch fürchtet, verrät er im Interview.

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Christian Horner nachdenklich: Jetzt ist auch die Führung in der Fahrer-WM weg Zoom Download


Frage: "Christian, was war das Problem beim Getriebe von Mark Webber, das vor dem Rennen gewechselt werden musste und ihn auf Startplatz sieben zurückwarf?"
Christian Horner: "Am Abend vor dem Rennen haben wir eine Ölprobe entnommen und einen hohen metallischen Anteil entdeckt. Wir erkannten, dass einige Komponenten beschädigt waren und das Rennen wahrscheinlich nicht durchhalten würden, also durften wir das Getriebe mit Erlaubnis der FIA wechseln. Das war die sicherste Entscheidung, denn das Getriebe war bereits im vierten Rennen."


Frage: "Ist ein hoher metallischer Anteil etwas Unübliches?"
Horner: "Nein, es ist normalerweise ein Anzeichen für ein Problem, wenn sich Metall im Öl befindet."

Red Bull von Reifenabnützung überrascht

Frage: "Zu Beginn des Rennens sah eure Strategie gut aus."
Horner: "In den ersten fünf Runden sah es großartig aus. Wir überholten alle, Mark hatte die verlorenen Startpositionen wettgemacht. Es gelang uns, die ersten zwei Positionen einzunehmen, doch es gelang uns nicht, der Konkurrenz weh zu tun. Die Abnützung war vor allem bei den Hinterreifen stärker als erwartet - das sah man auch bei Kubica, der extrem früh an die Box kam."

"Durch seinen und Hülkenbergs Boxenstopps hatten die Piloten, die auf weichen Reifen gestartet waren, freie Bahn. Sebastian war dann überraschend schnell mit der weichen Mischung auf seinem mittleren Stint unterwegs, doch da hatten wir bereits erkannt, dass sein Getriebe Probleme macht, das beschäftigte uns bis ans Rennende. Die Positionen vier und fünf bringen uns sehr wertvolle Punkte, zumal wir wussten, dass die Strecke McLaren liegen würde. Sie haben ein optimales Ergebnis erreicht und uns ist es gelungen, den Schaden zu begrenzen."


Frage: "Was war die Idee dahinter, bei Mark im mittleren Stint auf dem harten Reifen zu bleiben?"
Horner: "Der harte Reifen war zu Beginn nicht so stark wie wir dachten. Wir wussten auch, dass wir noch einmal stoppen müssten - und für den Fall einer Safetycar-Phase hätten wir dadurch unsere Möglichkeiten geteilt gehabt. Das hätte aus strategischer Sicht Sinn gemacht."

"Es hätte vielleicht keinen Unterschied gemacht, wenn wir mit den weichen Reifen begonnen hätten."Christian Horner
Frage: "War die Reifenwahl die falsche Entscheidung?"
Horner: "Nein, es war richtig, das zu versuchen. Es hätte vielleicht keinen Unterschied gemacht, wenn wir mit dem weichen Reifen begonnen hätten. Ich war überrascht, dass die Piloten, die mit den weichen Reifen begonnen haben, mit ihrer Entscheidung davon kamen und nach den Boxenstopps von Kubica und Hülkenberg von niemandem aufgehalten wurden und freie Bahn hatten. Leider fehlte uns in dieser Phase das Tempo, weil sich die Reifen auflösten."

Wurde Vettel durch ein Ölleck gebremst?

Frage: "Was war das Problem bei Sebastians Getriebe und wann trat es auf?"
Horner: "So um Runde 30. Was genau das Problem war, wissen wir aber noch nicht. Vielleicht hatten wir ein Ölleck, denn wir haben beobachtet, dass sich der Ölstand verringerte. Genaueres wissen wir aber erst, wenn wir das Auto untersuchen können."


Frage: "Muss das Getriebe gewechselt werden?"
Horner: "Das müssen wir untersuchen, das kann ich jetzt noch nicht sagen."


Frage: "Es ist interessant, wie sich die Weltmeisterschaft nach der 40. Runde in Istanbul, in der die Stallkollision passiert ist, gedreht hat - davor wart ihr die dominante Kraft. Überrascht dich das?"
Horner: "Nein, absolut nicht. Wir schlugen uns hier besser, als wir es vor dem Rennen geglaubt hatten - wir konnten mit McLaren mithalten. Dieser Kurs bringt ihnen einen enormen Vorteil und trotzdem nehmen wir wertvolle Punkte mit. Außerdem liegt noch ein weiter Weg vor uns."


Frage: "Wird sich das Kräfteverhältnis wie zuletzt je nach Rennen verändern?"
Horner: "Es sieht so aus, als wäre es dieses Jahr ein Nachteil, die Fahrermeisterschaft anzuführen. Ich weiß nicht einmal genau, wie viele Führende wir dieses Jahr schon hatten - ich glaube, es waren sechs. Es liegen noch viele Rennen vor uns und wir wissen genau, dass uns einige Strecke liegen werden. Die Leistung an diesem Wochenende sollte uns Mut machen. Wir haben es mit einer anderen Strategie probiert - das hat zwar nicht gereicht, um uns über die gesamte Renndistanz vor McLaren zu katapultieren, doch es sorgte für ein spannendes Rennen. Hoffentlich sind wir in Valencia stark, das wird eine weitere Herausforderung für uns. Doch dann kommen Strecken, die uns in die Händen spielen sollten - es ist also noch alles drinnen."

Red Bull setzt auch in Valencia auf Schadensbegrenzung

Frage: "Könnte es sein, dass ihr euren Vorteil zu Saisonbeginn zu wenig genutzt habt, um euch einen Puffer zur Konkurrenz zu erarbeiten?"
Horner: "Nicht wirklich, denn auch die anderen haben ihre Gelegenheiten nicht genutzt - ganz egal, ob wegen Radmuttern oder weil man vergessen hatte, die Kühlabdeckung zu entfernen. Das gleicht sich dadurch wieder aus. In Führung zu liegen ist wunderbar - aber erst nach 19 Rennen. Noch ist es sehr eng, wir haben nicht einmal die Hälfte der Saison erreicht."


Frage: "Wird Valencia ähnlich schwer wie Montréal?"
Horner: "Valencia wird McLaren und Mercedes in die Hände spielen. Vielleicht sind noch mehr Autos mit Mercedes-Motoren vor uns. Wir werden versuchen, den Schaden in Grenzen zu halten."

"Es sieht so aus, als wäre es dieses Jahr ein Nachteil, die WM anzuführen."Christian Horner

"Frage: "Spektakuläre Reglementänderungen werden angedacht, dabei ist diese Weltmeisterschaft die spannendste seit einiger Zeit."
Horner: "Ja, das finde ich auch - auch hier gab es wieder gutes Racing. Die Aerodynamik wird oft als Wurzel des Bösen dargestellt. Dabei spielen die Reifen eine weitaus größere Rolle, wenn es darum geht, ob die Autos gegeneinander kämpfen können."


Frage: "In Valencia wird es weniger Überholmöglichkeiten geben als hier."
Horner: "Valencia ist eine sehr schnelle Strecke mit langen Geraden, ähnlich wie hier. Wir werden ein paar neue Entwicklungen bringen und ich bin sicher, dass wir dort auf unserer Leistung von hier aufbauen können."

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