Hülkenberg: "Ich brauche ein sauberes Wochenende"
Williams-Pilot Nico Hülkenberg erklärt im Interview, warum er bisher unter Wert geschlagen wurde und warum es in Monaco besser laufen sollte
(Motorsport-Total.com) - Der deutsche Rookie Nico Hülkenberg steht vor seinem ersten Grand Prix von Monaco unter Druck: Vor der Saison mit viel Vorschusslorbeeren überschüttet, lief es bisher nicht nach Plan. Bis auf Malaysia, wo der 22-Jährige seinen einzigen WM-Punkt ergatterte, ging er leer aus, auch sein erfahrener Teamkollege Rubens Barrichello war meist schneller. Im Interview spricht der Youngster über die Gründe für den durchwachsenen Saisonstart und zeigt vor seinem Formel-1-Debüt im Leitplankendschungel von Monte Carlo Zuversicht.
Frage: "Nico, Williams ist traditionell sehr stark in Monaco."
Nico Hülkenberg: "Ja, historisch gesehen passt die Strecke zu uns und vor allem zum diesjährigen Auto. Ich bin erst zum zweiten Mal hier, zum ersten Mal in der Formel 1. Es wird sicher schwierig, doch ich freue mich schon und sehe das Wochenende als große Herausforderung. Ich fahre einfach raus und mache den bestmöglichen Job."
Frage: "Wie verhält sich das Auto mit wenig aerodynamischem, aber viel mechanischem Grip?"
Hülkenberg: "Schwer zu sagen. Oft fehlt uns etwas Traktion, doch Monaco ist ganz anders, hier fahren wir ein ganz anderes Setup als auf allen anderen Strecken. Wir werden es herausfinden. Wie gesagt lief es für das Team hier historisch gesehen oft gut, wenn man es mit anderen Strecken vergleicht. Hoffentlich bleibt das auch dieses Jahr so."
Verkehr als Vorteil für Hülkenberg?
Frage: "Im Qualifying wird es viel Verkehr geben. Siehst du das als Problem oder als gute Gelegenheit?"
Hülkenberg: "Es wird für alle schwierig und sehr stressig. Alle Fahrer müssen da aufpassen und auf einer langsamen Runde Platz machen und fair miteinander umgehen. Das ist alles, was man tun kann. Das werden wir sicher auch im Fahrerbriefing besprechen. Hoffentlich wird es für alle funktionieren."
Hülkenberg: "Schwer zu sagen. Natürlich braucht man ein gutes Track-Management, die Kommunikation zwischen mir und der Boxenmauer ist da sehr wichtig. Das könnte für jeden eine Chance sein, aber gleichzeitig auch jeden bremsen. Ich weiß nicht, ob das speziell mit uns was zu tun hat. Das ist doch für alle gleich."
Frage: "Du kennst die Strecke aus der GP2. Glaubst du, dass es mit dem Formel-1-Auto ähnlich sein wird, hier zu fahren?"
Hülkenberg: "Es wird etwas anders sein, doch der Unterschied zwischen GP2 und Formel 1 ist hier nicht so groß - vielleicht drei oder vier Sekunden, also weniger als auf einer normalen Strecke. Mit den Mauern wird das sicher verdammt schnell, doch ich sehe es als Herausforderung und will es genießen."
Worauf es in Monaco ankommt
Frage: "Ist es für dich etwas besonderes, auf dieser historischen Strecken zu fahren oder konzentriert man sich am Rennwochenende einzig und allein auf die eigene Leistung?"
Hülkenberg: "Monaco ist schon eine herausragende Veranstaltung, da gibt es sonst nur noch Singapur. Daher freue ich mich darauf."
Frage: "Wo liegen hier die Herausforderungen, was macht es so besonders?"
Hülkenberg: "Es ist die einzige Rennstrecke im Kalender, wo es absolut keinen Rahmen für Fehler gibt, denn sogar in Singapur gibt es Auslaufzonen. Der kleinste Fehler und du fliegst in die Mauer. Es geht also darum, die richtige Balance zu finden: Man muss innerhalb seiner Möglichkeiten bleiben, darf aber auch nicht zu viel Zeit verlieren. Es ist also eine Gratwanderung zwischen pushen und auf der sicheren Seite bleiben."
Frage: "Euer Auto ist nicht so leicht zu fahren. Beunruhigt dich das?"
Hülkenberg: "Unser Auto ist wie es ist - es gibt bestimmt schlechtere. Ich bin nicht beunruhigt."
Hülkenberg bilanziert seinen Saisonstart
Frage: "Wie siehst du die ersten fünf Rennen? Bist du frustriert, dass dir das Auto nicht die Möglichkeiten bietet, dein Talent zu zeigen? Oder bist du zufrieden?"
Hülkenberg: "Ich bin natürlich etwas frustriert. Ein Punkt ist nicht das, was wir uns erhofft haben. Wieviele Punkte hat Rubens jetzt? Fünf, sechs? (Anm. d. Red.: sieben) Doch wenn ich mir die Rennen ansehe, dann gab es nur einmal keine Probleme. In Bahrain hatte ich einen frühen Dreher. Das war mein Fehler, doch danach war das Auto beschädigt. In Melbourne schied ich früh aus. In Malysia lief es dann endlich einmal problemlos, obwohl wir im Rennen das Lenkrad wechseln mussten. In Schanghai hatten wir nicht die beste Strategie und am vergangenen Wochenende lief das Qualifying gut, doch in der ersten Runde war ich zur falschen Zeit am falschen Ort und habe Plätze verloren."
Frage: "Wie wichtig wäre ein gutes Wochenende nach dem zähen Saisonstart für die Moral im Team?"
Hülkenberg: "Gute Resultate sind gut für das Team, für die Motivation. Rubens kam von Platz 18 auf Platz neun - unser Renntempo war also in Barcelona besser als erwartet. Das ist positiv. Jetzt müssen wir mit beiden Autos ein gutes Ergebnis einfahren, um das Team weiterzubringen."