• 01. April 2010 · 12:00 Uhr

Vettel: "Das Leben geht weiter"

Statt der möglichen 50 hat Sebastian Vettel nach zwei Rennen nur zwölf Punkte auf dem Konto, was in der Fahrerwertung den siebten Rang bedeutet

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Sebastian, wie hast du den Ausfall in Melbourne weggesteckt?"

Sebastian Vettel: "Ich war natürlich nicht besonders glücklich, denn wir hatten einen sehr guten Tag, aber der Defekt kostete uns den Sieg. Natürlich waren wir enttäuscht, aber das Leben geht weiter. Wir haben hier ein neues Rennen, auf das wir uns konzentrieren müssen. Das letzte Rennen ist Geschichte. Wir schauen nach vorne."

Foto zur News: Vettel: "Das Leben geht weiter"

Sebastian Vettel will in Malaysia seinen ersten Saisonsieg feiern Zoom Download

Frage: "Wie frustrierend ist es, genau zu wissen, dass du die Weltmeisterschaft eigentlich überlegen anführen könntest?"

Vettel: "Wir führen sie eben nicht an. Hätte, wäre wenn - das ist ja alles nett, aber so ist es eben nicht. Wir können aus den ersten zwei Rennen viel Positives mitnehmen, denn wir haben im Qualifying und im Rennen ein sehr starkes Auto."

"Aus verschiedenen Gründen sind wir nicht ins Ziel gekommen, was in dem Moment natürlich frustrierend ist. Man konnte ja sehen, dass das ganze Team ziemlich niedergeschlagen war, aber nur eine Woche später sind wir hier schon wieder zuversichtlich und freuen uns auf das Rennen. Was in Bahrain und Melbourne passiert ist, ist Geschichte - wir können es eh nicht mehr ändern."

Blick nach vorne gerichtet

Frage: "Aber wie bist du persönlich mit dem Frust umgegangen?"

Vettel: "Am Sonntagnachmittag habe ich nicht besonders glücklich ausgesehen, klar, aber was willst du machen? Unterm Strich konnte ich mir nichts vorwerfen. Wenn ich mich wegen eines Fahrfehlers gedreht hätte, wäre das viel schwieriger zu verkraften gewesen. Diese Autos sind halt am Limit gebaut. Wir hatten in Bahrain und Melbourne nie ein Problem wie am vergangenen Sonntag, auch nicht bei den Tests. Shit happens, aber wir machen weiter."

"Es ist nicht so, dass eine Abteilung die ganzen Probleme verursachen würde."Sebastian Vettel
Frage: "Müsst ihr nun irgendetwas an eurer Vorgehensweise ändern?"
Vettel: "Ich glaube, wir haben ein sehr gutes Team. Es ist nicht so, dass eine Abteilung die ganzen Probleme verursachen würde. Beide Defekte kommen sehr selten vor, aber that's Racing. Natürlich ist so etwas nicht gut. Wenn du Weltmeister werden willst, kannst du auf solche Dinge gut verzichten, aber andererseits sind erst zwei von 19 Rennen gefahren. So gesehen ist es keine große Sache."

Frage: "Wisst ihr schon genau, was in Melbourne das Problem war?"

Vettel: "Ja. Wir haben die Möglichkeit verloren, Drehmoment auf das Rad zu übertragen. Die Bremsen an sich funktionierten gut, aber wir konnten die Kraft nicht mehr übertragen, also drehte sich das Rad weiter, obwohl ich auf der Bremse stand. Wir verstehen, was passiert ist, und es sollte hier kein Problem mehr sein."

Frage: "Niki Lauda sagt, dass das genau der Grund dafür ist, weshalb Red Bull nicht Weltmeister werden kann. Ist das nur dummes Gerede?"

Vettel: "Ich weiß nicht, was er gesagt hat, aber wenn er es so gesagt hat, dann müssen wir ihm das Gegenteil beweisen."

Nur Einzeldefekte, keine Großbaustellen

Frage: "Eure Probleme sind jeweils zum ersten Mal aufgetreten. Ist das eine Spätfolge des ausgelassenen ersten Wintertests in Valencia?"

Vettel: "Nein, das würde ich nicht sagen. Wir haben kein großes Einzelproblem, aber manchmal gehen eben kleine Dinge kaputt, durch die fünf weitere Dinge brechen. Das kann dann eine große Auswirkung auf das Fahrverhalten haben. Wir reden nicht von Großbaustellen und wir verstehen wie gesagt, wie es dazu kommen konnte. Für dieses Wochenende machen wir uns keine Sorgen."

Frage: "Die Zuverlässigkeit sollte also kein Thema sein?"

Vettel: "Nein, nicht wirklich. Wir machen uns viel mehr Sorgen darüber, dass wir ab dem nächsten Rennen die Rückspiegel nach innen versetzen müssen. Das betrifft alle Teams. Dadurch verliert unser Auto erheblich an Performance, aber die Zuverlässigkeit ist nicht das Thema."

Frage: "Du sitzt wahrscheinlich im schnellsten Auto, hattest aber zweimal technische Probleme. Würdest du dir jetzt ein langsameres Auto wünschen, das zuverlässiger ist?"

Vettel: "Als Rennfahrer willst du immer in einem schnellen Auto sitzen. Ich würde behaupten, dass unser Auto standfest ist. Die letzten zwei Rennen sprechen gegen uns, aber ich glaube, wir haben keine große Baustelle und müssen uns daher allzu keine großen Sorgen machen. Alles in allem stimmt unser Paket. Jetzt hatten zweimal kleine Sachen große Auswirkungen, aber so ist das Leben."

Frage: "Kann man sagen, dass so etwas halt mal vorkommt, dass es einfach Pech war?"

Vettel: "Pech würde ich nicht sagen, denn es gibt schon eine Erklärung dafür. Wenn ein Problem da ist, kann man nicht einfach sagen: Pech gehabt, nächstes Mal wird's besser! Wir müssen uns schon die Frage stellen, warum die Dinge passiert sind, aber das haben wir getan. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Was passiert ist, ist passiert. Das ist Geschichte und wir können es nicht mehr ändern. Hier sollte das Problem aber gelöst sein. Wir machen ganz normal weiter."

Das ist in Melbourne schief gegangen

Frage: "Versteht ihr das Problem denn jetzt so gut, dass das Rad nicht mehr falsch aufgesetzt werden kann?"

Vettel: "Es war kein Problem mit dem Boxenstopp, sondern mit der Radmutter. Die Autos sind halt am Limit gebaut. Ein kleines Teil wirkt sich auf fünf Teile aus und hat dann irgendwann einen Ausfall zur Folge. Genau das ist passiert. Jedes Rad hat seine eigene Bremse. Wenn beschleunigt wird, dreht sich das Rad, und wenn abgebremst wird, muss die Kraft von der Bremse auf das Rad übertragen werden."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Malaysia


"Das ist das, was kaputt gegangen ist. Darum bin ich von der Strecke abgekommen. Zunächst hat es sich wie eine defekte Bremse angefühlt, aber an der Bremse war alles astrein. Das Rad hat sich aber weitergedreht statt die Kraft übermittelt zu bekommen und abzubremsen. Also hatte ich eingangs Kurve 13 nur drei Räder, mit denen ich bremsen konnte. Das Rad links vorne hat nicht gebremst."

Frage: "Nach dem Rennen war die Erklärung noch ganz anders als drei Tage später..."

Vettel: "Es gibt natürlich mein Empfinden und dann die logische Begründung. Es dauert immer ein Weile, bis man das Auto zurückbekommt und alles checken kann. Viele Probleme hören sich für den Fahrer oder für das Team gleich an oder sehen gleich aus, aber es kann dann trotzdem etwas anderes sein. Das Problem in Melbourne hat sich zum Beispiel wie ein Bremsdefekt angefühlt - ähnlich zu dem, den wir im Training in Bahrain hatten. Im Nachhinein war es aber etwas ganz anderes."

Frage: "Aber erhöhen die beiden Ausfälle nicht den Druck auf dich, weil du dir für das Titelrennen keinen weiteren mehr erlauben kannst?"

Vettel: "Jedes Jahr gibt es eine neue Herausforderung. In einem Jahr kann man sich vielleicht relativ viel erlauben, in einem anderen weniger. Es kommt immer drauf an, was die anderen machen. In Australien hätte es aus unserer Sicht auch schlimmer kommen können, was die Leute angeht, die ins Ziel gekommen sind und deren Reihenfolge. Wir haben dieses Jahr noch viele Rennen und es ist beruhigend zu wissen, dass unser Auto schnell genug ist."

Schnelle Kurven müssten Red Bull liegen

Frage: "Werdet ihr hier genauso schnell sein wie in Melbourne oder sogar noch stärker, weil euch die schnellen Kurven liegen müssten?"

Vettel: "Ich glaube, dass unser Auto schnell ist und dass wir auf jeder Strecke konkurrenzfähig sein sollten. Natürlich ist das Ziel, das Rennen zu gewinnen, aber wenn das nicht in Reichweite ist, geben wir trotzdem unser Bestes, um vielleicht auf das Podium zu fahren oder Punkte mitzunehmen."

"Unser Auto ist gut - unabhängig vom Streckenprofil."Sebastian Vettel
Frage: "Gehst du davon aus, dass McLaren wieder so stark sein kann wie in Melbourne oder seid ihr wieder klare Favoriten?"
Vettel: "Ich glaube, hier haben wir Probleme, unser Auto nach dem Qualifying für das Rennen zu rejustieren, also werden wir im Vergleich zu McLaren ein bisschen schwächer sein, was die Fahrzeughöhe angeht (grinst; Anm. d. Red.). Ich denke, unser Auto ist gut - unabhängig vom Streckenprofil."

Frage: "Im dritten Qualifying könnte die richtige Reifenwahl eine entscheidende Rolle spielen, noch mehr als in Melbourne, nicht wahr?"

Vettel: "Das müssen wir abwarten. Die Bedingungen sind von Jahr zu Jahr ein bisschen anders und die Autos sind auch nicht mehr die gleichen wie im Vorjahr. Die Reifenmischungen sind aber ähnlich wie im Vorjahr. Damals war der weiche Reifen schneller, aber wir müssen schauen, wie es dieses Jahr ist. Am Freitag werden wir versuchen, das herauszufinden."

Frage: "Dein Punkterückstand in der Weltmeisterschaft ist schon recht groß..."

Vettel: "... sieht aber schlimmer aus, als er ist, denn umgerechnet auf das alte System sind das zehn Punkte. Auf 17 Rennen gesehen ist das durchaus machbar."

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